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Bad Honnef-Symposium 2015

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.) in Zusammenarbeit mit der Initiative GERMAP

30. - 31.03.2015, Königswinter

Import von ESBL und Carbapenemase-bildendenden Enterobacteriaceae nach Deutschland durch Reisende

Meeting Abstract

  • Laurentia Straube
  • Mathias W. Pletz
  • Arne C. Rodloff
  • Christoph Lübbert

Bad Honnef-Symposium 2015. Königswinter, 30.-31.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15bhs05

doi: 10.3205/15bhs05, urn:nbn:de:0183-15bhs053

Published: March 20, 2015

© 2015 Straube et al.
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Text

225 gesunde, deutsche Freiwillige, die in 53 verschiedene Länder (meist nach Asien, Afrika und Südamerika) reisten, wurden in eine prospektive Kohortenstudie aufgenommen. Stuhlproben und Daten über potenzielle reiseassoziierte Risikofaktoren (wie Reisestil, Essgewohnheiten, Auftreten von Gastroenteritis, Hygienemaßnahmen) wurden vor und nach der Reise mittels Fragebogen gesammelt. Mittels Selektivmedien (CHROMagar™ ESBL/KPC-Platten) wurden eine Untersuchung der Stuhlproben auf extended-spectrum beta-lactamase bildende Enterobacteriaceae (ESBL-PE) und Carbapenemase bildende Enterobacteriaceae (CPE) durchgeführt. Isolate mit bestätigtem ESBL-Phänotyp wurden auf das Vorhandensein von blaCTX-M-, blaTEM-, blaSHV-, blaVIM-, blaNDM-, blaKPC- und blaOXA-48-Genen mit Hilfe von PCR-Amplifikation und -Sequenzierung getestet. Bei den Antibiotikaempfindlichkeitstests wurde mit konventioneller Mikrobouillonverdünnung gearbeitet.

Die Auswertung von 205 kompletten Teilnahmen zeigte vor Reiseantritt eine ESBL-PE Prävalenzrate von 6,8% (14/205). Unter den 191 Teilnehmern, die vor der Reise ESBL-negativ getestet wurden, waren nach Reiserückkehr 58 (30,4%) mit ESBL-bildenden Escherichia coli kolonisiert und 5 Reisende (8,6%) waren zusätzlich mit ESBL-produzierenden Klebsiella pneumoniae besiedelt. Carbapenem-resistente Enterobacteriaceae wurden nicht nachgewiesen. Die molekulargenetische ESBL-Typisierung zeigte, dass 52/54 (96,6%) der E. coli und 4/4 (100%) der K. pneumoniae-Stämme, die für die Sequenzierung verfügbar waren, CTX-M-Enzyme produzierten, und zwar überwiegend CTX-M-15 (33/56, 58,9%), und 2/54 (3,7%) der E. coli-Stämme SHV-12-Enzyme bildeten. Die Reisenden nach Indien wiesen die höchste Kolonisationsrate mit ESBL-PE (11/15, 73,3%: p=0.015) auf, gefolgt von Reisenden nach Südostasien (22/46, 47,8%; p=0.038) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Auswertung der reiseassoziierten Risikofaktoren ergab allein für das Auftreten einer Gastroenteritis eine statistische Signifikanz (p=0.011). Strikte Händehygiene und ausschließliches Konsumieren abgepackter Getränke zeigten keinen protektiven Effekt. Die ESBL-PE-Persistenzrate nach 6 Monaten lag bei 8,6% (3/35).

Daraus schlossen wir, dass weltweite Anstrengungen notwendig sind, um die weitere Ausbreitung von ESBL-PE in der Bevölkerung anzugehen. Eine aktive Überwachung und Kontaktisolation ist bei Aufnahme in eine medizinische Einrichtung speziell für Patienten, die innerhalb der letzten 6 Monate nach Indien und Südostasien gereist waren, empfehlenswert.


Literatur

1.
Lübbert C, Straube L, Stein C, Makarewicz O, Schubert S, Mössner J, Pletz MW, Rodloff AC. Colonization with extended-spectrum beta-lactamase-producing and carbapenemase-producing Enterobacteriaceae in international travelers returning to Germany. Int J Med Microbiol. 2015;305(1):148-56.