gms | German Medical Science

34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016)

13. - 16.01.2016, Berchtesgaden

Die Kosten von Verbrennungsfolgen und rekonstruktiven Maßnahmen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ursula Mirastschijski - Klinikum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurige, Bremen, Deutschland; Universität Bremen, CBIB, Bremen, Deutschland
  • Ulrich Zier - Universität Bremen, CBIB, Bremen, Deutschland
  • Jan-Thorben Sander - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Hans-Oliver Rennekampff - RWTH Aachen, Klinik für Plastische, Hand- und Verbrennungschirurgie, Aachen, Deutschland
  • Birgit Weyand - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Peter Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover, Deutschland
  • Can Cedidi - Klinikum Bremen-Mitte, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurige, Bremen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016). Berchtesgaden, Deutschland, 13.-16.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dav33

doi: 10.3205/16dav33, urn:nbn:de:0183-16dav331

Published: January 12, 2016

© 2016 Mirastschijski et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Nach Verbrennungen kommt es häufig zu Narbensträngen und -kontrakturen, die plastisch-rekonstruktive Maßnahmen erfordern. Bislang gibt es keine publizierten Daten über die Behandlungskosten von Verbrennungsnarben. Das Ziel dieser Studie war zum einen eine Kostenerhebung für die Behandlung von Verbrennungsfolgen und zum anderen die Erfassung der Häufigkeit von Verbrennungsnarben anhand des Patientenkollektivs des Brandverletztenzentrums Niedersachsen, Medizinische Hochschule Hannover (MHH).

Die deutsche DRG Kodierung wurde verwandt, um Kosten für die stationäre Behandlung von Patienten des Brandverletztenzentrums Niedersachsen, MHH zwischen den Jahren 2006 und 2009 zu erfassen. Hierbei wurde der Schlüssel T95.- als Code für „verbrennungsassoziierte Folgen“ angewendet. Anhand eines Patientenfragebogens wurden Häufigkeit des Auftretens von Narben, Re-Operationen, Arbeitsunfähigkeitszeiten und die postoperativen Behandlungen erfasst.

Verbrennungsopfer berichteten in 44.6% über exzessive Narbenbildungen als Unfallfolge. In 31% aller Befragten waren erneute plastisch-chirurgische Eingriffe nötig, während nur 3% der narben­freien Patienten ein weiteres Mal operiert wurden. Die Risikowahrscheinlichkeit, sich erneuten Operationen unterziehen zu müssen, war signifikant höher (p=0.0002) für Patienten mit Narben als ohne. Weiterhin entstanden signifikant höhere Kosten (p=0.04) für Kompressions­bekleidung für Narben­patienten. Keine Kostenunterschiede bestanden für Salben, Silikonauflagen oder Schmerzmedikation. Aufgrund von Fehlzeiten wegen Arbeitsunfähigkeit entstand ein Produktivitäts­ausfall von 21.664 EUR pro Patient mit und 4.213 EUR ohne Narben­bildung bei durchschnittlichen Abwesenheiten von 236 Tagen bzw. 46 Tagen pro Patient nach dem Humanen Kapitalansatz.

Die Analyse der DRG Daten zeigte, dass Verbrennungspatienten mit Narben 5.6mal höhere Kosten generierten als solche mit anderen Folgeerkrankungen. Zwar wurden zwischen beiden Kohorten keine Unterschiede festgestellt, wenn repetitive Aufenthalte und Interventionen pro Patient subsumiert wurden (p=0.375), jedoch waren die Fall-Kosten für Nicht-Narben­Patienten signifikant höher (0.0003) als mit Narben.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Behandlungskosten von Patienten mit exzessiver Narbenbildung höher sind als die für andere Folgen nach Verbrennungstrauma. Dies ist bedingt durch die hohe Anzahl von Narbenpatienten, multiple Eingriffe bei hoher Rezidivhäufigkeit und höhere Kosten für Kompressionswäsche. Schwerbrandverletzte sollten in spezialisierten Brandverletztenzentren behandelt werden, um Folgeerkrankungen und Interventionen zu minimieren. Die finanzielle Förderung der Narbenforschung sollte erhöht werden zur Entwicklung effektiver Behandlungsmöglichkeiten.