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Veränderte Pharmakokinetik beim älteren Patienten
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Published: | March 20, 2015 |
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Die demographische Entwicklung und der Anstieg chronischer Erkrankungen bewirken, dass der Anteil ältere Patienten in allen Versorgungsbereichen stetig ansteigt. Im Jahr 2050 wird der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtpopulation auf 30 bis 40% geschätzt. Dies stellt besondere Herausforderungen an die medizinische Versorgung von geriatrischen Patienten in Bezug auf Organalterung, Multimorbidität und Funktionseinschränkungen. Die altersbedingten Änderungen der Pharmakokinetik betreffen verschiedene Stoffwechselwege (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Freisetzung
Diese hängt vorwiegend von der galenischen Zubereitung ab und ist nicht wirklich alternsrelevant.
Resorption
Die passive Diffusion stellt den wichtigsten Resorptionsmechanismus dar, veränderte Kontaktzeit zur Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts und können bedingt sein durch:
- Abnahme der Geschwindigkeit der Magenentleerung
- Zunahme des pH-Wert des Magensafts
- atrophierte Darmmukosa
- Abnahme von Darmmotilität und Durchblutung
Verteilung
Mit zunehmendem Alter kommt es zu Veränderungen der Körperzusammensetzung mit einer Abnahme des extra- und intrazellulären Wassers und einer Zunahme des relativen Fettanteils, was zu einer veränderten Verteilung lipo- bzw. hydrophiler Substanzen führt. Hierauf hat auch Eiweißbindung Einfluss. Durch die verminderte Konzentration von Albumin im Alter, sind ein vermindertes Verteilungsvolumen und eine höhere Konzentration des nicht-gebundenen Antibiotikums zu erwarten.
Metabolisierung
Diese erfolgt überwiegend in der Leber. Mit zunehmendem Alter kommt es zu folgenden Veränderungen:
- Abnahme der absoluten und relativen Lebermasse
- Verminderung der Leberperfusion
- Verminderung der Gesamtaktivität hepatischer Enzyme
Ausscheidung
Die Abnahme der renalen Elimination stellt die klinisch bedeutsamste Veränderung im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Pharmakokinetik dar. Der renale Blutfluss verringert sich altersabhängig und somit auch die glomeruläre Filtrationsrate. Da gleichzeitig die Muskelmasse und damit die Kreatinin-Produktion sinken, bleibt der Serum-Kreatinin-Spiegel konstant, auch wenn die Nierenfunktion bereits eingeschränkt ist.
Generell beruhen die üblichen Empfehlungen zur Dosierung der Antiinfektiva auf Studien an jungen Erwachsenen. Ältere Patienten haben häufig chronische Begleiterkrankungen, die ihrerseits zu einer Multimedikation führen. Daher ist es essentiell, über die Auswirkungen einer zusätzlichen antibiotischen Therapie zu reflektieren, denn typischerweise bedeutet die Behandlung älterer Patienten mit einer Infektionskrankheit das Hinzufügen eines Antibiotikums zu einer langen Liste.