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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2018

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

07.12. - 08.12.2018, Berlin

Eingetrübte Intraokularlinsen – Eine Analyse

Meeting Abstract

  • Ann-Sophie Lindenberg - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann
  • J. Storsberg - Potsdam-Golm – Fraunhofer IAP, Wissenschaftspark Golm
  • A. Liekfeld - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2018. Berlin, 07.-08.12.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18bbag01

doi: 10.3205/18bbag01, urn:nbn:de:0183-18bbag011

Published: December 20, 2018

© 2018 Lindenberg et al.
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Text

Hintergrund: Seit einigen Jahren stellen Trübungen intraokularer Linsen (IOL) einen der häufigsten Gründe von IOL-Explantationen dar. Obwohl dies bei den Herstellern bekannt ist und einige Maßnahmen zur Behebung dieses Problems getroffen wurden, gehören IOL-Explantationen von getrübten Linsen noch immer zum Klinik-Alltag. Wir haben die bei uns explantierten IOL entsprechend analysiert.

Methoden: Wir werteten die Patientendaten der aufgrund von Materialtrübungen an unserer Klinik explantierten IOL retrospektiv aus. Die IOLs wurden lichtmikroskopisch (mittels von-Kossa-Färbung), teilweise elektronenmikroskopisch und mittels energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt 15 getrübte IOL wurden von März 2014 bis August 2018 in unserer Klinik explantiert. Es handelte sich dabei ausschließlich um hydrophile Acryllinsen (14 IOLs der Firma Oculentis und 1 IOL der Firma Acrimed). Die Dauer zwischen Katarakt-Operation und IOL-Explantation lag im Median bei 6,5 Jahren (Min 2,5; Max 10 Jahre). Das Verhältnis von Männern zu Frauen lag bei 6:9. An Allgemeinerkrankungen bestanden bei 6 Patienten ein Diabetes mellitus, bei 6 Patienten ein arterieller Hypertonus, sowie bei jeweils zwei Patienten eine Hypothyreose, Z.n. Myokardinfarkt und Dyslipoproteinämie. Okuläre Komorbiditäten lagen bei 8 der 15 Patienten vor: 4 Patienten hatten ein Glaukom, zwei Patienten eine trockene altersbedingte Makuladegeneration, jeweils ein Patient Z.n. pars plana Vitrektomie bei Gliose bzw. Glaskörperhämorrhagie bei diabetischer Retinopathie. Der Visus lag vor Explantation im Median bei 0,4 (Min HBW; Max 0,9) und postoperativ bei 0,7 (Min 0,2; Max 1,0). Lichtmikroskopisch zeigten sich in 14 der 15 IOLs Kalkablagerungen mit unterschiedlichen Lokalisationen innerhalb der IOL. Eben diese IOLs waren nach Behandlung mit Citronensäure klar, welches ebenfalls auf eine Kalkablagerung schließen lässt. In der EDX konnte das Vorhandensein von Calciumphosphat bestätigt werden. Elektronenmikroskopisch zeigten alle IOLs korrosive Veränderungen unterschiedlicher Ausprägung.

Schlussfolgerungen: Trübungen hydrophiler Acryllinsen sind eine seltene, aber dennoch klinisch relevante Komplikation nach Katarakt-Operation. Korrosive Veränderungen, sowie Kalziumablagerungen konnten als Ursache der Trübungen nachgewiesen werden. Ein kausaler Zusammenhang mit allgemeinen oder okulären Erkrankungen konnte nicht dargestellt werden. Ebenso korrelierte die Lokalisation der Trübungen nicht mit Risikofaktoren oder der Dauer nach Katarakt-OP. Wir empfehlen die Aufnahme dieser Komplikation in die präoperative Aufklärung.