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36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018)

10.01. - 13. 01.2018, Garmisch-Partenkirchen

Verbrennung nach Entflammung von Dimeticon-haltigem Läusemittel

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Mouataz Salloum - Unfallkrankenhaus Berlin, Schwerbrandverletzte Zentrum mit Plastischer Chirurgie, Berlin, Deutschland
  • Simon Küpper - Unfallkrankenhaus Berlin, Brandverletztenzentrum, Berlin, Deutschland
  • Frank Sander - Unfallkrankenhaus Berlin, Schwerbrandverletztenzentrum mit Plastischer Chirurgie, Berlin, Deutschland
  • Bernd Hartmann - Unfallkrankenhaus Berlin, Schwerbrandverletztenzentrum mit Plastischer Chirurgie, Berlin, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018). Garmisch-Partenkirchen, 10.-13.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocV 16

doi: 10.3205/18dav16, urn:nbn:de:0183-18dav161

Published: January 9, 2018

© 2018 Salloum et al.
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Text

Gebräuchliche Mittel gegen Kopfläuse beinhalten Dimeticon/Cyclometicon Kombination z.B. ETOPRIL, DUCRAY ITAX und Dimeticon-Spray NYDA. Alle Hersteller warnen im Klein Paketen vor einer raschen Entflammbarkeit der Substanzen.

2017 wurden zwei Patientinnen (1. Patientin: 64 Jahre, 11%, ABSI: 9, 2. Patientin: 32 Jahre, 14% vKOF, ABSI: 7) mit schweren Verbrennungen der oberen Extremitäten, Stamm und Kopf im Brandverletztenzentrum des Unfallkrankenhaus Berlins behandelt. Bei beiden kam es im Rahmen der Verletzung auch zu einem Inhalationstrauma. Bei beiden Patientinnen ereignete sich die Verletzung im Rahmen einer Entlausungsbehandlung mit dem Dimeticon haltigen ETOPRIL®.

Die Therapie beinhaltete neben der tangentialen Nekrektomie die Wiederherstellung mit Keratinozytensuspension und Spalthauttransplantation. Aufgrund des schweren Inhalationstraumas war jeweils die Tracheotomie notwendig. Die erste Patientin wurde nach 51 Tage und die zweite Patientin nach 49 Tage entlassen.

Diskussion: Die berichteten Fälle sind die ersten in Deutschland. Der Tatbestände wurden an die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) gemeldet. Dies ist die einzige bisherige Meldung.

Das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen berichtet zudem über Laboruntersuchungen, nach denen "Haare zusammen mit dieser Substanzkombination heftigst brennen können.

Der Hersteller der Dimeticon-Cyclometicon-Kombination dokumentiert fünf Berichte über Verbrennungen in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark. Zwei Kinder sollen mit einem Feuerzeug gespielt haben, ein weiteres in die Nähe einer Kerze geraten sein. Aus Frankreich wird über eine Frau berichtet, die sich nach dem Auftragen der Lotion auf Haare und Kopfhaut eine Zigarette anzündet. Bei einem niederländischen Patienten hat ein „altmodischer“ gasbetriebener Boiler den Brand ausgelöst

Das Institut für Arzneimittelinformation in Deutschland (arznei-telegramm) hält das Risiko der Entflammbarkeit für unkalkulierbar und rät auch aus diesem Grund von der Anwendung von Dimeticon- plus Cyclometicon-haltigen Kopflausmittel wie ETOPRIL ab.

Ein deutlicher Warnhinweis auf der Packung wäre anzuraten.