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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Strukturierte Verbrennungsschockraumversorgung in Deutschland, Österreich und Schweiz – Evaluation des Status quo

Meeting Abstract

  • B. Ziegler
  • C. Hirche
  • S. Fischer
  • T. Harbers
  • C.G. Wölfl
  • P.A. Grützner
  • T. Kremer
  • U. Kneser
  • M. Münzberg

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav53

doi: 10.3205/14dav53, urn:nbn:de:0183-14dav535

Published: June 18, 2014

© 2014 Ziegler et al.
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Hintergrund: Die weltweite Einführung standardisierter Versorgungskonzepte wie Advanced Trauma Life Support (ATLS) hat die innerklinische Erstversorgung polytraumatisierter Patienten prioritätenorientiert nach fest strukturierten Vorgaben optimiert.Trotz deutlich geringerer Fallzahlen fordert die Komplexität der schweren Brandverletzung sowie der konsekutiven Verbrennungskrankheit ein ebenso hohes Maß an Expertise, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit zur Behandlung Schwerbrandverletzter vergleichbare strukturierte Erstversorgungsrichtlinien zur Verfügung stehen und umgesetzt werden.

Methoden: Mit dem Ziel der Evaluierung gegenwärtiger Standards der klinischen Erstversorgung Schwerbrandverletzter wurde ein Fragebogen entwickelt und an alle 21 Schwerbrandverletztenzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet. Erhoben wurden strukturelle und statistische Daten der Zentren und des Verbrennungsschockraumes, Indikationen zur Aufnahme über den (Verbrennungs-) Schockraum sowie die personelle Ausstattung. Des Weiteren wurde die Behandlung von Begleitverletzungen, die Nutzung von standard operating procedures (SOPs) sowie der Umfang des Qualitätsmanagement erfragt.

Resultate: Von 21 versendeten Fragebögen wurden 19 vollständig beantwortet und zurückgesendet. 33% der befragten Zentren nehmen alle Patienten mit Verbrennungen über den Verbrennungsschockraum auf. In 67% ist ein Verbrennungsausmaß zwischen 5 und 15% verbrannte Körperoberfläche (VKOF) oder das Vorliegen von weiteren Faktoren Indikation zur Aufnahme über den Schockraum. Der Verbrennungsschockraum wird von Plastischen Chirurgen (75%), Unfallchirurgen (8%) oder Anästhesisten (8%) geleitet. In 54% der Zentren ist ein Facharzt bei jeder Aufnahme im Verbrennungsschockraum anwesend, während in anderen Zentren der Facharzt zu Tracheotomie, Escharotomie oder bei einer VKOF über 15–30% hinzugezogen wird. Obwohl 90% angeben, einen festgelegten „burn trauma leader“ zu haben, ist dieser nur in einem Zentrum für den einweisenden Rettungsdienst leicht zu erkennen. 23% der Zentren führen ein Team-time-out durch, 38% geben die Möglichkeit eines Ethikkonsil bei Schockraumaufnahme an. Über 90% der beteiligten Zentren geben an, selbstentwickelte SOPs zur Aufnahme von Schwerbrandverletzten zu haben, welche in 60% auf ATLS basieren. 85% der Zentren führen ein internes Verbrennungsregister und erheben darin unterschiedliche Zielparameter.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Umfrage verdeutlicht das Fehlen einheitlicher Versorgungsstrukturen in der klinischen Erstversorgung von Schwerbrandverletzten. Sowohl Organisation als auch personelle Ausstattung der Verbrennungsschockräume variieren in den untersuchten Brandverletztenzentren. Die Mehrzahl der Zentren gibt das Vorhandensein von SOPs an. Diese sollten vertieft werden, um die klinische Behandlung von Patienten mit Brandverletzungen genauer zu vergleichen.

Obwohl die meisten Zentren ein internes Verbrennungsregister führen, sollte die Dokumentation verbessert werden, um eine belastbare Datengrundlage zur Entwicklung eines standardisierten Vorgehens in der Schwerbrandverletztenversorgung bereit zu stellen.