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6. Community Health Konferenz

23.11. - 24.11.2023, Bochum

Die Rolle der Spezialinteressen von Kindern aus dem Autismusspektrum in der Therapie: Eine qualitative Befragung von Expert:innen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Leonie Domenik - Hochschule für Gesundheit, Bochum
  • presenting/speaker Ann-Cathrin Dreyer - Hochschule für Gesundheit, Bochum
  • Christian Postert - Hochschule für Gesundheit, Bochum
  • Verena Baumgart - Hochschule für Gesundheit, Bochum

Hochschule für Gesundheit. 6. Community Health Konferenz. Bochum, 23.-24.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc13.4

doi: 10.3205/23chk53, urn:nbn:de:0183-23chk533

Published: May 3, 2024

© 2024 Domenik et al.
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Text

Hintergrund: Eine Autismusspektrumstörung bewirkt u.a. Schwierigkeiten in der Interaktion, Kommunikation und Beziehungsgestaltung [1]. Dies kann auch den Umgang in der Therapie mit Kindern aus dem Autismusspektrum (AS) erschweren [2]. Spezialinteressen sind darüber hinaus ein wesentlicher Teil von Kindern aus dem AS, die Stärken darstellen und sich positiv auf das Wohlbefinden der Kinder auswirken können [3]. In der Literatur gibt es bisher kaum Angaben darüber, wie die Spezialinteressen im Rahmen der Therapie Einzug finden können.

Fragestellung: Welche Rolle können Spezialinteressen von Kindern aus dem AS in der Therapie spielen?

Methodik: Um dieser Thematik auf den Grund zu gehen, wurden im Rahmen eines qualitativen Designs neun Expert:inneninterviews mit Personen aus unterschiedlichen therapeutischen Berufsgruppen durchgeführt. Ausgewertet wurden die Daten mit der qualitativen Inhaltsanalyse angelehnt an Kuckartz und Rädicker [4].

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die Spezialinteressen in verschiedenen Bereichen der Therapie von Bedeutung sind. Sie werden in der Beziehungsgestaltung zwischen Klient:in und Therapeut:in und zur Motivation in der Bearbeitung von Therapieinhalten genutzt. Zudem können sie zum Wohlbefinden der Kinder in der Therapie beitragen und werden von den Expert:innen auch in Beratungsgesprächen mit Angehörigen oder der Schule thematisiert. Die Expert:innen beziehen die Spezialinteressen nicht systematisch im Rahmen eines Konzeptes, sondern intuitiv mit ein. Neben positiven Effekten stellen die Spezialinteressen die Therapeut:innen auch vor Herausforderungen, wenn diese sehr vereinnahmend sind oder belastende Themen betreffen.

Diskussion und Fazit: Die Aussagen der Expert:innen in Bezug auf die positiven Effekte von Spezialinteressen decken sich zu großen Teilen mit der aktuellen Literatur. Jedoch fehlen Forschungen zur konkreten therapeutischen Anwendung von Spezialinteressen, demnach sollten hier weitere Untersuchungen erfolgen. Spezialinteressen können in der Therapie verwendet werden, wie es von den Expert:innen beschrieben wurde, um den Herausforderungen im Umgang mit Kindern aus dem AS ressourcenorientiert zu begegnen.


Literatur

1.
Falkai P, Wittchen HU, Döpfner M, Gaebel W, Maier W, Rief W, Saß H, Zaudig M, Hrsg. Diagnostische Kriterien DSM-5® [deutsche Ausgabe von: American Psychiatric Association. Diagnostic and statistical manual of mental disorders: DSM-5™]. 1. Auflage. Göttingen: Hogrefe; 2015. Verfügbar unter: http://elibrary.hogrefe.de/9783840926006 External link
2.
Haudum KH. Autismus bei Kindern: Ein Leitfaden für ergotherapeutische Behandlungsansätze. 1. Aufl. Bachelor + Master Publishing; 2015. Verfügbar unter: http://ebooks.ciando.com/book/index.cfm/bok_id/2014448 External link
3.
Winter-Messiers MA. From Tarantulas to Toilet Brushes. Remedial and Special Education. 2007;28(3):140-152. DOI: 10.1177/07419325070280030301 External link
4.
Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung: Grundlagentexte Methoden. 5. Aufl. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2022. (Grundlagentexte Methoden).