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Empfehlungen für die konservative und operative Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen
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Published: | March 13, 2018 |
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Zielsetzung: Die Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen variiert insbesondere hinsichtlich konservativer und operativer Therapien deutlich.
Basierend auf der von ihr entwickelten Klassifikation für osteoporotische Wirbelkörperfrakturen (OF-Klassifikation) hat die Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie nun Therapie-Empfehlungen abgeleitet.
Methodik: Es wurden 707 klinische Fälle aus 16 Zentren evaluiert. Basierend auf der OF-Klassifikation wurde ein Score entwickelt, der die Entscheidung für eine konservative bzw. operative Therapie erleichtert. Für jede dieser Varianten wurden detaillierte Behandlungsrichtlinien erstellt. Als notwendige Basisbildgebung wurden definiert: Konventionelles Röntgen (in möglichst stehender Position) mit Verlaufskontrollen, CT und MRI. Dabei erlaubt die OF-Klassifikation ein Höherstufen der Frakturschwere im Laufe der Nachuntersuchungen.
Ergebnisse: Ein Score <6 Punkte spricht für ein konservatives Vorgehen, bei >6 Punkten ist ein operatives Vorgehen empfohlen. Das primäre Therapieziel ist dabei zügige und schmerzfreie Mobilisation. Aufgrund der zu erwartenden Komorbiditäten in dieser Altersgruppe werden minimal-invasive Verfahren bevorzugt und Stabilität geht über den Erhalt von Bewegungssegmenten. Im Rahmen der Behandlung muss eine frühzeitige physiologische Belastung der Wirbelsäule möglich sein. Falls der Patient vor dem Eingriff in einer kompensierten sagittalen Dysbalance war, ist die Wiederherstellung des sagittalen Profils vor der Fraktur ausreichend. Wird instrumentiert, sollte die eingeschränkte Knochenqualität durch Verwendung von Zementaugmentation oder entsprechender Schrauben berücksichtigt werden. Besondere Situationen wie neurologische Ausfälle, Notwendigkeit einer Spondylodese, Mehr-Level-Frakturen, Anschlussfrakturen oder Frakturen bei Spondylitis ankylosans werden im Einzelnen adressiert.
Schlussfolgerung: Die hier vorgestellten Empfehlungen gewährleisten eine verlässliche und reproduzierbare Basis für Therapie-Entscheidungen. Es verbleiben intermediäre klinische Konstellationen mit einem Punktwert von 6, bei denen ein konservatives und ein operatives Vorgehen möglich sind und welche folglich individualisierte Entscheidungen weiterhin notwendig machen können. Im nächsten Schritt wird der entwickelte Score nun in einer prospektiven Multicenter-Studie validiert.