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29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2011)

12.01. - 15.01.2011, Grindelwald, Schweiz

Tracheotomie bei Schwerbrandverletzten: perkutan oder doch konventionell-offen?

Meeting Abstract

  • A. Ring - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland
  • J. Hause - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland
  • S. Berendes - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland
  • S. Langer - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland
  • L. Steinsträßer - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland
  • H.-U. Steinau - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, RUB, Bochum, Deutschland

DAV 2011. 29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Grindelwald, Schweiz, 12.-15.01.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dav51

doi: 10.3205/11dav51, urn:nbn:de:0183-11dav517

Published: June 21, 2011

© 2011 Ring et al.
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Hintergrund: Mit den perkutanen Tracheotomietechniken wird häufig ein schnelles und schonendes Verfahren assoziiert und propagiert. Ob die perkutane Tracheotomie diesbezüglich der konventionell-offenen Methode überlegen ist, wurde retrospektiv untersucht.

Methoden: Das Patientenkollektiv der Schwerbrandverletzen-Intensivstation (Januar bis Oktober 2010) wurde analysiert. Von den 37 invasiv beatmeten Patienten wurden im Verlauf 17 Patienten (ABSI 7.2) tracheotomiert. 8 Patienten haben die perkutane Tracheotomie (Spreiztracheotomie nach Griggs, Punktionstracheotomie nach Ciaglia Blue Rhino) und 8 die konventionell-offene Tracheotomie erfahren. 1 Patient wurde von perkutan auf konventionell-offen konvertiert.

Resultate: 50 Prozent der Patienten wiesen vor der Intervention eine erhebliche Oxygenierungsstörung auf (Oxygenierungsindex <150 bei einer FiO2 von 1,0). Bei allen Patienten lag eine regrediente Volumenüberladung vor. 5 von 10 Patienten befanden sich bereits im Regime der Wechsellagerung (135°-Lagerung oder Bauchlagerung). Obwohl die Interventionszeiten (Schnitt-Naht-Zeit) mit 30–45 min bei der konventionell-offenen Methode (vs. 15–25 min) deutlich verlängert waren, ergab sich eine erheblich kürzere Zeit im Hinblick auf den Tubus-Kanülen-Austausch (unter 5 Sekunden) bei der konventionell-offenen Tracheotomie. Im Gegensatz dazu betrug die Wechselzeit bei der perkutanen Tracheotomie länger als 15 Sekunden (ab dem Einsatz des Dilatators bzw. der Howard-Kelly-Zange gerechnet). Die Fallanalyse offenbarte mehrere Vorteile der konventionell-offenen Methode: Möglichkeit der Trachealreinigung oberhalb des Cuffs vorm Zurückziehen des Endotrachealtubus, Vermeidung von Komplikationen aufgrund anatomischer Variationen (in 3 Fällen verliefen großkalibrige Venen median über der Trachea auf Höhe der potentiellen Punktionsstelle), kontrollierte schichtweise Präparation der durch das Ödem stark veränderten Halsweichteile mit vorausgehenden Gefäßligaturen. Hierdurch konnte eine prolongierte Manipulation an den Atemwegen mit potentieller Verschlechterung der bereits erheblich eingeschränkten Oxygenierung vermieden werden. Dagegen war eine Behinderung der maschinellen Beatmung und somit des Atemgasstroms bei der perkutanern Tracheotomie bereits mit dem Einführen des Bronchoskops und dem Zurückziehen des Endotrachealtubus in die glottische Region gegeben. Eine effiziente Beatmung war hierbei in keinem der Fälle möglich. Des Weiteren führte die breite Eröffnung der tiefen Atemwege beim Aufspreizen zu einem zeitlich verlängerten Leck mit PEEP-Verlust, was den postoperativen Gasaustausch beeinträchtigte.

Schlussfolgerung: Bei brandverletzten Intensivpatienten mit erheblicher Oxygenierungsstörung infolge von Inhalationstrauma, Volumenüberladung und Pneumonie ist die konventionell-offene Tracheotomie den perkutanen Tracheotomietechniken vorzuziehen. Im Hinblick auf die Interventionszeiten sowie die perioperativen Besonderheiten ist die konventionell-offene Tracheotomie als ungleich schonende und schnellere Methode einzustufen.