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27. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2009)

14.01. bis 17.01.2009, Leogang, Österreich

Verbrennungsmanagement bei 53% vKOF IIb-III° ohne Gabe von Blutprodukten – eine außergewöhnliche Kasuistik

Meeting Abstract

  • F. Sander - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie Unfallkrankenhaus Berlin
  • M. Schöne - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie Unfallkrankenhaus Berlin
  • A. Wegner - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie Unfallkrankenhaus Berlin
  • B. Hartmann - Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie Unfallkrankenhaus Berlin

DAV 2009. 27. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Leogang, Österreich, 14.-17.01.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dav32

doi: 10.3205/09dav32, urn:nbn:de:0183-09dav326

Published: March 19, 2009

© 2009 Sander et al.
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Text

Einleitung: Die operative Versorgung Schwerbrandverletzter erfordert regelmäßig die Gabe von Blutprodukten.

Zeugen Jehovas verweigern gemäß ihres Glaubens den Erhalt von Blutkonserven. Wir berichten über die Behandlung eines 36-jährigen Patienten, der sich 53% der KOF, überwiegend operationspflichtig, verbrannt hatte.

Material und Methoden: Nach initialem Flüssigkeitsmanagement unter hämodynamischem Monitoring erfolgte ab dem 5. Tag die Gabe von Erythropoetin (20000IE/d)bei begleitender Eisen- und Vit B12-Substitution.

Blutentnahmen wurden auf ein Minimum reduziert. Die sonst übliche zügige Frühnekrosektomie wurde zugunsten mehrerer Debridementeingriffe verlassen. OP-Areale wurden mit Adrenalin/Xylocain unterspritzt.

Ergebnisse: Blutkonserven wurden zu keinem Zeitpunkt gegeben. Der Hb betrug während der gesamten operativen Phase zwischen 4,0 und 5,2 mmol/l (bei Aufnahme 8,9 mmol/l), Ein Anstieg der Retikulozyten zeigte sich 28 Tage nach Begin der Epo-Therapie. Ingesamt sieben debredierende Eingriffe waren notwendig.

Die autologe Deckung mit Mikrografts und Kulturhaut erfolgte am 21. Tag. Die Kosten der Epo-Gabe beliefen sich auf 5300 € (geschätzte maximal 25 EK- und 25 FFPEinheiten hätten ca. 3000 € gekostet). Der stationäre Aufenthalt erstreckte sich über 84 Tage.

Diskusion/Schlussfolgerung: Schwere Verbrennungen ohne Transfusion von Blutprodukten zu behandeln ist in seltenen Fällen möglich. Wesentliche Voraussetzung ist, daß der Patient jung und ohne weitere Vorerkrankungen ist. Ein geändertes chirurgisches Vorgehen mit mehreren Nekrosektomien lediglich kleinerer Flächen, und temporärer Deckung ist notwendig. Das prolongierte chirurgische Verfahren kann septische Komplikationen provozieren. Eine deutliche Kostenvermehrung durch Verlängerung des stationären Aufenthaltes, vermehrte OP-Resourcen und spezifische Therapiekosten muß einkalkuliert werden.