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Prinzipien der curricularen Einbindung virtueller Patienten in das Medizinstudium: Ergebnisse einer Fokusgruppenstudie
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Published: | April 13, 2010 |
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Fragestellung: Es wurde untersucht, welche Art der curricularen Einbindung virtueller Patienten (VP) das Lernen aus Sicht der Studierenden fördert.
Methoden: 120 Medizinstudierende im 8. Semester bearbeiteten mindestens acht virtuelle Patienten des Typs CAMPUS-classic (http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Zentrum-fuer-virtuelle-Patienten.109894.0.html) in sechs verschiedenen „blended learning“-Szenarien. Die Szenarien unterschieden sich hinsichtlich der Reihenfolge verschiedener Lernformen, der Betreuung durch Tutoren, der Fallbearbeitung (einzeln oder in Tandems bzw. Tridems) und dem Einbezug wirklicher Patienten. Neun Gruppen, jeweils bestehend aus 4–9 zufällig ausgewählten Studierenden (n=39), nahmen an Fokusgruppen-Interviews nach etablierten Standards hinsichtlich der curricularen Einbindung virtueller Patienten teil. Die Fokusgruppendiskussionen wurden von einem erfahrenen Moderator anhand einer „Question route“ geführt. Die Interviews wurden auf Video aufgenommen, transkribiert und analysiert. Die schriftlichen Zusammenfassungen der Sitzungen wurden von den Studierenden als zutreffend bestätigt.
Ergebnisse: Entsprechend den Angaben der Studierenden sollten virtuelle Patienten entsprechend der folgenden 10 Prinzipien in das Medizinstudium integriert werden, um das Lernen zu fördern: (1) Virtuelle Patienten sollten zeitlich und örtlich flexibel bearbeitet werden können; (2) virtuelle Patienten und korrespondierende Unterrichtsveranstaltungen sollten gut aufeinander abgestimmt sein (blended learning); (3) die Studierenden sollten ausreichend über die inhaltliche Verknüpfung der virtuellen Patienten zu anderen Unterrichtsveranstaltungen informiert werden; (4) Vorlesungen oder Seminare sollten zeitlich möglichst vor der Bearbeitung korrespondierender virtueller Patienten stattfinden; (5) die Bearbeitung eines virtuellen Patienten sollte vor dem Kontakt mit einem wirklichen Patienten mit dem gleichen Leitsymptom stattfinden; (6) tutorbegleiteter Kleingruppenunterricht zur Diskussion der virtuellen Patienten wird insbesondere bei komplexeren Fällen als hilfreich empfunden; (7) die Nachbesprechung zweier virtueller Patienten mit ähnlichem Leitsymptom, jedoch unterschiedlicher Diagnose in der tutoriell betreuten Kleingruppe wird als lehrreich empfunden; (8) die Lehrenden sollten über die virtuellen Patienten gut informiert und für die Kleingruppendiskussionen geschult sein; (9) folgendes Szenario wurde als optimal beurteilt: (i) Seminar, (ii) korrespondierender virtueller Patient, (iii) tutorbegleitete Nachbesprechung in der Kleingruppe, (iv) wirklicher Patient; (10) virtuelle Patienten sollten prüfungsrelevant sein.
Schlussfolgerung: Die Studierenden beurteilten die Integration virtueller Patienten entsprechend der beschrieben Prinzipien als sehr lehrreich. Der Einfluß dieser Prinzipien auf den Lernerfolg wird in zukünftigen quantitativen und kontrollierten Studien validiert werden.