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Bad Honnef-Symposium 2016

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

21. - 22.03.2016, Bonn

Die Wahl der initialen Antibiotikadosierung und TDM als Mittel der PK/PD-Steuerung

Meeting Abstract

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  • Uwe Tröger - Institut für Klinische Pharmakologie, Otto-von-Guericke Universität, Magdeburg

Bad Honnef-Symposium 2016. Bonn, 21.-22.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bhs04

doi: 10.3205/16bhs04, urn:nbn:de:0183-16bhs046

Published: March 16, 2016

© 2016 Tröger.
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Die pharmakokinetischen (PK) Prozesse wie Freisetzung (Liberation), Absorption, Verteilung (Distribution) in das Effektkompartiment, renaler und hepatischer Metabolismus (LADME-Schema) bestimmen das zeitliche Verhalten der Antibiotika im menschlichen Körper. Typische PK-Parameter sind Halbwertszeit (t½), Talspiegel (cmin), Spitzenspiegel (cmax), sowie die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve - area under the curve (AUC). Physiko-chemische oder metabolische Arzneistoffinteraktionen, Nieren-, Herz- und Leberinsuffizienz, hocheffektive Nierenersatzverfahren, eine verstärkte Nierenfunktion, extremes Über- oder Untergewicht, spezielle Krankheitsbilder wie onkologische Erkrankungen oder Verbrennungen aber auch eine umfangreiche Polymedikation können diese Prozesse beeinflussen [1].

Im Gegensatz zu PK beschreibt die Pharmakodynamik (PD) die antimikrobielle Wirkung von Antibiotika. Wesentliche Parameter zu ihrer Beurteilung sind die minimale Hemmkonzentration (MHK) als Maß der noch verträglichen, erforderlichen Antibiotikakonzentration zur Abtötung der Erreger sowie Absterbekinetiken zur zeitlichen Beurteilung der Wirkung [2], [3].

Die Zusammenführung beider Aspekte in PK/PD-Modellen ermöglicht die prinzipielle Charakterisierung der Wirkung (zeitabhängig, konzentrationsabhängig, oder kombiniert) und ihre Zuordnung zu einem von drei PK/PD-Indices. Ferner lassen sich aus PK/PD-Modellen Aussagen zu Dosierungen, Applikationsformen und Resistenzproblemen ableiten.

Alle PK/PD-Indices setzen die pharmakokinetischen Parameter cmin, cmax oder die AUC in ein Verhältnis zu dem wesentlichen mikrobiologischen Parameter der Wirksamkeit, der minimalen Hemmkonzentration (MHK). Zeitabhängig wirkende Antibiotika (z. B. viele Betalaktam-Antibiotika) sind effektiv, wenn deren Konzentration im Fokus des Infektionsherdes möglichst lange während des Applikationsintervalls oberhalb der MHK liegt (% T > MHK). Ihre Dosierung kann mittels Therapeutischen Drug Monitorings (TDM) durch Bestimmung des Talspiegels gesteuert werden. Konzentrationsabhängige Antibiotika (z.B. Aminoglycoside) lassen sich am besten durch das Verhältnis aus Spitzenspiegel und MHK (cmax/MHK) charakterisieren. Antibiotika mit sowohl zeitabhängiger als auch konzentrationsabhängiger Wirkung (z.B. Vancomycin) lassen sich durch das Verhältnis von Konzentrations-Zeit-Kurve und minimaler Hemmkonzentration (AUC/MHK) beschreiben [4]. Da sich die AUC im klinischen Alltag mit vertretbarem Aufwand kaum ermitteln lässt, werden hier pragmatisch je nach überwiegender Komponente entweder Tal- oder Spitzenspiegel bestimmt.

Neueste Untersuchungen zeigen, dass die PK/PD-Indices für ein Antibiotikum durchaus nicht konstant sind, sondern in Abhängigkeit vom Charakter der Patientenpopulation, von Besonderheiten der Elimination, von der Erregerdichte und anderen Faktoren variieren können [5].

Am Beispiel von Meropenem wird beispielhaft und fallbezogen die praktische Durchführung einer TDM-gesteuerten Therapie auf der Basis von PK/PD-Daten vorgestellt.


Literatur

1.
Pea F, Viale P, Furlanut M. Antimicrobial therapy in critically ill patients: a review of pathophysiological conditions responsible for altered disposition and pharmacokinetic variability. Clin Pharmacokinet. 2005;44(10):1009-34.
2.
Nielsen EI, Cars O, Friberg LE. Pharmacokinetic/pharmacodynamic (PK/PD) indices of antibiotics predicted by a semimechanistic PKPD model: a step toward model-based dose optimization. Antimicrob Agents Chemother. 2011 Oct;55(10):4619-30.
3.
Mohamed AF, Kristoffersson AN, Karvanen M, Nielsen EI, Cars O, Friberg LE. Dynamic interaction of colistin and meropenem on a WT and a resistant strain of Pseudomonas aeruginosa as quantified in a PK/PD model. J Antimicrob Chemother. 2016 Feb 4. pii: dkv488. [Epub ahead of print]
4.
Roberts JA, Lipman J. Antibacterial dosing in intensive care: pharmacokinetics, degree of disease and pharmacodynamics of sepsis. Clin Pharmacokinet. 2006;45(8):755-73.
5.
Kristoffersson AN, David-Pierson P, Parrott NJ, Kuhlmann O, Lave T, Friberg LE, Nielsen EI. Simulation-Based Evaluation of PK/PD Indices for Meropenem Across Patient Groups and Experimental Designs. Pharm Res. 2016 Jan 19. [Epub ahead of print]