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GMS Journal of Arts Therapies – Journal of Art-, Music-, Dance-, Drama- and Poetry-Therapy

Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien (WFKT)

ISSN 2629-3366

Online-Kunsttherapie in Zeiten von Corona? Eine Darstellung digitaler Kunsttherapie am Beispiel Spanien

Online art therapy in times of corona? An exploration of digital art therapy taking Spain as an example

Übersichtsarbeit Kunsttherapie

  • corresponding author Leonie Antwerpen - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
  • Alberto del Palacio Lorenzo - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
  • Johanna Masuch - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland; Fakultät für Gesundheit, Lehrstuhl für Geriatrie, Universität Witten Herdecke, Witten, Deutschland
  • Sibylle Brons - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
  • Markus Gosch - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland
  • Katrin Singler - Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Deutschland; Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, Deutschland

GMS J Art Ther 2023;5:Doc01

doi: 10.3205/jat000029, urn:nbn:de:0183-jat0000294

Published: January 25, 2023

© 2023 Antwerpen et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Sowohl für Kunsttherapeut:innen als auch für die Teilnehmenden ist die digitale Kunsttherapie ein noch ungewohntes Terrain. Aufgrund der COVID-19 Pandemie war es jedoch notwendig, neue und innovative Ansätze zur Durchführung von Kunsttherapie zu erarbeiten. In Spanien werden nicht nur von Kunsttherapeut:innen, sondern auch von Organisationen und Hochschulen Konzepte für die digitale Kunsttherapie durchgeführt. Diese richten sich sowohl an Kunsttherapeut:innen in Form von Supervision und Weiterbildung, als auch an Klient:innen in Form einer Therapiemaßnahme. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit diesem rasant wachsenden Arbeitsfeld im Bereich Künstlerischer Therapien und stellt mögliche Setting- und Rahmenbedingungen, Herausforderungen sowie Möglichkeiten für die digitale Kunsttherapie zusammenfassend dar.

Schlüsselwörter: Künstlerische Therapien, digitaler Raum, Online-Kunsttherapie, Spanien, COVID-19

Abstract

Due to the challenges posed by the COVID-19 pandemic, it has become essential to explore new and innovative ways to conduct art therapy interventions. Digital art therapy is a new way of therapy for both, art therapists and clients. In Spain, concepts for digital art therapy have already been developed and implemented not only by art therapists, but also by organisations and universities. These concepts are aimed at art therapists as part of clinical supervision, as well as at clients receiving art therapy. This paper looks at the rapidly growing area of digitally conducted art therapies and the requirements in relation to infrastructure and security, as well as the challenges and opportunities of this new way of working.

Keywords: art therapies, digital space, online art therapy, Spain, COVID-19


Einführung

Die COVID-19-Pandemie hat vermehrt zu digitalen Formen des Austauschs und der Begegnung in sozialen Bereichen geführt. Diese neue Realität forderte eine innovative und zeitnahe Konzeptionierung und Umsetzung von Maßnahmen und Angeboten in vielen Bereichen [1], [2]. Auch im Bereich Künstlerischer Therapien drängt sich die Frage auf, wie diese Therapieformen adaptiert oder neu konzeptioniert und im digitalen Raum genutzt werden können [3], [4], [5]. Diese Thematik wird bereits in vielen therapeutischen Bereichen diskutiert Die European Federation of Art Therapy (EFAT) hat das Thema bereits im Jahr 2020 durch Webinare und praktische Workshops thematisiert [2]. Sowohl die British Association of Art Therapists (BAAT) als auch die American Art Therapy Association (AATA) veröffentlichen seit 2020 Publikationen und praxisorientierte Empfehlungen für Kunsttherapeut:innen zum Thema digitale Kunsttherapie [6], [7].

In Deutschland untersucht das Forschungsprojekt „KunstTherapie anders“ der Hochschule für Bildende Künste in Dresden (HfBK Dresden), die während der Pandemie entwickelten Interventionskonzepte für innovative Kunsttherapie und deren Integrationsmöglichkeiten in die Lehrpläne [8]. #digiarthe, ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Hochschulen und Institutionen, befasst sich mit der Digitalisierung kreativer Therapien durch verschiedene Foren [9]. Die Digitalisierung künstlerischer Therapien wurde auch innerhalb der Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien im Oktober 2021 thematisiert [10].

