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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2018

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

07.12. - 08.12.2018, Berlin

Therapeutische Relevanz der Arterienbiopsie und aktuelle Bedeutung der Duplexsonographie in der Diagnostik der Arteriitis temporalis

Meeting Abstract

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  • Nora Schulze - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann
  • A. Liekfeld - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2018. Berlin, 07.-08.12.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18bbag15

doi: 10.3205/18bbag15, urn:nbn:de:0183-18bbag156

Published: December 20, 2018

© 2018 Schulze et al.
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Hintergrund: Die Arterienbiopsie ist in vielen Fällen noch Mittel der Wahl zur Sicherung der Diagnose einer Arteriitis temporalis. In der Literatur wird beschrieben, dass bei segmentalem Befall nur in 3 von 4 Fällen die histologischen Veränderungen der Arterienwand diagnostisch nachweisbar sind. Des Weiteren korrelieren sie sehr gut mit einer typischen Klinik. In den ACR (American College of Rheumatology)-Kriterien ist außerdem mit einer Sensitivität und Spezifität von über 90% ab einem Score von 3 von 5 Punkten die Arteriitis temporalis als bewiesen anzusehen. Somit könnte das sehr invasive Verfahren der Arterienbiopsie mit der Gefahr intraoperativer und postoperativer Komplikationen obsolet sein.

Methode: Wir haben 55 Patienten eingeschlossen, die zwischen Januar 2012 und Mai 2018 in unserer Klinik mit der Diagnose "Arteriitis temporalis" behandelt wurden. Wir erhoben retrospektiv die klinische Symptomatik gemäß der ACR-Kriterien (Alter, Kopfschmerz, Druckschmerz und BSG-Blutsenkungsgeschwindigkeit), den Beginn der Prednisolontherapie, den Befund der Duplexsonographie, den Befund der pathologischen Untersuchung der Arterienbiopsie und die therapeutische Konsequenz.

Ergebnisse: Es zeigte sich bei 34/55 Patienten (61,8 %) ein Punktewert von > 3 Punkten nach den ACR-Kriterien. Bei 50/55 (90.9%) Patienten wurde eine intravenöse hochdosierte Therapie mit Prednisolon begonnen. Im stationären Verlauf erfolgte bei 50 Patienten die duplexsonographische Mitbeurteilung der Arteria temporalis, wobei bei 20/50 (40%) Patienten ein echofreier Halo nachweisbar war. Die Arterienbiopsie ist bei 35/55 (63,6%) Patienten erfolgt. Bei 12 der 35 Patienten (38,7%) war eine floride Entzündung im Sinne einer Arteriitis temporalis nachweisbar. Bei 11/20 (55%) Patienten mit positivem Duplexbefund wurde keine Arterienbiopsie durchgeführt. Bei 6/9 (66,7%) Patienten war bei positivem Duplexbefund auch in der pathologischen Untersuchung eine Entzündungsreaktion nachweisbar. Bei lediglich 3/35 (8,6%) Patienten wurde nach der Arterienbiopsie die Prednisolontherapie geändert.

Schlussfolgerung: Somit zeigt die Arterienbiopsie kaum eine zusätzliche Information mit Therapie-Konsequenz und scheint nur in Ausnahmefällen für die Diagnose der Arteriitis temporalis sinnvoll. Die sorgfältige Anamnese, die Abnahme der BSG und die Durchführung einer Duplexsonographie der Arteria temporalis sichert die Diagnose der Arteriitis temporalis in der Regel und bestimmt die Therapie.