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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

01.12. - 02.12.2017, Berlin

Primäre Linsenextraktion als Therapie der Wahl bei akutem Winkelblock?

Meeting Abstract

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  • Carolin Hermsdorf - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann
  • A. Liekfeld - Potsdam – Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017. Berlin, 01.-02.12.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17bbag48

doi: 10.3205/17bbag48, urn:nbn:de:0183-17bbag484

Published: November 24, 2017

© 2017 Hermsdorf et al.
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Hintergrund: Bei akutem Winkelblock stellt die chirurgische Iridektomie derzeit häufig die Therapie der Wahl dar. Alternativ kann eine primäre Linsenextraktion die anatomischen Verhältnisse im Kammerwinkel verbessern und somit dauerhaft die Ursache des Winkelblocks als auch gleichzeitig eine mögliche beginnende oder bestehende Katarakt dauerhaft beseitigen. Eine Linsenextraktion im Winkelblock birgt jedoch erschwerte Operationsverhältnisse. Daher haben wir den therapeutischen Effekt, die funktionellen Ergebnisse, sowie intraoperative als auch postoperative Komplikationen einer Linsenextraktion bei akutem Winkelblock analysiert.

Methoden: 13 Augen (Patientenalter: 39–79 Jahre) nach primärer Linsenextraktion bei akutem Winkelblock wurden retrospektiv analysiert. Bei einer Achslänge von im Median 22,12mm (20,71mm–23,59mm) handelte es sich um vorwiegend hyperope Augen. Erfasst wurden der tensiosenkende Effekt, der Visusverlauf mit Refraktion sowie die intraoperativen und postoperativen Komplikationen.

Ergebnisse: Der mittlere präoperative Augeninnendruck lag im Winkelblock bei 47mmHg (34mmHg–62mmHg) und konnte durch die Linsenextraktion auf 14mmHg (8mmHg–28mmHg) gesenkt werden. In jedem Fall stellte sich eine deutliche Tensiosenkung ein. 6 von 10 Patienten erhielten präoperativ eine tensiosenkende Medikation (1–4 Wirkstoffe). 4 von 10 Patienten benötigten postoperativ weiterhin eine tensiosenkende Medikation (1–3 Wirkstoffe). Vor dem akuten Winkelblock (3 Wochen bis mehrere Jahre zuvor dokumentiert) fanden wir einen mittleren Visus von 0,8 (0–1,0), im Winkelblock von 0,4 (0–1,0) und postoperativ von 0,8 (0–1,0). Trotz erschwerter Operationsbedingungen traten keine intraoperativen Komplikationen auf. Postoperativ entwickelten sich bei einer Patientin hintere Synechien und ein intermittierendes rezidivierendes okuläres Schmerzsyndrom unklarer Genese. Alle weiteren Patienten verzeichneten regelrechte postoperative Verläufe.

Fazit: Die primäre Linsenextraktion bei akutem Winkelblock hat sich bei unseren Patienten als sinnvolle therapeutische Option mit gutem tensiosenkendem Effekt und gleichzeitig ohne Komplikationen dargestellt. Dieses operative Vorgehen hat sich daher bei uns als Methode der Wahl etabliert. Um eine durch den akuten Winkelblock verursachte dauerhafte Visuseinschränkung zu vermeiden, sollte jedoch idealer Weise eine frühzeitige Linsenextraktion bei kurzem Auge und flacher Vorderkammer einem erst im Winkelblock erfolgenden Eingriff vorgezogen werden.