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36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018)

10.01. - 13. 01.2018, Garmisch-Partenkirchen

Ein heißes Bad – Vorsicht in der Psychiatrie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Steinhauer - UKSH Schleswig- Holstein, Campus Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Deutschland
  • Jung-In Song - UKSH Schleswig- Holstein, Campus Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Deutschland
  • Peter Mailänder - UKSH Schleswig- Holstein, Campus Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Deutschland
  • Robert Krämer - UKSH Schleswig- Holstein, Campus Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018). Garmisch-Partenkirchen, 10.-13.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocV 43

doi: 10.3205/18dav43, urn:nbn:de:0183-18dav436

Published: January 9, 2018

© 2018 Steinhauer et al.
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Text

Einführung/Hintergrund: Verbrühungsverletzungen sind relativ häufig. Ausgedehnte Verbrühungen zeigen sich meist vor allem bei Kindern, seltener bei Erwachsenen.

In unserem Schwerbrandverletztenzentrum wurden in den letzten 3 Jahren 3 Patientinnen mit ausgedehnten Verbrühungsverletzungen aufgenommen und behandelt. Dabei ähnelt sich der Hergang der Unfälle. Alle Fälle resultieren aus einem heißen Bad in der Badewanne. Teilweise ist der genaue Ablauf bzw. die Intention noch unklar oder nicht zu eruieren. Die Patientinnen litten alle unter neurologisch-psychiatrischen Grunderkrankungen. Aufgrund ihrer Grunderkrankungen waren sie zum Zeitpunkt des Unfalls alle in stationärer Behandlung. Bei 2 der Verbrühungsopfer war Pflegepersonal der zuständigen Einrichtung anwesend. Ein Unfall geschah ohne Aufsicht von pflegerischem/ärztlichen Personal.

Zu klären gilt in diesen Fällen, ob die Sicherheitsmaßnahmen ausreichend waren und derartige Unfälle in Zukunft vermeidbar wären.

Methoden: Vorgestellt werden 3 weibliche Personen im Alter von 21–38 Jahren. Alle Patientin litten unter neurologisch-psychiatrischen Grunderkrankungen (Schizophrene Psychose, frühkindliche Hirnschädigung, bipolar affektive Störung, geistige Retardierung und Epilepsie). Sie wurden posttraumatisch auf unserer Verbrennungsintensivstation

Die Verbrühungen betrugen 40–93% der KOF bei ubiquitär IIb-III.° Verbrühungstiefen.

Resultate/Verlauf: 2 Patientinnen überleben und konnten jeweils nach knapp viermonatiger Intensivmedizinscher Therapie in die weitere Rehabilitation entlassen werden. Eine Patientin verstarb nach 3-tägiger Intensivmedizinischer Therapie.

Alle Patientinnen entwickelten im Verlauf der intensivmedizinischen Behandlung Organkomplikationen (Herz-Kreislaufversagen mit Reanimationsbehandlung, Pneumothorax, Nierenversagen mit dialysepflichtigem Verlauf, Sepsis). Die Patientin mit Verbrühungen von 93% der KOF erlitt ein Multiorganversagen mit fulminanter Darmischämie und abdominellen Kompartment.

Diskussion: Aufgrund des teilweise letalen Ausgangs der Verletzungen, stellt sich die Frage, in wie fern die Unfälle im Rahmen des stationären Aufenthalts unter kontrollierten Bedingungen in Zukunft zu vermeiden wären

Bei Patienten, die unter neurologisch-psychiatrischen Grunderkrankungen leiden, sollten die Vorsichtsmaßnahmen bei Anwendung von heißem/warmen Wasser verstärkt werden. Eine dauerhafte Aufsicht während der Duschvorgänge kann sicherlich nicht in jeden Fall gewährleistet werden. Grundsätzlich sollte jedoch bei Patienten mit neurologisch psychiatrischen Erkrankungen eine abgesicherte Heißwasserregulation installiert werden.