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Einschmelzende Hornhauterkrankungen
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Published: | January 10, 2022 |
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Das Spektrum der einschmelzenden Hornhauterkrankungen ist vielfältig. Häufigste Diagnosen in unserer Klinik sind stromale ulzerierende Herpes-Keratitis und neurotrophe Keratopathie, seltenere Erkrankungen stellen die periphere ulzerative Keratitis, Ulkus Mooren, Sjögren-Syndrom, Blepharitis-assoziierte Keratitis und die okuläre Graft-versus-host-Erkrankung dar. Darüber hinaus spielen Rheumatoide Arthritis und andere Autoimmunerkrankungen als Grunderkrankungen eine Rolle, wobei hierbei z.B. eine Infektion oder Reaktivierung einer Herpes-simplex-Infektion auch als Trigger zum Tragen kommen kann.
Durch die verschiedenen auslösenden Faktoren kommt es im Hornhautgewebe zu einer Kaskade von immunvermittelten Reaktionen, die letztendlich zur Kollagenolyse und Keratolyse führt. Matrix-Metallo-Proteinasen spielen bei der Gewebszerstörung innerhalb der Hornhaut eine wesentliche Rolle.
Die Therapie von einschmelzenden Hornhauterkrankungen erfordert – nach korrekter Diagnosestellung – ein multimodales Therapiekonzept: Ausschalten auslösender Faktoren, Verbesserung der Benetzung, Verminderung entzündungsfördernder Zytokine, Hemmung von Matrix-Metallo-Proteinasen, Defektdeckung. Die Amnionmembrantransplantation spielt eine Rolle aufgrund ihrer wundheilungsfördernden und antiinflammatorischen Eigenschaften und dient darüber hinaus der Defektdeckung bei Ulzera.
Bei sehr kleinen Perforationen kann ein Stromapatch oder eine modifizierte Bindehautdeckung angewendet werden. Ansonsten muss bei Hornhaut-Perforationen eine perforierende Keratoplastik durchgeführt werden, die jedoch ein deutlich erhöhtes Komplikationsrisiko aufweist. Daher sind ein multimodales Therapiekonzept inkl. topischer und systemischer immunmodellierender Therapie und eine intensive Nachsorge wichtig.