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Kontrastsehen bei AMD – Kantenfiltergläser
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Published: | May 28, 2025 |
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Hintergrund: In der täglichen Augenheilkunde fristet das Kontrastsehvermögen auch weiterhin ein Schattendasein, auch wenn es inzwischen in Studien bzgl. der Wirksamkeit von Medikamenten häufiger einbezogen wird. Die alltägliche Patientenversorgung zielt vor allem auf das Organ an sich und dessen Therapie. Eine Differenzierung der Sehprobleme jenseits von Visus und Gesichtsfeld erfolgt seltener.
Kantenfiltergläser gelten als den Kontrast steigernd. Beim Kontrastsehen besitzt die Helligkeit des Umfelds und eine mögliche Hintergrundhelligkeit, wie sie am Monitor immer gegeben ist, eine nicht unerhebliche Rolle. Dies fällt vor allem bei Tests auf, die sowohl auf dem Monitor oder auch auf Papier dargeboten werden. Bei gutem Visus und gesunder Netzhaut ist das ein eher akademisches Problem. Anders ist es, wenn Erkrankungen zu Netzhaut- oder Opticusveränderungen führen. Dann sehen wir häufig eine Reduzierung des Kontrastsehvermögens. Bei geringerem Sehvermögen sehen wir auch recht häufig eine subjektive Besserung des Sehens im Alltag durch die Verwendung von Kantenfiltergläsern. Einige Patienten profitieren sehr, wenn sie von der Existenz und Wirkung von Kantenfiltergläsern erfahren und sie für sich nutzen können.
Methoden: Die Daten zweier Jahre von Patienten in der „Beratungsstelle für Menschen mit Sehbehinderung“ mit AMD und unterschiedlich starker Sehminderung wurden ausgewertet. Verschiedene Parameter wurden auf deren mögliche Bedeutung für die Besserung des alltäglichen Sehvermögens durch Kantenfilter untersucht. Maß für die Besserung war die subjektive Einschätzung der Patienten und deren geäußerter Wille, sich diese zu beschaffen.
Ergebnisse: Es lässt sich anhand von Visus, Vergrößerungsbedarf, Kontrastsehvermögen und Lebensalter keine Aussage darüber treffen, ob Kantenfiltergläser subjektiv bessern. 60% der ausgewerteten Patienten empfanden sie als hilfreich.
Schlussfolgerung: Das als maßgeblich für den Effekt der Kantenfiltergläser vermutete Kontrastsehen zeigt sich anhand der gefundenen Zahlen als schlechter Parameter bzgl. einer Besserung des Sehens durch Kantenfiltergläser. Es geht anscheinend um eine Sehqualität, die mit den verfügbaren Sehtests nicht objektivierbar ist. Es entsteht daher die Frage nach dem Grund für die subjektive Besserung. Schutz vor Überblendung ist es meist wohl nicht. Möglicherweise ist diese Sehqualität durch unterschiedliche Verarbeitung der Farb- und Helligkeitswahrnehmung in der Retina (bzw. zentral) bedingt. Die positiv reagierenden Patienten berichten häufig über das Gefühl einer Steigerung der Helligkeit und damit besseres Sehen.
Für Patienten ist es hilfreich, wenn es in der Praxis einen Hinweis auf Kantenfiltergläser gibt. Wenn der meistgewählte Kantenfiltertyp (450 nm) in der Praxis als Fertigprodukt (Praxisbedarf) vorhanden ist, sehen die Patienten, ob er das Sehen subjektiv erleichtert und was relativ kostengünstig erhältlich ist, da die GKV i.d.R. keine Kosten übernimmt. Kosmetisch sind Kantenfilterbrillen mit individueller Korrektur vielleicht schöner, jedoch spürbar teurer als eine Übersetzbrille oder ein Vorhänger.