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25. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2007)

10.01. bis 13.01.2007, St. Anton am Arlberg

Langzeitverlauf nach Suizidbrandverletzungen

Meeting Abstract

  • corresponding author A. Daigeler - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • K. Hüllmann - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • S. Echterhoff - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • F. Illes - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • D. Selbach - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • M. Lehnhardt - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • L. Steinsträßer - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum
  • H. U. Steinau - Universitätsklinik für plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Handchirurgiezentrum - Operatives Referenzzentrum für Gliedmassentumoren, BG-Kliniken Bergmannsheil, Bochum

DAV 2007. 25. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. St. Anton am Arlberg, 10.-13.01.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc07dav67

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dav2007/07dav67.shtml

Published: June 25, 2008

© 2008 Daigeler et al.
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Text

Einleitung: Die Wahl der Suizidmethode der Selbstverbrennung spielt in unserem Kulturkreis eine geringe Rolle. Allerdings werden Verbrennungszentren immer wieder mit diesem Phänomen konfrontiert. Die Schwere der Verbrennungen, Begleitverletzungen und die psychiatrische Problematik komplizieren die Therapie. Welche Faktoren lösen eine solch autoaggressive Handlung aus und wie ist der Langzeitverlauf dieser Patienten?

Patienten und Methoden: Von 1994–2005 wurden 46 Patienten mit Verbrennungsverletzungen, die sie sich in suizidaler Absicht zugezogen hatten behandelt. Es erfolgte eine Aktenauswertung und Kontaktaufnahme zu Vorbehandlern bezüglich Vorgeschichte und Krankheitsverlauf. Alle noch lebenden Patienten wurden angeschrieben und bei Kooperationsbereitschaft aufgesucht, nachuntersucht und anhand standardisierter Fragebögen befragt.

Ergebnisse: 74% der Patienten waren weiblich. Das Alter variierte von 14 bis 81 Jahren mit einer Häufung zwischen 20 und 40 Jahren. In ¾ der Fälle war eine psychische Vorerkrankung bekannt, 36% hatten bereits Suizidversuche unternommen. In der überwiegenden Zahl der Fälle erfolgte die Selbstentzündung der zumeist ledigen, aus allen Bildungsschichten stammenden Patienten, nach Übergießen mit Benzin oder Spiritus. In einem Fall wurden zusätzlich Schlaftabletten eingenommen. Es überwogen 2.- und 3.-gradige Verbrennungen (87%), es waren 10–100% der Körperoberfläche betroffen. In 60% der Fälle wurde ein Inhalationstrauma festgestellt. Nur 61% der Patienten überlebten den Suizidversuch. Die überlebenden Patienten blieben 4–23 Tage (Durchschnitt: 38 Tage), die übrigen Patienten verstarben nach 1–31 Tagen. Die Beatmungstage zählten im Durchschnitt 8,7 (0–57). 87% der Patienten wurden operativ versorgt, bei 7% wurden Gliedmaßenamputationen notwendig. Bei 43% der Patienten erfolgte nach dem stationären Aufenthalt keine weitere Psychiatrische Betreuung. ¼ der Patienten unternahm mindestens einen weiteren Suizidversuch. Die sozialen Kontakte zu Freunden und Verwandten intensivierten sich nach der Genesung in den meisten Fällen, wobei 54% nur eine mäßige Beeinträchtigung, 13% eine sehr starke Beeinträchtigung der alltäglichen Verrichtungen und beim Aufbau neuer sozialer Kontakte durch die Verbrennungsfolgen berichteten.

Schlussfolgerung: Aufgrund der Schwere der Verbrennungen ist die Mortalitätsrate hoch. Der Einsatz des Verbrennungsteams lohnt sich trotzdem sicher, da nur etwa ¼ der Patienten lebensmüde bleibt. Die übrigen Patienten profitieren sehr von einer suffizienten chirurgischen Therapie und entsprechender psychiatrischer Nachsorge und begreifen Ihr Überleben und die intensive Zuwendung während des stationären Aufenthaltes als motivierenden Wendepunkt.