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GMS Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

ISSN 1860-9171

Buchbesprechung: Was heißt und zu welchem Ende betreibt man medizinische Dokumentation?

Buchbesprechung

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  • corresponding author Rüdiger Klar - Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung Medizinische Informatik, Freiburg, Deutschland

GMS Med Inform Biom Epidemiol 2007;3(1):Doc03

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Published: March 15, 2007

© 2007 Klar.
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Bibliographische Angaben

Gerhard Brenner, Bernd Graubner (Hrsg.):
Was heißt und zu welchem Ende betreibt man medizinische Dokumentation?
Symposium des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI)
Tagungsberichte - Band 10
Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 2007, 163 Seiten, ISBN 978-3-7691-8209-5, 24,95 €


Rezension

Dieses Symposium wurde am 28.1.2005 vom ZI in Berlin veranstaltet, um die „Medizinische Dokumentation zur Optimierung von Qualität, Transparenz und Vergütung in der Gesundheitsvorsorge“, so der Untertitel des Tagungsbandes, zu diskutieren. Anlass für dieses Symposium war der 65. Geburtstag von Bernd Graubner (Berlin, Göttingen), der beim ZI und weit darüber hinaus dieses Thema in herausragender Weise repräsentiert; Anlass war aber auch der 200. Todestag Schillers († 9.5.1805), der mit seiner akademischen Antrittsvorlesung „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ die Anregung zum Rahmenthema dieses ZI-Symposiums gegeben hatte. So ist Schillers Antrittsvorlesung auch als Reprint zusammen mit einem literaturwissenschaftlichen Beitrag von Astrid Urban (Friedrich-Schiller-Universität Jena) über Schillers medizinische Schriften (erst seine dritte Doktorarbeit wurde akzeptiert …) in diesen Tagungsband aufgenommen.

Der Band beginnt mit einleitenden Statements von G. Brenner (Geschäftsführer des ZI) zur Dokumentation als ärztliche Aufgabe und von L. Hansen (Vorstandssprecher des ZI und Vorsitzender der KV Nordrhein) zu den Zielen der medizinischen Dokumentation. Dann betont W. Giere (Uni Frankfurt) in seinem Beitrag: Kode lässt sich aus Befund, aber nicht Befund aus Kode herleiten. Chr. Leber (BMGS) formuliert die Anforderungen des Gesetzgebers an die medizinische Dokumentation und M. Schopen (DIMDI, Köln) die Bereitstellung medizinischer Klassifikationen als staatliche Aufgabe. R. Klar (Uni Freiburg) erläutert, wie die Medizinische Informatik der Dokumentation und Klassifikation mit modernen Methoden der KIS-Architektur und Computerlinguistik hilft. Über die Dokumentationspraxis in den Berliner Kinderkliniken berichtet B. Schneeweiß (Berlin) [er war übrigens einer der klinischen Lehrer von B. Graubner an der Berliner Charité]. O. Rienhoff und U. Sax (Uni Göttingen) zeigen Konzepte zum Befundaustausch mit medizinischem Forschungsnutzen auf und P. Debold (Debold und Lux, Hamburg) erklärt eine Sicherheitsarchitektur für die vernetzte medizinische Forschung. Daran schließt sich ein Beitrag von Th. Weichert (Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein) zur Wahrung der Patienteninteressen bei elektronischen Patientenakten an. Einen Blick hinüber nach Österreich bietet K. P. Pfeiffer, der die dortige Diagnosen- und Prozedurendokumentation für Planungs- und Steuerungszwecke und die Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) per Leistungsorientierte Diagnosenfallgruppen vorstellt. S. Hölzer (Spitalverband H+, Bern) bringt einen kurzen Einblick in das stationäre Leistungsgeschehen in der Schweiz und Iris Zöllner erläutert die klassischen, aber auch modernen Datenquellen und Erhebungsverfahren für die Epidemiologie. Diese Morbiditätsanalysen ergänzt H. Koch (ZI) mit einem Beitrag zum Arzt-Patienten Panel des ZI, bei dem neue Statistiken und Erkenntnisse zur ambulanten Versorgung inkl. Leistungen und Behandlungskosten in Deutschland gewonnen werden. Der Tagungsband schließt mit der Laudatio von G. Brenner (ZI) für B. Graubner zu seinen Arbeiten für die medizinischen Klassifikationen im Zentralinstitut: „Überall, wo Diagnosenverschlüsselung auf Büchern draufsteht, ist in der Regel Graubner drin“.

Zusammenfassend darf ich feststellen, dass dieser relativ reich bebilderte Tagungsband eine sehr gute und praktisch nützliche Übersicht zur medizinischen Dokumentation für die Optimierung von Qualität, Transparenz und Vergütung in der Gesundheitsversorgung bietet. Ich habe ihn sehr gern gelesen, zumal er auch ein paar persönliche Eindrücke wiedergibt und mit dem Schillerbezug angereichert ist. Ich empfehle ihn sehr gern allen, die als Ärzte, Medizincontroller, Dokumentare, Medizininformatiker, Gesundheitssystemforscher etc. praktisch oder wissenschaftlich Basis- und Hintergrundwissen zur medizinischen Dokumentation benötigen oder auffrischen möchten. Diese oft als lästig empfundene, aber essenzielle Arbeit wird ihnen dann besser und leichter von der Hand gehen.