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Bad Honnef-Symposium 2016

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

21. - 22.03.2016, Bonn

Antibiotikaresistenz und Therapieoptionen bei Harnwegsinfektionen

Meeting Abstract

  • Florian Wagenlehner - Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Universitätsklinikum Gießen, Gießen
  • Reinhard Fünfstück - Leitliniengruppe Infektionen der Nieren und des Urogenitaltrakts – PEG Empfehlungen 2016, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V., Rheinbach
  • Udo Hoyme - Leitliniengruppe Infektionen der Nieren und des Urogenitaltrakts – PEG Empfehlungen 2016, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V., Rheinbach
  • Kurt Naber - Leitliniengruppe Infektionen der Nieren und des Urogenitaltrakts – PEG Empfehlungen 2016, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V., Rheinbach
  • Adrian Pilatz - Leitliniengruppe Infektionen der Nieren und des Urogenitaltrakts – PEG Empfehlungen 2016, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V., Rheinbach
  • Sören Schubert - Leitliniengruppe Infektionen der Nieren und des Urogenitaltrakts – PEG Empfehlungen 2016, Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V., Rheinbach

Bad Honnef-Symposium 2016. Bonn, 21.-22.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bhs06

doi: 10.3205/16bhs06, urn:nbn:de:0183-16bhs062

Published: March 16, 2016

© 2016 Wagenlehner et al.
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Text

Bei Infektionen der Nieren und des Urogenitaltraktes ist bei Erwachsenen in der Regel eine initiale (empirische) parenterale Antibiotikatherapie nur bei schweren klinischen Verlaufsformen mit Allgemeinsymptomen, wie Übelkeit und Erbrechen, oder bei Verdacht auf Sepsis erforderlich. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um schwere Verlaufsformen einer unkomplizierten oder komplizierten bzw. nosokomialen Pyelonephritis, einer akuten Prostatitis, selten einer akuten Epididymitis mit oder ohne Orchitis, einer akuten Salpingitis-Pelvioperitonitis oder um schwere abszedierende Infektionen im Bereich der Nieren und des Urogenitaltraktes.

Die Antibiotikaresistenz ist auch hier dramatisch zunehmend und umfasst insbesondere Gram-negative Erreger und Resistenz gegenüber Penizillinen, Cephalosporinen und in einigen Regionen in Deutschland auch Ausbrüche mit Carbapenem resistenten Erregern, sowie Resistenz gegenüber Fluorchinolonen und anderen Antibiotika wie z.B. Cotrimoxazol.

Für die parenterale Initialtherapie erstmals ambulant erworbener komplizierter Harnweginfektionen (HWI) eignen sich Cephalosporine der Gruppe 3a, Fluorchinolone, Aminopenicilline mit einem Betalaktamseinhibitor (BLI) oder ein Carbapenem der Gruppe 2 (Ertapenem). Bei Patienten mit nosokomial erworbenen bzw. Katheter-assoziierten HWI treten vermehrt auch multiresistente Erreger auf. Deshalb sollte zur empirischen Therapie ein Antibiotikum eingesetzt werden, das auch gegen seltenere und multiresistente Gram-negative Erreger wirksam ist. Dafür kommen Cephalosporine der Gruppe 3b oder 4, Cephalosporine mit einem BLI (Ceftolozan/ Tazobactam; Ceftazidim/ Avibactam), Fluorchinolone der Gruppe 2 oder 3 (lokale E. coli Resistenz beachten) und Carbapeneme der Gruppe 1 (Imipenem, Meropenem, Doripenem) in Frage. Will man gleichzeitig die bei diesen Antibiotika vorhandene Enterokokkenlücke schließen, da Mischinfektionen mit Enterokokken häufiger bei Katheter-assoziierten HWI anzutreffen sind, bieten sich Acylaminopenicilline mit einem BLI (z.B. Tazobactam) an.

Um Carbapeneme einzusparen und damit der Selektion Carbapenem-resistenter Erreger entgegenzuwirken, kommen zur parenteralen Initialtherapie hier auch die neuen Cephalosporin/BLI-Kombinationen in Frage. Bei ESBL-produzierenden Erregern könnte auch Fosfomycin als parenterale Initialtherapie erwogen werden (es liegen aber nur wenige Daten über die Monotherapie mit Fosfomycin bei komplizierten HWI vor).