Article
Orthogeriatrisches Outcome nach verschiedenen Fragilitätsfrakturen
Search Medline for
Authors
Published: | June 17, 2024 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Fragilitätsfrakturen (FF) sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert und spiegeln oftmals einen dramatischen Wendepunkt im Leben des alten Menschen wider. Der wissenschaftliche Diskurs wird bislang klar durch hüftgelenknahe Frakturen dominiert und Studien haben vielfach eine Outcome-Verbesserung durch orthogeriatrisches Co-Management gezeigt. FF betreffen jedoch multiple Teile des Körpers und gehen oftmals Hüftgelenkfrakturen voraus. Wir stellen die Hypothese auf, dass alle geriatrischen Patienten mit FF von einem orthogeriatrischem Co-Management profitieren.
Methodik: Wir werteten retrospektiv für die Jahre 2019–2021 alle Patienten über 70 Jahren mit FF (Hüftgelenk, periprothetisch, Wirbelsäule, Beckenring und Humerus) unseres Alterstraumazentrums aus, die nach geriatrischem Assessment eine orthogeriatrische Behandlung erhielten. Es wurden demographische Daten, Frakturtyp, Komplikationen, Entlassungsmodalität und Krankenhausmortalität erfasst. Für Patienten mit Verlegung in die Geriatrie wurden der Barthel-Index (BI) und die Entlassungsmodalität nach orthogeriatrischer Behandlung festgehalten. Primäre Outcome-Parameter waren Entlassungsmodalität und BI-Differenz. Sekundäre Outcome-Parameter waren Komplikationsraten sowie die Krankenhausmortalität. Es wurde eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir konnten 555 Patienten (83,8 ±6,5 Jahre, 182 M, 373 W) einschließen. Mehr als 40% der Patienten wurden zur weiteren Behandlung in die Geriatrie verlegt. Positive Prädikatoren waren Alter, Operation und ein hoher Charlson-Comorbidity-Index. Die Gesamtmortalität betrug 6,5%. Die Sterblichkeit von Pflegeheimbewohnern gegenüber im eigenen Haushalt lebenden Patienten war signifikant erhöht (10,4% vs. 5,6%). Die Rate nicht-chirurgischer Komplikationen betrug 44,5%. Etwa ein Viertel (26,9%) der zuvor im eigenen Haushalt lebenden Patienten wurde in ein Pflegeheim entlassen, während etwa die Hälfte (51,3%) wieder nach Hause zurückkehren konnte. Das Risiko für eine Pflegeheimaufnahme war für thorakolumbale Frakturen reduziert (OR=0,22) und für periprothetische Frakturen um ein Vielfaches (OR=3,95) erhöht. Während der orthogeriatrischen Behandlung zeigte sich für alle Frakturen eine signifikante Steigerung des BI. Patienten aus dem eigenen Haushalt profitierten mehr als Heimbewohner (20,5 vs. 8,7 Pkte.). Die Chance auf eine BI-Steigerung über 19 Punkte war für hüftgelenknahe Femur- und Beckenringfrakturen erhöht. Schlechte Ergebnisse zeigten sich für Patienten mit Demenz. Mental gesunde Patienten hatten im Vergleich eine 4,5-fach erhöhte Chance, ihren BI über 19 Punkte zu steigern.
Wir können mit unseren Daten zeigen, dass alle Patienten mit FF einem hohen Risiko für Komplikationen unterliegen und von einem standardisierten orthogeriatrischen Management profitieren. Die moderne Patientenversorgung verlangt daher einen ganzheitlichen orthogeriatrischen Ansatz, um Risikogruppen zu identifizieren und das Outcome unserer Patienten zu verbessern.