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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Die Entwicklung ausgewählter Kraftfähigkeiten bei Brandverletzten während stationärer Rehabilitation

Meeting Abstract

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  • H. Ziegenthaler
  • M. Fischer
  • K. Erler

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav25

doi: 10.3205/14dav25, urn:nbn:de:0183-14dav251

Published: June 18, 2014

© 2014 Ziegenthaler et al.
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Hintergrund: Zum Beginn der Rehabilitation sind bei Brandverletzten im Vergleich zu gleichaltrigen Gesunden durchgängig Defizite bei den Kraftfähigkeiten mit Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer festzustellen. Dies führt zu einer den Alltag beeinflussenden Dekonditionierung, Minderung der Kraft und Kraftausdauer quergestreiften Muskulatur sowie zur Muskelhypotrophie. Kataboler Stoffwechsellage und eine langfristige Immobilisation während der akutmedizinischen Versorgung in speziellen Zentren bedingen dies. Die Datenlage zur Entwicklung der Kraftfähigkeiten bei Brandverletzten ist nach aktueller Datenlage jedoch als unerforscht zu bezeichnen.

Ziel der Studie ist die Analyse der Kraftfähigkeiten Maximalkraft und Kraftausdauer zu Beginn der Rehabilitation im Vergleich zu Normwerten Gesunder. Zudem soll die Entwicklung von Bein-, Hand- und Armkraft nach einem Trainingszyklus von 3 Wochen bei Brandverletzten getestet werden.

Methoden: Die Datenerhebung erfolgte in einer Längsschnittstudie von April 2013 bis Juli 2013 während eines standardisierten stationären Rehabilitationsprogramms.

Während des Zeitraumes erfolgten bis zu drei Messungen. Zur objektiven Beurteilung von Maximalkraft und Kraftausdauer erfolgte an drei unterschiedlichen Geräten (Cybex, Vigorimeter und Federkraftmesser) Untersuchungen von Bein-, Arm- und Handkraft.

T1 als erster Messzeitpunkt lag am Beginn der Rehabilitation. Bei einer Mindestaufenthaltsdauer von drei Wochen absolvierten die Brandverletzten nach diesem Intervall erneut die drei Krafttests (T2). Bei verlängerter Aufenthaltsdauer wurden Daten auch zu diesem Zeitpunkt erhoben.

Zur Erfassung der Beinkraft diente der Cybex Humac 2008 als isokinetisches Messgerät und. Es wurde immer hinsichtlich Maximalkraft und Kraftausdauer getestet. Die Winkelgeschwindigkeit betrug bei der Maximalkrafttestung 60°/s und 150°/s bei der Kraftausdauer.

Der zweite Test diente der Ermittlung der Handkraft mittels Hydraulic Hand Dynamometer Model SH 5001. Mittels eines Federkraftmessers wurde die Armkraft im Sitzen ermittelt.

Resultate: In einer Untersuchungsgruppe von 20 Brandverletzten (18 Männer) in einem durchschnittlichen Alter von 48,4 Jahren (±14,9) und einer verbrannten Körperoberfläche von 19,2% (±10,7) waren zu T0 (durchschnittlich 46 Tage nach Trauma (±31)) die Kraftfähigkeiten im Vergleich zu Normwerten signifikant reduziert. Im Vergleich zu Gesunden gleichen Alters erreichten nur 25 % der Probanden zu T0 Normwerte bei isokinetischer Testung von Knieflexion und -extension. Zu T2 traf dies zu 50% zu. Der Mittelwert von T1 zu T2 hinsichtlich der maximalen Drehmomente der Knieextension und -flexion mit dem rechten Bein verbesserte sich sowohl beim Maximalkrafttest als auch beim Kraftausdauertest signifikant (p=0,05). Von T1 zu T3 verbesserten sich die maximalen Drehmomente der Knieextension und -flexion sowohl beim Maximalkraft- als auch beim Kraftausdauertest signifikant (p=0,05).

Bei der Handkraft lagen die Werte zu T0, T1 und zu T2 jeweils deutlich unter den Vergleichsgruppen. Verbesserungen bei der Handkraft gingen über einen positiven Trend nicht hinaus (p=0,14). Vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt gab es beidseits eine Verbesserung der Armkraft. Diese erwies sich als signifikant (re, p=0,046; li, p=0,000). Von T2 nach T3 war dann keine signifikanten Veränderungen festzustellen.

Für die Entwicklung der Kraftfähigkeiten zeigten sich generell bessere Voraussetzungen bei jüngeren sowie männlichen Brandverletzten. Dagegen ist von der VKOF kein direkter Einfluss ableitbar. Entsprechend der Lokalisation der Verbrennung war die Trainingssystematik zu variieren. Der Einfluss der Verbrennungsschwere, z. B. an Hand des ABSI bedarf einer weiteren Differenzierung.

Schlussfolgerung: Brandverletzte weisen ein signifikantes Defizit an Kraftfähigkeiten auf. Durch ein standardisiertes Therapieprogramm während einer stationären Rehabilitation kann es gelingen, dies zu minimieren. Es bedarf dabei der Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht, VKOF und Besonderheiten der Verbrennungslokalisation. Verbleibende Defizite am Ende der Rehabilitation bedingen entsprechende Nachsorgeprogramme, Eigenaktivitäten der Betroffenen und meist wiederholte Reha-Behandlungen.