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Sexuelle Bildung – was wir im Sexshop lernen können
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Published: | May 3, 2024 |
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Hintergrund: Die Sexualität des Menschen durchläuft durch die kontinuierliche Konfrontation mit Entwicklungsaufgaben einen lebenslangen Prozess und umfasst in ihren vielfältigen Ausdrucksformen grundlegende Aspekte menschlicher Identität [1]. Trotz dieser zentralen Bedeutung mangelt es an sexualitätsbezogenen Informations- und Bildungsangeboten im Erwachsenenalter [2].
Ziel: Sexshops sind Orte, die sich explizit mit dem Thema der gelebten Sexualität beschäftigen und einer breiten Masse zugänglich sind, jedoch scheinen sie kaum als Orte der sexuellen Bildung wahrgenommen zu werden. Das Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen, wie, von wem und zu welchem Zweck Sexshops besucht werden und inwiefern sie aus Sicht der Mitarbeiter*innen (MA) einen Beitrag zu sexueller Bildung leisten.
Methodik: Sechs Sexshopmitarbeiter*innen wurden mittels halbstrukturierten episodischen Interviews befragt. Die Interviews wurden anhand der inhaltlich strukturierten Inhaltsanalyse nach Kuckartz transkribiert und mithilfe eines induktiv und deduktiv entwickelten Codierungshandbuches ausgewertet. Anhand der Ergebnisse wurden Themenkomplexe aus dem Material hergeleitet. Die Ergebnisse wurden in Bezug auf Kennzeichen sexueller Bildung [3] diskutiert.
Ergebnisse: Mithilfe der Inhaltsanalyse wurden fünf Hauptthemen identifiziert: (1) der Sexshop als Ladengeschäft, dem durch die Auswahl an Produkten und seiner Gestaltung bzw. Atmosphäre, ein großer Beitrag zur sexuellen Bildung zugesprochen wird, (2) die Rolle der Mitarbeiter*innen, inkl. ihrer Haltung und ihrem Kompetenzprofil, sowie (3) die Kund*innen, mit ihrem Kund*innenprofil und Verhalten im Shop, inkl. identifizierter Einflussfaktoren auf das Kund*innenverhalten durch die MA. Außerdem konnten als Themen (4) die Sexuelle Entwicklung über den Lebensverlauf und (5) Grenzerfahrungen der Mitarbeiter*innen herausgearbeitet werden.
Ausblick: Inwieweit Sexshops in der sexuellen Bildung eine Rolle spielen können, scheint von (zeit-gemäßen) Shop-Konzepten und verschiedenen Faktoren abzuhängen. Scham und deren Einflussfaktoren wurde in den Interviews mehrfach erwähnt sowie das Potenzial des Sexshops als Raum Scham abzubauen, die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen und zum Ausdruck zu bringen. Jedoch scheint es nicht den „einen“ Raum zu geben, in dem sich alle Menschen gleichermaßen frei mit ihrer Sexualität auseinandersetzen können, daher bedarf es vielfältiger sexualitätsbezogener (Bildungs-)Angebote und Räume.
Literatur
- 1.
- World Health Organization, Hrsg. Defining sexual health: report of a technical consultation on sexual health. (Sexual health document series). 2006.
- 2.
- Pampel R. Wir reden zu wenig! Angebote zur sexuellen Bildung Erwachsener. Originalausgabe. (Angewandte Sexualwissenschaft; Band 15). Gießen: Psychosozial-Verlag; 2019.
- 3.
- Valtl K. Sexuelle Bildung: Neues Paradigma einer Sexualpädagogik für alle Lebensalter. In: Schmidt RB, Sielert U, Hrsg. Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung. 2., erweiterte und überarbeitete Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2013. S. 125-140.