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28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2010)

13.01. bis 16.01.2010, Schladming, Österreich

„Metabolisches Bündel“ – ein Paket zur optimalen Beeinflussung der metabolischen Situation bei Schwerbrandverletzten

Meeting Abstract

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  • corresponding author Hagen Fischer - Klinikum St. Georg Leipzig, Brandverletztenzentrum, Leipzig, Deutschland
  • Jochen Gille - Klinikum St. Georg Leipzig, Brandverletztenzentrum, Leipzig, Deutschland
  • Thomas Raff - Klinikum St. Georg Leipzig, Brandverletztenzentrum, Leipzig, Deutschland

DAV 2010. 28. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Schladming, Österreich, 13.-16.01.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dav28

doi: 10.3205/10dav28, urn:nbn:de:0183-10dav283

Published: June 30, 2010

© 2010 Fischer et al.
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Bei schweren Verbrennungen kommt es nach einer kurzfristigen Ebbphase zu einem ausgeprägten Hypermetabolismus. Die Stoffwechselsteigerung geht mit einer Katabolie einher, die zu Eiweißverlusten (Verlust an Muskelmasse), gesteigerter Lipolyse, erhöhter Körpertemperatur und erhöhtem Sauerstoffverbrauch führt. Eine erhöhte Infektionsrate, verzögerte Wundheilung, verlängerte Beatmungsdauer und schwierige Mobilisierung können die Folge sein.

Durch Bündelung therapeutischer Interventionen, die eine optimierte Ernährung, pharmakologische Beeinflussung der Katabolie und nichtpharmakologische Maßnahmen beinhalten, erscheint eine therapeutische Beeinflussung mit Verbesserung des Behandlungsergebnisse möglich.

Wir stellen ein „metabolisches Bündel“ solcher Interventionen vor, die in unserer Klinik als SOP bei Verbrennungen >30% VKOF und/oder ABSI ≥8 etabliert wurde.

1. Sondenkost mit erhöhtem Gehalt an Zink, Vitamin C, Arginin (Perative®). Ausreichend oral ernährte Patienten erhalten Kupfer (Kupfer POS® 2 mg 2-2-0) und Zink (ZinkVerla® 20 mg 0-0-1) (keine gleichzeitige Gabe!). Zusätzlich erhalten di e Patienten Glutamine (Glutamine Plus® 2-3 x 10 g/d). Selen wird entweder intravenös (Selenase 500 µg/d) oder oral (Selenase 100 Trinkampullen® 1-0-0) supplementiert. 2. Propranolol (Obsidan® 2–3 x 25–50 mg/d oral). Therapiebeginn nach vollständiger Ausprägung der Verbrennungswunden bzw. nach der ersten chirurgischen Nekrektomie. 3. Oxandrolone® 2 x 10 mg/d p.o., Indikation: Verbrennungen >40% VKOF, ggf. auch bei geringerem Ausmaß bei vorbestehend schlechtem Ernährungszustand (z.B. chronischer Alkoholabusus, chronisch konsumierende Erkrankungen). 4. Nichtpharmakologische Maßnahmen: erhöhte Umgebungstemperatur, frühzeitige chirurgische Wundversorgung, Physiotherapie. 5. metabolisches Monitoring: Messung des Körpergewichts bei Aufnahme/Entlassung und jeweils 1x/wöchentlich, Labor: mind. 2x/Woche: Albumin, Protein; unter Oxandrolone® zusätzlich 2x/Woche: ALAT, ASAT, yGT, AP; 1 x/ Woche: Zink und Kupfer, indirekte Kalorimetrie (Deltrac®) bei Beatmeten mindestens 2x/Woche, in der Akutphase (bis 10. d) 2tägig.

Insbesondere die Therapie mit Oxandrolone® bedarf im deutschsprachigem Raum einer definitiven Bewertung durch die Fachgesellschaft und soll zur Diskussion gestellt werden. Ziel ist aus unserer Sicht eine positive Stellungnahme, um das Beschaffen des Medikaments zu erleichtern und den Anwender rechtlich abzusichern.