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Retrospektive Mortalitätsanalyse geriatrischer unfallchirurgisch-orthopädischer Patienten
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Published: | June 17, 2024 |
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Fragestellung: Die Verletzungen von geriatrischen Pat. stellen eine besondere Herausforderung dar. Daten über perioperative Mortalität sind insgesamt rar. Ziel der vorliegenden retrospektiven Analyse war es, zu evaluieren ob es ein kritisches Zeitintervall nach der direkten perioperativen Phase gibt, in der die Patienten ein hohes Risiko haben zu versterben. Weiterhin wurden Todesursache, Vorerkrankungen, Todeszeitpunkt und Vormedikation analysiert.
Methodik: Daten unfallchi.-orthop. Pat. mit einem Alter über 60 Jahre unserer Klinik aus den Jahren 2013–2017 wurden untersucht.
Es wurden Überlebenszeit-Analysen durchgeführt. Diese wurde über ein Cox Proportional Hazard Model (CoxPH) mit den bestimmten Kovariaten modelliert. Weiterhin wurde ein Accelerated-Failure-Time-Modell (AFT) benutzt, wobei die Fehlerverteilung durch Minimierung des Akaike-Informationskriteriums (AIC) ausgewählt wurde. Hierbei ergab die log-logistische Verteilung das beste AIC. Der Kaplan-Meier-Plot der AFT-Residuen gegen die log-logistische Verteilung bestätigte den Fit des Modells.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 112 Pat., die nach einer OP verstarben (Surgery-Gruppe, n=112) und 56 Pat., die im Rahmen einer konservativen Therapie verstarben (No-Surgery-Gruppe, n=56). Verglichen wurden die Todesfälle mit Daten von der Kontrollgruppe (Survivors, n=5.388).
Pat. der Surgery-Gruppe starben im Durchschnitt 23,3 (SD 18,8) Tage nach der ersten OP und waren im Durchschnitt 80,3 Jahre alt (SD 8,9). Die kons. therapierten Pat. (No-Surgery-Gruppe) starben durchschnittlich 11,3 (SD 12,5) Tage nach Aufnahme und waren im Durchschnitt 81,1 Jahre alt (SD 8,7).
Diagnose bei Aufnahme der „Surgery-Gruppe“ waren zu 39,3% Frakturen der Hüfte und des Beckens, zu 20,5% Infektionen außer Spondylodiszitis und in 11,6% sonstige Frakturen. In der No-Surgery-Gruppe war die Aufnahmediagnose in der Mehrzahl der Fälle (58,9%) „Sonstige Diagnosen“ (Rückenschmerz, SHT, Prellungen), zu 14,3% Frakturen der Hüfte und des Beckens und in 12,5% Frakturen der Wirbelsäule.
Todesursache war in der Surgery-Gruppe zu ähnlichen Anteilen Herzkreislauferkrankungen (24%), Sepsis (22%) und sonstige Ursachen (20%). Bei der No-Surgery-Gruppe war als Todesursache respiratorisches Versagen (26,8%) führend, gefolgt von Sepsis (19,6%) und Herzkreislauferkrankungen (17,9%).
In Summe hatten 42% der im Verlauf verstorbenen Patienten bei Aufnahme eine therapeutische Antikoagulation. Die Mortalität war an Feiertagen/Wochenenden nur gering erhöht.
Für die Gruppe der operativ behandelten Survivors bestand eine durchschnittliche Liegezeit von 11,3 Tage (SD 12,5).
Schlussfolgerung: Geriatrische Pat. mit Frakturen der Hüfte und des Beckens, Infektionen des Bewegungsapparates sowie einer vorbestehenden therapeutischen Antikoagulation haben ein erhöhtes periopratives Mortalitätsrisiko. In unserer Auswertung befindet sich eine kritische Phase zwischen dem 11. und 23. Tage nach OP.
Generell ist die Liegezeit geriatrischer Pat. im Vergleich zu jüngeren Pat. deutlich erhöht.