In Spanien war die digitale Kunsttherapie im Oktober 2021 ein zentraler Programmpunkt des FEAPA Kongresses (Spanischer Verband der Berufsverbände für Kunsttherapie) [11]. Die Auseinandersetzung mit den Thematiken der aktuellen Pandemiesituation ermöglicht eine bessere Adaptation an zukünftige globale Pandemien und die Integration von künstlerischen Therapien in das Gesundheitssystem mit zugänglicher digitaler Technologie [12], [13], [14], [15]. Zu Beginn der Corona-Pandemie und aufgrund der herausfordernden Situation durch die Corona Pandemie musste Spanien besonders schnell mit weitreichenden Einschränkungen im Bereich des sozialen Lebens agieren. Zwischen dem 13. März und dem 21. Juni 2020 kam es in Spanien zu einem vollständigen Lockdown [16]. Dies führte zu einer bisher unbekannten sozialen Isolation vieler Menschen. Auch Kunsttherapeut:innen mussten, wie in vielen anderen Ländern, ihre Tätigkeiten abrupt einstellen und sich mit neuen digitalen Formaten auseinandersetzen. Hierfür gab es bis dato kaum Leitfäden oder Orientierungshilfen [15], [17], [18], [19]. Sowohl für Kunsttherapeut:innen als auch für Klient:innen bedeutete dies eine Neuorientierung, die auf beiden Seiten häufig mit Skepsis, Stress und inneren Widerständen assoziiert ist [12], [20], [21], [22]. Aufgrund der hohen Nachfrage von Klient:innen, mobilisierten sich in Spanien bereits während des ersten Lockdowns 2020 nicht nur Kunsttherapeut:innen, sondern auch kunst- und kunsttherapeutische Organisationen sowie Hochschulen und erarbeiteten Konzepte für digitale Kunsttherapie und deren Transfer in die Praxis.

Der vorliegende Artikel wurde aufgrund aktueller Ereignisse und der daraus resultierenden neuartigen digitalen Relevanz Künstlerischer Therapien als Diskussionspapier verfasst. Ziel dieses Beitrages ist es, orientiert am Beispiel Spaniens, neue Möglichkeiten kunsttherapeutischen Arbeitens im digitalen Raum zu beschreiben. Vor- und Nachteile digitaler Kunsttherapie sollen hierbei diskutiert und unter ethischen Aspekten beleuchtet werden. Die Inhalte dieses Beitrags sollen für den deutschsprachigen Raum zur Orientierung für die verschiedenen Arbeitsfelder künstlerischer Therapien im digitalen Kontext dienen. Zusätzlich wird eine Grundlage für weitere Forschungsarbeiten geschaffen sowie eine praxisorientierte Auseinandersetzung für das digitale Arbeitsfeld eröffnet.


Angebote zur digitalen Kunsttherapie am Beispiel Spaniens

Orientiert am Beispiel Spaniens wurde mit Beginn der Pandemie bis Dezember 2020 eine umfassende Onlinerecherche zum Thema Digitale Kunsttherapie durchgeführt. Ziel war die Erstellung einer Übersicht aktueller Projekte verschiedener kunst- und kunsttherapeutischer Institutionen und Organisationen. Hierfür wurden die jeweiligen Initiator:innen kontaktiert um spezifische Informationen zu erhalten. An einer Auswahl der digitalen Projekte wurde von den Autor:innen aktiv teilgenommen. Im Folgenden werden digitale kunsttherapeutische Projekte aus Spanien zusammenfassend dargestellt. Die nachfolgende Tabelle 1 [Tab. 1] beinhaltet sowohl Angebote für Klient:innen als auch Kunsttherapeut:innen aus der Praxis und Studierende.


Herausforderungen in der digitalen Arbeit

Unter den gegenwärtigen Bedingungen wird das Arbeitsfeld der Kunsttherapie neu definiert. Angesichts der aktuellen Pandemie bietet sich der Kunsttherapie eine einmalige Chance, sich Online-Formaten zu öffnen und neue Perspektiven zu eröffnen [3], [23]. Herausforderungen für eine digitale Umsetzung von Kunsttherapie und wichtige Vorüberlegungen wurden in der Fachliteratur bereits beleuchtet, doch besteht ein Bedarf an grundlegenden theoretischen und praxisorientierten Auseinandersetzungen mit digitalen kunsttherapeutischen Arbeitsweisen. Des Weiteren wird von Expert:innen die Diskrepanz zwischen digitalen Anwendungen und unterschiedlichen Ansätzen der Kunsttherapie betont [23], [24]. Bislang haben nur wenige praktizierende Kunsttherapeut:innen ausreichend Erfahrungen und Expertise im Einsatz digitaler Kunsttherapie [25], [26]. Zusammenfassend zeigt sich, dass ein Defizit digitaler Ansätze in der kunsttherapeutischen Ausbildung und Grundlagenforschung vorhanden ist [15], [23]. Dieser Bedarf lässt sich auf die komplexen Herausforderungen für die praktische Umsetzung digitaler Kunsttherapie zurückführen. Hierzu zählen folgende essenzielle Kernelemente:

