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Atemwegsinfektionen beim Schwerbrandverletzten
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Published: | June 30, 2008 |
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Einleitung: Atemwegsinfektionen beim Schwerbrandverletzen sind häufig: Die verbrennungsinduzierte Immunsuppression, die häufig prolongiert notwendige Beatmungstherapie sowie Rauchgas- und Hitzeinhalation sind pathogenetisch zentrale Faktoren durch das Trauma selbst. Hinzu kommen endogene Vorschädigungen der Atemwege durch vorbestehende Erkrankungen (COPD, Asthma bronchiale etc.) und Lebensführung (Nikotinabusus). Die prophylaktische Gabe von Antiinfektiva ist in vielen Zentren Therapiestandard, insbesondere wenn der Verdacht auf Hitze- oder Rauchgasinhalation besteht. Mit vorliegender retrospektiv-statistischer Studie wurden die aus Trachealsekret von Schwerbrandverletzten isolierten Mikroorganismen und ihre Resistenz gegen antiinfektive Chemotherapeutika analysiert.
Methoden: Retrospektiv-statistisches Studiendesign. Einschlusskriterium war das Vorliegen eines thermischen Traumas durch Flammenverbrennung jeden Ausmaßes und Tiefe sowie Rauchgasinhalation. Das vorhandene Keimspektrum wurde nach phylogenetischer Einteilung, die getesteten Antiinfektiva nach Wirkmechanismus gruppiert und statistisch mittels Student's t-Test oder – wo notwendig – mittels Analysis of Variance (ANOVA) und Bonferroni's post-hoc Tests analysiert. Das vorliegende Datenmaterial unseres Brandverletztenzentrums der Jahre 2000 bis 2006 wurde analysiert.
Ergebnisse: Trachealsekret führte die Gruppe der am meisten untersuchten Materialien vor Bronchialsekret/BAL an (2990 Untersuchungen insgesamt). Es wurden 732 mikrobiologische Untersuchungen zum Pilznachweis durchgeführt. In 2123 Fällen wurden auch gram-positive Keime isoliert, welche ausnahmslos auf Cefotaxim und Ceftriaxon sensibel waren. Bemerkenswert ist, dass die nachgewiesenen grampositiven Keime auf Piperacillin + Combactam als häufig verwendete Prophylaxekombination in 86,3% der Fälle sensibel waren, wobei Gyrasehemmer wie Levofloxacin oder Ofloxacin schlechter reagierten (57,6% bzw. 54,1% sensible Keime). Non-Fermenter (2588 Keimnachweise) reagierten auf Tobramycin in 98% der Fälle sensibel, wohingegen Gyrasehemmer (z.B. Ciprofloxacin) in 88,4% wirksam waren. Bei Pilznachweis zeigte Amphotericin B 100% Wirksamkeit, interessanterweise wiesen Imidazolderivate wie z.B. Fluconazol Resistenzraten von knapp 30% auf.
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse spiegeln den „Keimshift“ auch bei respiratorischen Infektionen des Schwerbrandverletzten in Richtung grampositive Erreger wider. Interessant ist, dass häufig verwendete – vermeintlich kosteneffiziente – Antibiotika oft nur eine geringe Wirksamkeit gegenüber den tatsächlich isolierten Keimen aufwiesen. Weiterhin ist auffällig, dass Standardantimykotika aus der Imidazolgruppe bei ca. 50% der isolierten Pilze bei Atemwegsaffektion Resistenzen aufwiesen.