gms | German Medical Science

Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

01.12. - 02.12.2017, Berlin

Papillenschwellung im Kindesalter

Meeting Abstract

  • Julia C. Lüblinghoff - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • C. Prager - Berlin – Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Neuropädiatrie, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • D.J. Salchow - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017. Berlin, 01.-02.12.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17bbag22

doi: 10.3205/17bbag22, urn:nbn:de:0183-17bbag226

Published: November 24, 2017

© 2017 Lüblinghoff et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Eine Papillenschwellung (PS) im Kindes- und Jugendalter erfordert eine neurologische Abklärung inklusive MRT und ggf. Lumbalpunktion um lebens- bzw. visusbedrohliche Erkrankungen wie z.B. Sinusvenenthrombosen, intrakranielle Blutungen, Raumforderungen, entzündliche Erkrankungen oder einen Pseudotumor cerebri auszuschließen (sekundäre PS). In einigen Fällen bleibt die Genese der PS trotz intensiver Abklärung unklar (idiopathische PS). Wir untersuchen die Frage, ob Kinder mit sekundärer PS (PS+) unterschiedliche ophthalmologische Befunde zeigen als Kinder mit idiopathischer PS (PS-).

Patienten: Der klinische Verlauf von 14 Patienten im Alter von 3–17 Jahren mit PS, die sich in unserer kinderophthalmologischen Abteilung und in der Klinik für Neuropädiatrie vorstellten, wurde retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse: Bei sechs Mädchen wurden Ursachen der PS gefunden (PS+ Gruppe): Pseudotumor cerebri (3x), atypische Neuritis nervi optici, Neuromyelitis optica sowie Polyneuritis cranialis (jeweils 1x). Bei 9 Kindern konnte keine Ursache der PS gefunden werden (PS- Gruppe). Von diesen hatten 2 Patienten eine einseitige PS. Nur das betroffene Auge wurde in die Auswertung einbezogen, bei den anderen Kindern beide Augen. Der bestkorrigierte Visus bei Erstvorstellung in Gruppe PS+ betrug 0,01-1,0 (Median=0,9 n=12) und in Gruppe PS- 0,9-1,25 (Median=1,00 n=14). In der SD-OCT zeigte sich eine zentrale RNFL-Dicke (peripapilläre Nervenfaserschicht) von 115-227µm in Gruppe PS+ (Median=173,5 n=10) bzw. 117-174µm in Gruppe PS- (Median=142,5 n=13). Bei der ersten Gesichtsfelduntersuchung zeigte Gruppe PS+ eine mittlere Abweichung von 1,7-20,20 (Median=6,5 n=10) und Gruppe PS- von 0,2-3,0 (Median=0,9 n=6).

Schlussfolgerung: Die Kinder mit sekundärer Papillenschwellung hatten einen schlechteren Visus und ausgeprägtere Gesichtsfelddefekte als Kinder mit idiopathischer PS, zudem war die Variabilität dieser Parameter in Gruppe PS+ größer. Die zentrale RNFL-Dicke in der SD-OCT zeigte keine signifikanten Unterschiede. Bei Kindern mit PS erscheinen Visus und Gesichtsfeld Indikatoren für das Bestehen neurologischer Ursachen zu sein. Die RNFL-Dicke eignet sich offenbar zur Bestätigung der Diagnose Papillenschwellung, nicht aber für die Differenzierung zwischen idiopathischer und sekundärer PS.