gms | German Medical Science

6. Alterstraumatologie Kongress 2024

18.06. - 19.06.2024, Essen

Hyperextensionsverletzungen der ankylosierten Wirbelsäule – Einfluss der Frakturmorphologie auf die Versorgungsstrategie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Timo Heintel - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Markus Knauer - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Sebastian Jovic - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland
  • Rainer Meffert - Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 6. Alterstraumatologie Kongress 2024. Essen, 18.-19.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc02

doi: 10.3205/24altra02, urn:nbn:de:0183-24altra020

Published: June 17, 2024

© 2024 Heintel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Hyperextensionsverletzungen [HEV] der ankylosierten thorakolumbalen Wirbelsäule [WS] werden zunehmend häufiger diagnostiziert. Als Gründe hierfür werden neben der steigenden Lebenserwartung und dem demographischen Wandel veränderte Mobilitäts- und Aktivitätsansprüche älterer Menschen diskutiert. In der Literatur werden diese Verletzungen häufig fälschlicher Weise als einheitliche Entität dargestellt und ohne weitere Differenzierung eine operative Versorgung favorisiert.

Methodik: Zwischen 01/1997 und 12/2023 wurden im Zentrum der Maximalversorgung 284 thorakolumbale HEV bei 262 Pat. (66 Frauen und 218 Männer, Ø-Alter 72,6±12,9 Jahre, range 25–95 Jahre) prospektiv erfasst und standardisiert nachuntersucht. Die Verletzungsmorphologie der vorderen Säule wurde anhand von CT- und z.T. ergänzenden MRT-Untersuchungen in 3 Gruppen (transossär, gemischt, transdiskal), die der hinteren Säule in 2 Gruppen (vorwiegend ossär oder ligamentär) eingeteilt, aus deren Kombinationen sich 6 verschiedene Verletzungstypen ergeben. Zudem wurden u.a. die Art der zugrundeliegenden ankylosierenden Erkrankung, die Lokalisation der Läsion, Begleitverletzungen, die Art der Versorgung und Komplikationen erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Über den Erfassungszeitraum konnte im eigenen Haus eine signifikante Zunahme von HEV registriert werden. 269 der 284 HEV lag eine vorbestehende Ankylose der betroffenen WS-Region zugrunde: in 203 (71%) Fällen eine disseminierte idiopathische Skeletthyperostose [DISH] und 44 (16%) mal ein M. Bechterew. Bei 22 (8%) Läsionen bestanden sonstige ankylosierende Veränderungen. HEV bei DISH und M. Bechterew zeigten signifikante Unterschiede in der Verletzungsmorphologie. So lag beim Teilkollektiv der Bechterew-Pat. in allen Fällen (44/44) eine knöcherne Verletzung der hinteren Säule, bei überwiegend (34/44, 77%) transossärer Zerreißung der vorderen Säule vor (hochinstabile transossäre 2-Säulen-Verletzung). Pat. mit DISH wiesen in der Mehrzahl (161/203, 79%) eine meist inkomplette ligamentäre Läsion der dorsalen Strukturen auf, aus der lediglich eine Schanierinstabität auf Hyperextension resultiert. 163 HEV, darunter alle 44 Läsionen bei M. Bechterew, wurden operativ versorgt. 104 HEV der DISH-Gruppe ohne verletzungsbedingtes neurolog. Defizit wurden konservativ/konservativ-funktionell behandelt. Die Follow-up-Rate beträgt im Gesamtkollektiv aktuell 76% bei einem durchschnittlichen Zeitraum von 14 Monaten. In keinem Fall kam es unter kons. Therapie zu einer neurolog. Verschlechterung; in keinem Fall musste die eingeschlagene Versorgungsstrategie zugunsten einer operativen Stabilisierung abgebrochen werden.

HEV der ankylosierten thorakolumbalen WS stellen keine einheitliche Entität dar, sondern unterscheiden sich in Abhängigkeit der ankylosierenden Grunderkrankung signifikant in ihrer Frakturmorphologie, der Art der hieraus resultierenden Instabilität und den Möglichkeiten ihrer Versorgung. Die kons. Behandlung ausgewählter HEV bei DISH ist möglich und sicher.