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33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Misshandlungen als Ursache kindlicher Verbrennungen – übersehen wir zu viel?

Meeting Abstract

  • M. M. Sinnig - AUF DER BULT, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Zentrum Kinderchirurgie Hannover, Hannover, Germany
  • M. Todt - Institut für Rechtsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • K. Schriek - AUF DER BULT, Kinder- und Jugendkrankenhaus, Zentrum Kinderchirurgie Hannover, Hannover, Germany
  • A. Debertin - Institut für Rechtsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav03.07

doi: 10.3205/15dav21, urn:nbn:de:0183-15dav212

Published: March 9, 2015

© 2015 Sinnig et al.
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Text

Einleitung: In Deutschland werden etwa 200.000 Kinder jährlich körperlich misshandelt. Laut Literatur sollen 10–20% aller Verbrennungen bei Kindern unter 10 Jahre Folge einer Misshandlung sein. Diese Zahlen und vor allem die Dunkelziffer verunsichert uns als Behandler und wir fragen uns immer wieder, ob wir wirklich alle Misshandlungsfälle auch als solche erkennen und die Kinder neben der fachgerechten medizinischen Behandlung vor weiteren Misshandlungen schützen können.

Methoden: Trotz sinkender Geburtszahlen versorgt auch das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, eine jährlich ansteigende Patientenanzahl. Zweidrittel der behandelten Kinder sind unter vier Jahre alt und entsprechen damit einer Hochrisikogruppe für Verbrennungen einerseits und Misshandlungen andererseits.

Ergebnisse: Neben den für eine Misshandlung typischen Immersionsverbrennungen lassen vor allem Kontaktverbrennungen an auffälligen Lokalisationen den Verdacht auf eine stattgehabte Misshandlung aufkommen. Die von zwei Rechtsmedizinern kürzlich publizierte Hypothese, dass Kontaktverbrennungen der Hand allein anhand des Musters sicher einer Misshandlung zugeordnet werden können, widerspricht jedoch der regelmäßigen Konfrontation mit derartigen Verbrennungen in einem Zentrum und dem Wissen um die Entstehung derartiger Verletzungen aufgrund der psychomotorischen Entwicklung eines Kleinkindes.

Schlussfolgerung: Die vorgestellten Fallbeispiele unterstreichen die hohe Verantwortung an die Sorgfalt in der Diagnostik. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Behandlern, Rechtsmedizin und technischen Sachverständigen ist hierbei unverzichtbar und wird in Niedersachsen durch die klinikinterne Kinderschutzgruppe und die Zusammenarbeit mit der rechtsmedizinischen Kinderschutzambulanz gewährleistet.