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36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018)

10.01. - 13. 01.2018, Garmisch-Partenkirchen

Enzymatisches Debridement der Verbrennungswunde: Europäischer Konsensus

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Ziegler - BG Klinik Ludwigshafen, Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph R. Hirche - BG Klinik Ludwigshafen, Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Antonella Citterio - Ospedale Niguarda, Anestesiology, Plastic and Reconstructive Surgery, Burn Unit, Milano, Italien
  • Henk Hoeksema - Ghent University Hospital, Burn Unit, Department of Plastic Surgery, Gent, Belgien
  • Ján Koller - Ruzinov Hospital, Burn Department, University Hospital Bratislava, Bratislava, Slowakei
  • Martina Lehner - Universitätsklinikum St. Pölten, Klinische Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, St. Pölten, Österreich
  • José Ramón Martinez - Hospital Universitario La Paz, Burn Unit, Madrid, Spanien
  • Stanislas Monstrey - Ghent University Hospital, Burn Unit, Department of Plastic Surgery, Gent, Belgien
  • Alexandra Murray - Stoke Mandeville Hospital, Burn Unit, Aylesbury, Vereinigtes Königreich
  • Jan A. Plock - Universitätsspital Zürich, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Verbrennungszentrum, Zürich, Schweiz
  • Frank Sander - Unfallkrankenhaus Berlin, Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Berlin, Deutschland
  • Alexandra Schulz - Universität Witten/Herdecke, Krankenhaus Köln Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Verbrennungszentrum, Köln, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018). Garmisch-Partenkirchen, 10.-13.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocV 38

doi: 10.3205/18dav38, urn:nbn:de:0183-18dav384

Published: January 9, 2018

© 2018 Ziegler et al.
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Outline

Text

Einleitung: Enzymatisches Wunddebridement durch Bromelain-haltige Präparate konnte erfolgreich in der Behandlung tiefgradiger Verbrennungen etabliert werden. Die vollständige Entfernung des Verbrennungseschars unter Schonung vitaler Dermisanteile und die Reduzierung des Blutverlustes durch enzymatisches Debridement (ED) konnten ebenso nachgewiesen werden wie die reduzierte Notwendigkeit der Spalthauttransplantation verglichen mit konventioneller Nekrosektomie. Ziel dieses Projektes war die Erarbeitung detaillierter, Anwender-orientierter Empfehlungen zum Einsatz von ED im Rahmen der vorliegenden Studienlage sowie darüber hinaus aufgrund der zunehmenden klinischen Erfahrungen in Europa.

Methodik: Im Januar 2017 erfolgte ein Konsensus-Treffen zur Erarbeitung Anwender-orientierter Empfehlungen basierend auf der Erfahrung mehr als 500 enzymatisch-behandelter Patienten in 10 Verbrennungszentren der Teilnehmer aus Europa. Aspekte der Themen Indikationsstellung, Zeitpunkt der Anwendung, Vorbereitungen und Anwendungstechnik, Analgesie, Blutverlust, Wundbeurteilung und -management nach ED einschließlich Hauttransplantation, Prävention von Narben, Schulungsstrategien und Fragestellungen für weitere Forschungen wurden diskutiert und in Konsensus-Aussagen festgehalten. Die Punkte umfassten sowohl Hilfestellungen zur Verbesserung der Lernkurve unerfahrener Anwender sowie zur Ergebnisoptimierung bei bereits erfahrenen Anwendern. Abschließend wurde über jede Konsensus-Aussage abgestimmt.

Ergebnisse: 68 Konsensus-Aussagen wurden definiert und zur Abstimmung gebracht. Einstimmige Zustimmung konnte für 60 Aussagen (88,2%), 9/10 Zustimmungen bei 5 Aussagen (7,4%) und Zustimmung von 7/10 bei 3 Aussagen (4,4%) festgehalten werden.

Einstimmig angenommene Aussagen umfassen unter anderen:

1.
ED ist ein sicheres und zuverlässiges Instrument zur frühzeitigen Escharentfernung bei Erwachsenen.
2.
Der Einsatz bei Kindern ist als off-label-use möglich.
3.
Der Einsatz auf großflächigen Verbrennungen bis 30% ist möglich, jedoch ebenfalls off-label-use.
4.
Anwendung bei zirkulären Verbrennungen ist möglich um chirurgische Escharotomien zu vermeiden.
5.
Vorbehandlung mit Silber-Sulfadiazin oder Betadine-Lösung sollte vermieden werden.
6.
Die Wundbeurteilung sollte innerhalb 2 Stunden nach ED erfolgen.
7.
Eine verlängerte postsoaking Phase nach ED bis zu 18 Stunden kann das Ergebnis verbessern.

Mit 70% Zustimmung wurden unter anderem folgende Aussagen verabschiedet:

1.
Spalthauttransplantation sollte bei ausbleibender Spontanheilung nach spätestens 21 Tagen erfolgen.
2.
Der Einsatz von Regionalanästhesieverfahren ist bei Extremitätenverbrennungen empfehlenswert.

Schlussfolgerung: Die Konsensus-Aussagen enthalten detaillierte Empfehlungen für aktuelle sowie zukünftige Anwender von ED, die zur Vermeidung von unnötigen Rückschlägen beitragen können. Die Aussagen werden neben der in der Literatur verfügbaren Evidenz von der gesammelten Erfahrung aus einer sehr großen Fallzahl, die alle vorliegenden Studien übertrifft, untermauert.