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6. Alterstraumatologie Kongress 2024

18.06. - 19.06.2024, Essen

Ein Jahr nach orthogeriatrischer Behandlung von Fragilitätsfrakturen – wer lebt noch wo?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carlos Pankratz - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Annika Risch - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Matti Hofmann - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Florian Gebhard - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Konrad Schütze - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 6. Alterstraumatologie Kongress 2024. Essen, 18.-19.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc09

doi: 10.3205/24altra09, urn:nbn:de:0183-24altra095

Published: June 17, 2024

© 2024 Pankratz et al.
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Text

Fragestellung: Fragilitätsfrakturen (FF) sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert und spiegeln oftmals einen dramatischen Wendepunkt im Leben des alten Menschen wider. Der wissenschaftliche Diskurs wird bislang klar durch hüftgelenknahe Frakturen dominiert und Studien haben vielfach eine Outcome-Verbesserung durch orthogeriatrisches Co-Management gezeigt. Wir stellen die Hypothese auf, dass alle geriatrischen Patienten mit FF von einem orthogeriatrischem Co-Management hinsichtlich ihrer 1-Jahres-Mortalität und Wohnstatus profitieren.

Methodik: Wir werteten retrospektiv für die Jahre 2019–2021 alle Patienten über 70 Jahren mit FF unseres AltersTraumaZentrum DGU® aus, die nach geriatrischem Assessment eine orthogeriatrische Behandlung erhielten. Es wurden demographische Daten, Frakturtyp, Komplikationen, Entlassungsmodalität und Wohnstatus sowie Mortalität nach 12 Monaten erfasst. Primäre Outcome-Parameter waren die Mortalität und der Wohnstatus 12 Monate nach Aufnahme. Es wurde eine logistische Regressionsanalyse durchgeführt mit den Einflussfaktoren Alter, Charlson-Comorbidity-Index, Art der FF, Wohnstatus vor der FF.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir konnten 486 Patienten retrospektiv (83,8±6,6 Jahre, 145 M, 341 W) nachuntersuchen. Eingeschlossen wurden 263 hüftgelenksnahe Femurfrakturen, 33 proximale Humerusfrakturen, 76 Beckenringfrakturen, 63 thorakolumbale Wirbelkörperfrakturen, 25 Frakturen der Halswirbelsäule und 26 periprothetische proximale Femurfrakturen. Vor der FF waren 355 Patienten noch selbstständig zu Hause lebend während 131 im Pflegeheim lebten. Die 1-Jahres-Mortalität betrug 32,3%. Patienten, die vor der FF noch selbstständig zu Hause wohnten, zeigten eine signifikant niedrigere 1-Jahres-Mortalität (26,5% vs. 48,1%; p<0,05) Patienten, die aus Akutkrankenhaus oder Akutgeriatrie nach Hause entlassen worden, zeigten eine 1-Jahres-Mortalität von 12,9%, Patienten, die ins Pflegeheim entlassen wurden, eine von 39,6%. Die Chance, eine FF 1 Jahr zu überleben und sich noch selbstständig zu Hause zu versorgen, zeigte sich signifikant um den Faktor 2,2 erhöht bei thorakolumbalen Frakturen, 17,5-fach erniedrigt für Patienten, die vor der FF im Pflegeheim gelebt haben, um den Faktor 1,05 für jedes Lebensjahr über 70 erniedrigt und um den Faktor 2,4 herabgesetzt bei diagnostizierter Demenz (p<0.05). Nach einer FF leben von 355 Patienten, die vorher selbstständig zu Hause gelebt haben, nur noch 186 nach einem Jahr zu Hause (52,3%).

Die orthogeriatrische Behandlung von Patienten mit FF ist nicht nur für hüftgelenksnahe Femurfrakturen entscheidend. Das hier gezeigte 1-Jahres-Outcome für geriatrische Patienten mit FF zeigt, dass trotz unfallchirurgischer Therapie und geriatrischer Mitbetreuung fast die Hälfte der Patienten, die vorher zu Hause gelebt haben, versterben oder pflegebedürftig werden. Dennoch konnte ein hoher Anteil von Pflegebedürftigkeit und Tod bewahrt werden, was die medizinische, aber auch sozioökonomische Bedeutung der orthogeriatrischen Behandlung unterstreicht.