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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2022

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

02. - 03.12.2022, Berlin

Glaukom und Myopie – Risikofaktor und Herausforderung

Meeting Abstract

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  • Sibylle Winterhalter - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2022. Berlin, 02.-03.12.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc22bbag32

doi: 10.3205/22bbag32, urn:nbn:de:0183-22bbag329

Published: January 16, 2023

© 2023 Winterhalter.
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Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen Myopie und Glaukom ist seit langer Zeit bekannt. Laut AWMF-Leitlinie zur „Bewertung von Risikofaktoren für das Auftreten des Offenwinkelglaukoms.“ muss ab einer Myopie von -4,0 dpt mit einem 2- bis 3-fach erhöhtem Risiko gerechnet werden und nimmt pro Millimeter Achsenlänge um das 1,5-Fache zu.

Methoden: Anhand von Literaturrecherche und eigenen Erfahrungen berichten wir über diagnostische und therapeutische Strategien bei myopen Patienten mit Glaukom.

Ergebnisse: Bereits die Beurteilung der Papille kann bei hochmyopen Augen erheblich erschwert sein aufgrund von einer Makro- oder Mikropapille, tilted disc, häufiger bestehender parapapillärer Atrophie (Konus), flacher Exkavation sowie geringem Farbkontrast zwischen Randsaum und Exkavation. Hinzu kommen Schwierigkeiten in der Verlaufsbeurteilung der retinalen Nervenfaserschicht (RNFLT) mittels optischer Kohärenztomographie (OCT) und Gesichtsfelduntersuchungen. Auch bei der antiglaukomatösen Therapie müssen einige Besonderheiten beachtet werden. Zwar können alle Wirkstoffklassen in der Therapie des Glaukoms bei hoher Myopie verwendet werden. Es gibt aber Hinweise dafür, dass Prostaglandine bei hochmyopen Augen eine verminderte Wirksamkeit aufweisen. Bei den chirurgischen Verfahren gilt es z.B. bei der Cyclophotokoagulation zu beachten, dass sich der Ziliarkörper mit zunehmender Achsenlänge weiter entfernt vom Limbus befindet, so dass die Lasersonde weiter hinten aufgesetzt werden muss. Bei der Trabekulektomie gilt es zu berücksichtigen, dass die Sklera bei Augen mit sekundärer Myopie als Folge eines kongenitalen Glaukoms bereits anterior des Äquators ausgedünnt ist. Dagegen kommt es in Augen mit primärer Myopie erst im Bereich posterior des Äquators zu einer wesentlichen Ausdünnung. Dieses gilt es insbesondere auch bei Klappenimplantaten wie dem Ahmed-Valve zu bedenken. Auch bei der minimal invasiven Glaukomchirurgie mittels XEN-Gelimplantat® ist aufgrund der häufig auftretenden primären postoperativen hypotonen Phase bei hochmyopen Augen besondere Vorsicht geboten.

Schlussfolgerungen: Die epidemiologisch zu erwartende Zunahme der hohen Myopie wird uns vermehrt mit den Herausforderungen in Diagnostik und Therapie bei diesen Patienten konfrontieren. Deshalb sollten diese Besonderheiten dem behandelnden Augenarzt bekannt sein.