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6. Community Health Konferenz

23.11. - 24.11.2023, Bochum

Sucht und Gewalt in stationären Pflegeeinrichtungen – Prävention und Gesundheitsförderung zwischen Bedarfen und Möglichkeiten

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Kerstin Guhlemann - Sozialforschungsstelle der TU Dortmund
  • Christine Best - Forschungsgesellschaft für Gerontologie, Dortmund
  • Elke Olbermann - Forschungsgesellschaft für Gerontologie, Dortmund

Hochschule für Gesundheit. 6. Community Health Konferenz. Bochum, 23.-24.11.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc1.2

doi: 10.3205/23chk02, urn:nbn:de:0183-23chk023

Published: May 3, 2024

© 2024 Guhlemann et al.
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Text

Hintergrund: Die Situation in deutschen Pflegeheimen ist mit vielfältigen Herausforderungen verbunden. Gewalt- und Suchtproblematiken in Pflegeeinrichtungen sind oft Manifestationen multifaktorieller struktureller Probleme wie Zeit- und Personalmangel, hoher emotionaler Belastungen auf Beschäftigten- und Bewohner*innenseite sowie der Herausforderung, Resilienzen bei gleichzeitig tendenziell abnehmenden Ressourcen aufrechtzuerhalten. Viele Bewohner*innen stationärer Pflegeeinrichtungen leiden unter sozialer Isolation, Einsamkeit, dem Mangel an sinnstiftender Beschäftigung, Bewegung und kognitiver Aktivierung [1].

Zielsetzung: Um die Problemlagen adäquat zu bearbeiten, bedarf es eines passgenauen multidimensionalen Ansatzes zur Prävention und Gesundheitsförderung. Dieser sollte auf die Bedarfe sowohl der Einrichtungen als auch der Bewohnenden reagieren und im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten umsetzbar sein. Der Beitrag adressiert daher die Frage, welchen Anforderungen ein entsprechender Ansatz genügen muss, um umsetzbar und wirksam zu sein.

Empirische Basis: Die Untersuchungen finden im vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) auf Basis des GKV-Leitfadens geförderten Projekt „Prävention kreativ!“ statt, dessen Ziel die Konzeption, Umsetzung und Evaluation eines Präventionsangebotes gegen Sucht und Gewalt in Pflegeeinrichtungen ist. Entwickelt und implementiert werden geragogisch-sozialkünstlerische und seelisch-orientierte Gruppenangebote, die gezielt an den Ressourcen der Bewohnenden ansetzen. Einerseits werden damit die Bearbeitung potenziell schwieriger und tabuisierter Themen ermöglicht, andererseits über positive Erlebnisse, geistige und körperliche Aktivierung Resilienz aufgebaut, wodurch kommende schwierige Situationen besser bewältigt werden können. In diesem Rahmen wurden eine quantitative Erhebung unter Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen, qualitative Interviews mit Führungskräften und Bewohnenden sowie teilnehmende Beobachtungen durchgeführt.

Ergebnisse/Diskussion: Die ersten Ergebnisse zeigen deutlich, dass Gewalt und Sucht in vielfältigen Facetten vorkommen, eng mit den strukturellen Bedingungen, dem Gesundheitszustand der Bewohnenden und dem Belastungsspektrum des Personals in den Einrichtungen verwoben sind und ihre Bearbeitung nicht ohne die Berücksichtigung dieser Gemengelage funktionieren kann. In der ersten Maßnahmenwelle in vier Einrichtungen wurden weitere Faktoren deutlich, die für ein Gelingen der Angebote unabdingbar sind. Der indirekte Zugang über die Stärkung von Resilienz, der im Projekt gewählt wurde, hat sich als sinnvoll erwiesen, ebenso der Zugang über die Verzahnung von theatergeragogischen und seelisch-orientierten Ansätzen.


Literatur

1.
Wurm S. Gesund Älterwerden. Wünsche, Fakten, Möglichkeiten. Stuttgart: W. Kohlhammer GmbH; 2023.