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Alterstraumatologie Kongress 2016

10.03. - 11.03.2016, Marburg

Schädel-Hirn-Traumata des geriatrischen Patienten – Erhöhtes Risiko einer intrakraniellen Blutung durch Antikoagulation?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Zinke - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany
  • Thomas Ertmer - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany
  • Bernd Kinner - Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Germany

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie. Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie. Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG). Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V.. Alterstraumatologie Kongress 2016. Marburg, 10.-11.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO01-83

doi: 10.3205/16altra10, urn:nbn:de:0183-16altra108

Published: March 10, 2016

© 2016 Zinke et al.
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Zielsetzung: Schädel-Hirn-Traumata (SHT) gelten in Deutschland mit einer Inzidenz von 200-400 pro 100.000 Einwohner als häufiges unfallchirurgisches Krankheitsbild. Personen über 75 Jahre bilden hierbei das Hauptpatientenkollektiv, wobei Niedrigenergietraumata die Hauptursache sind. Zudem zeichnet sich diese Patientengruppe durch die Einnahme von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern aufgrund kardiovaskulärer Begleiterkrankungen aus. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen ob ein geriatrisches Patientenkollektiv (Patienten > 65 Jahre) mit stattgehabtem Schädel-Hirn-Trauma bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern verglichen mit Patienten ohne Einnahme dieser Medikation vermehrt intrakranielle Blutungen aufweisen.

Methodik: Retrospektiv wurden alle Krankenunterlagen von Patienten ausgewertet, die mit der Diagnose eines Schädel-Hirn-Traumas in unserer interdisziplinären Notfallambulanz in einem Zeitraum von zwei Kalenderjahren (01.01.2012 bis 31.12.2014) vorstellig wurden. Die Entscheidung ob ein Patient einer cranialen CT-Untersuchung zugeführt wird, wurde in unserem Haus gemäß der Canadian CT Head Rule getroffen. Anhand der Krankenunterlagen wurden ausgewertet: Anamnese/Traumaursache, Einnahme von Antikoagulantien/ Thrombozytenaggregationshemmer, Patientenalter und Geschlecht. Als positives Ergebnis wurde eine im CT sichtbare intrakranielle Blutung gewertet. Ältere Blutungen oder chronische intrakranielle Hämatome wurden nicht in die Wertung miteinbezogen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden in unserer interdisziplinären Notfallambulanz innerhalb von 3 Jahren bei einem Patientenaufkommen von ca. 90000 Patienten 2183 cCTs aufgrund eines SHTs durchgeführt. Ca. 80% der cCTs wurden bei Patienten über 65 Jahren durchgeführt, wobei in über 90% der Fälle ein Niedrigenergietraumata (z.B. Sturz aus stehender Position) ursächlich war. Innerhalb des geriatrischen Kollektivs nahmen 872 Patienten entweder ASS oder Marcumar ein. Kombinationsmedikationen oder andere blutgerinnungshemmende Medikamente wurden nicht untersucht. 510 Patienten nahmen keine blutgerinnungshemmenden Medikamente ein. Insgesamt kam es zu 72 Ereignissen von intrakraniellen Blutungen, wobei in insg. 38 Fällen eine Medikation mit Antikoagulanzien/Thrombozytenaggregationshemmern erfolgte.

Schlussfolgerung: Demnach besteht kein erhöhtes Auftreten von intrakraniellen Blutungen bei geriatrischen Patienten unter blutgerinnungshemmender Medikation.