gms | German Medical Science

32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Der Break-even-point der „Tagessatz"-Fallpauschale Y01Z – wann sind die anfänglichen Verluste durch spätere Gewinne ausgeglichen?

Meeting Abstract

  • O. Lotter
  • W. Petersen
  • P. Gonser
  • P. Jaminet
  • S. Stahl
  • H.-E. Schaller

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav59

doi: 10.3205/14dav59, urn:nbn:de:0183-14dav590

Published: June 18, 2014

© 2014 Lotter et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Schwerstverbranntenzentren stellen eine der ressourcenintensivsten Einrichtungen dar. Die Kosten liegen insgesamt deutlich höher als bei den meisten anderen Maßnahmen in der Plastischen Chirurgie. Besonders hervorzuheben sind hierbei die überdurchschnittlich aufwändige Intensivtherapie mit hoher Personalbindung und die meist mehrfachen Operationen.

Methoden: Wir analysierten die Kosten und Erlöse sämtlicher Verbrennungsverletzungen mit Eingruppierung in die DRG Y01Z an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen, die zwischen den Jahren 2010 und 2012 (abgeschlossene Fälle) behandelt wurden. Die Jahreszuordnung erfolgte nach dem Aufnahmetag, d.h. es gilt das DRG-System des Jahres, in dem der Pat. aufgenommen wurde. Unsere Kalkulation erfolgte ausschließlich unter monetären Gesichtspunkten der Krankenhausbehandlung ohne Berücksichtigung schwer fassbarer sozioökonomischer Faktoren.

Resultate: Insgesamt wurden 59 Fälle mit Zuordnung zur DRG Y01Z betrachtet, was 39% der insgesamt 149 intensivpflichtigen Verbrennungsfälle mit Vergütung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) entspricht. 25 schwerstverletzte Patienten (42%) verstarben nach durchschnittlich 11 Tagen (d) [Min 1d, Max 53d, Median 15d]. Die 34 überlebenden Patienten konnten nach einer mittleren Intensivverweildauer von 24 Tagen [Min 1d, Max 113d, Median 30d] vor Entlassung bzw. Verlegung durchschnittlich für weitere 43 Tage [Min 3d, Max 152d, Median 50d] auf peripherer Station behandelt werden. Der Gesamterlös für die o.g. 34 Patienten lag bei 4,503 Mio. €.

Die allgemeinen Kosten beliefen sich auf insgesamt 2,365 Mio. € [1.359.983€ Intensiv, 532.883€ Station, 198.921€ OP, 65.370€ Anästhesie und 207.417€ sonstige Kosten]. Mit 1.718€ lagen die mittleren Tageskosten auf Intensivstation 4,6-fach höher als auf Normalstation bei einem durchschnittlichen Tageskostensatz (Intensiv und Station) von 885€.

Der Gewinn (Erlös minus Kosten) belief sich auf insgesamt 2,138 Mio. Nur in einem der 34 Fälle trat ein Verlust von rund 12.000€ in der Gesamtrechnung auf, die übrigen Fälle ergaben Gewinne zwischen 859€ und 170.326€ [Mittelwert 51.713€, Median 62.873€].

Bei Unterteilung der Gewinn- und Verlustrechnung kam es jedoch auf Intensivstation zu einem Minus in 21 Fällen [Min -573€, Max -64.893€, Mittelwert -14.134€, Median -9.378€], welche bis auf den einen o.g. Fall durch die Gewinne auf Normalstation wettgemacht werden konnten.

Nach durchschnittlich 10 Tagen auf Normalstation [Min 0,4d, Max 77d] waren die Verluste der Intensivstation kompensiert. Gruppiert man die Fälle, so zeigten sich die Verluste der Intensivstation in 7 Fällen unter 3 Tagen, in weiteren 7 Fällen zwischen 3 und 10 Tagen, in 3 Fällen zwischen 11 und 20 Tagen und in 4 Fällen nach mehr als 20 Tagen neutralisiert.

Schlussfolgerung: Die DRG Y01Z stellt durch ihre Tagessatzcharakteristik eine Besonderheit in der Abrechnung von Fällen in Schwerstverbranntenzentren dar. Diese ermöglicht es, anhand der Erlöse und Kosten eine Differenzierung zwischen Intensivtherapie und Weiterbehandlung auf Normalstation durchzuführen. Im Patientenkollektiv unserer Klinik konnte durchschnittlich erst ab dem 11. Tag nach Verlegung auf Normalstation Gewinn erwirtschaftet werden. Diese Kalkulation ist unabhängig von Todesfällen in der DRG Y01Z (n=25, Verlust in 18 Fällen) sowie den anderen Verbrennungs-DRGs (keine Tagessatz-DRGs) zu sehen, welche in vielen Fällen als defizitär zu werten sind.