  • Hohe Sicherheits- und Datenschutzstandards. Unter anderem: Sicherheitsstandards digitaler Plattformen, Information der Klient:innen über Sicherheitsbedingungen, alternative Kommunikationsmedien [18], [21], [22], [27].
  • Aufklärungspflicht und Einwilligungsfähigkeit. Der Inhalt der Einverständniserklärung wird durch die besonderen Bedingungen der digitalen Angebote adaptiert [18], [28], [29].
  • Einrichtung geschützter digitaler Räume. Die von den Praktizierenden zu berücksichtigenden Bedingungen und die Anweisungen an den/die Klienten:innen ermöglichen es, einen geschützten digitalen Raum zu gewährleisten [4], [18], [21], [22].
  • Ethische Richtlinien. Die Entwicklung neuer ethischer Leitlinien impliziert einen angemessenen Rahmen, der den Anforderungen und praktischen Aspekten digitalen Angebote entspricht [15], [30], [31], [32], [33], [34].
  • Digitale Kompetenzen und Professionalität von Kunsttherapeut:innen. Die Notwendigkeit einer speziellen Ausbildung und Supervision/Intervision im Umgang mit digitaler Technologie wird betont [15], [21], [27], [35], [36].
  • Digitale Infrastruktur. Die Entwicklung zugänglicher digitaler Technologien ermöglicht einem breiteren Spektrum an Personenkreisen und Klient:innen den Zugang zu digitalen Medien für die Kunsttherapie [13], [14], [15], [37].
  • Pseudonymisierte Dokumentation und Praxis-Evaluation. Ziel ist es, die Vertraulichkeit und Sicherheit personenbezogener Daten der Klient:innen zu garantieren [21].
  • Akzeptanz des Mediums von Seiten der Kunsttherapeut:innen und Klient:innen [12], [20], [21], [22].
  • Einbezug der kreativ-künstlerischen und interaktiven Mittel der Kunsttherapie. Dazu sind Professionalität, Engagement und Kreativität erforderlich [12], [15], [38].

Seit Beginn der Pandemie wurden in Spanien zunehmend digitale Medien in der kunsttherapeutischen Praxis eingesetzt. Zu den Strategien zur Bewältigung der Herausforderungen der digitalen Kommunikation gehören u.a.:

  • Adaptierung an das digitale Umfeld angesichts der außergewöhnlichen und kritischen Umstände des Lockdowns [12], [21].
  • Orientierung an Leitfäden und Konzepten verwandter Disziplinen, z.B. der Telepsychologie und Adaptation an die kunsttherapeutischen Rahmenbedingungen sowie ethische Richtlinien [21], [39], [40], [41], [42].
  • Transfer von Kenntnissen durch Expert:innen in Form von Aus- und Fortbildungen durch die Berufsverbände [19], [43], [28].
  • Erarbeitung und Umsetzung von Konzepten der digitalen kunsttherapeutischen Interventionen in den Hochschulen [44], [45], [46].
  • Entwicklung und Veröffentlichung von Handlungsempfehlungen und Praxisleitfäden [12], [21], [28].
  • Supervision, Intervision, Austausch und spezifische Fallstudien zur digitalen kunsttherapeutischen Praxis [21], [45].
  • Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit der digitalen Kunsttherapie [47].
  • Entwicklung und Durchführung von digitalen kunsttherapeutischen Interventionskonzepten für spezifisches Klientel [47], [48], [49], [50], [51].
  • Erarbeitung neuer ethischer Leitlinien für die Praxis digitaler Kunsttherapie [31].

Rahmenbedingungen

Für eine Durchführung digitaler Therapiesitzungen müssen verschiedene methodologische und konzeptionelle Anforderungen im Vorfeld eruiert werden. Diese orientieren sich an den individuellen Bedürfnissen, Problemstellungen und den erforderlichen Kompetenzen der Zielgruppe. Dazu zählen u.a. Audio- und Videoeinstellungen, allgemeine Anforderungen der Anwendungsszenarien, Therapieplanung und -vorbereitung sowie die allgemeine Nutzung der Plattform. Hierfür können Testoptionen der jeweiligen Formate genutzt werden. Zu den Rahmenbedingungen zählen folgende Aspekte:

  • Eine konsequente Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Technik [21], [25].
  • Kontaktaufnahme per E-Mail mit allgemeinen Informationen über die Zugangsdaten und den Ablauf der Sitzung [18], [28], [29].
  • Einen geschützten Rahmen und die Nutzung des digitalen Raumes in Abhängigkeit von der jeweiligen Zielgruppe gewährleisten [6], [24], [32], [52].
  • Gezielte Auswahl und Einrichtung des Arbeitsraumes [4], [12], [18], [21], [22], [32].
  • Nutzung der Videoeinstellungen mit der Zielgruppe besprechen [21].

Plattformen und Programme

Es gibt verschiedene Plattformen, die für digitale Kunsttherapie genutzt werden können. Alle diese technischen Formate müssen über hohe Sicherheits- und Datenschutzstandards verfügen. Hierzu zählen u.a. Skype, Zoom, Microsoft Teams und WhatsApp. Über die Sicherheits- und Datenschutzstandards der jeweiligen Online-Plattform müssen die Klient:innen im Vorfeld von den Therapeut:Innen informiert werden [5], [18], [53].


Einverständniserklärung für die Online-Kunsttherapie

Eine Einverständniserklärung für Online-Kunsttherapiesitzungen muss im Vorfeld und unter Berücksichtigung der spezifischen Besonderheiten digitaler Formate festgesetzt werden. Dabei sind geltende Datenschutzgesetze und ethische Richtlinien Künstlerischer Therapien der jeweiligen Länder sowie der zugehörigen Dachverbände, in welchen die Kunsttherapeut:innen tätig sind, zu berücksichtigen [18]. Zusätzlich liegt es in der Verantwortung der Therapeut:innen zu prüfen, ob die Klient:innen über ein Unterstützungsnetzwerk verfügen, welches im Falle einer Krisensituation zur Verfügung steht und einbezogen werden kann. Im Weiteren ist zu beachten, ob der/die Teilnehmende über die technische Infrastruktur für eine digitale Kunsttherapie verfügt. Die nachfolgende Tabelle 2 [Tab. 2] fasst diese spezifischen Inhalte zusammen [28], [29].


Der digitale Raum als neues Arbeitsumfeld

Der Bildschirm kann symbolisch als audiovisuelle Tür zum intimen Raum der Teilnehmenden fungieren. Hierbei bildet der Bildschirm ein neues Kommunikationsmittel zwischen den Teilnehmenden und den Kunsttherapeut:innen, sowie zu der Umgebung der Kunsttherapeut:innen. Die Berücksichtigung des privaten Umfelds des/der Klient:in seitens der Therapeuten:innen wurde als eine Möglichkeit bezeichnet, tieferes Vertrauen aufzubauen [18]. Durch das neue Arbeitsfeld wird die klassische kunsttherapeutische Triade (Klient:in-Therapeut:in-Werk) durch das digitale Medium erweitert [6]. Die Beziehung zwischen dem/der Klient:in und dem Werk wird verstärkt, während der/die Klient:in und der/die Therapeut:in geografisch getrennt sind [15], [18], [27]. Dabei entstehen durch die verschiedenen digitalen Formate unterschiedliche Dynamiken in Bezug auf die Gesprächsebene und die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten (Audio, Video, Chat) [13], [21], [53], [54].

Die Beziehungsgestaltung erfährt durch das zweidimensionale, digitale Format eine neue Ebene und stellt sowohl Kunsttherapeut:innen als auch Klient:innen vor neue Herausforderungen. Eine digitale Beziehungsgestaltung erfordert ein hohes Maß professionellen Engagements von den Therapeut:innen [4], [5]. Diese sollten in der Lage sein, über den Bildschirm ein Gefühl von Wärme und Nähe zu erzeugen, sowie Signale wahrzunehmen und die Gesprächsebene an die Bedürfnisse und die Stimmung der Klient:innen anzupassen [12]. Das digitale Arbeitsfeld bringt neue Umgangsformen und Möglichkeiten mit sich. Grenzen der Kommunikation, welche durch die räumliche Distanz zwischen Therapeut:in und Klient:in entstehen, sollten individuell thematisiert werden. Bisher gibt es zu digitalen Arbeitsweisen kaum Referenzen in der Fachliteratur. Somit können an dieser Stelle keine weiteren Aspekte diskutiert werden. Es liegt die Vermutung nahe, dass das neue digitale Arbeitsumfeld weitreichende Auswirkungen auf die Kommunikationsebene zwischen Therapeut:in und Klient:in hat. Diese gilt es in zukünftigen Studien genauer zu beleuchten und die Ergebnisse gezielt in die digitale kunsttherapeutische Praxis zu integrieren.


Therapeutische Haltung

Die therapeutische Haltung für Online-Kunsttherapie erfordert Offenheit und Sensibilität in Bezug auf digitale Medien und deren Nutzung. Eigene Widerstände gegenüber Online-Therapieformen sollten vorab reflektiert und geklärt werden, um diese nicht auf die Teilnehmenden zu übertragen [12], [52]. Geschützte Setting- und Rahmenbedingungen sowie eine stabile innere Haltung des/der Kunsttherapeut:in unterstützen den kunsttherapeutischen Prozess sowie die Beziehungsgestaltung mit der Zielgruppe. Im Falle von technischen Störungen sollte der/die Therapeut:in Ruhe bewahren können und ist somit in der Lage kritische Situationen zu regulieren [52]. Vor diesem Hintergrund kann die Tätigkeit des/der Therapeut:in um eine:n Co-Therapeut:in erweitert werden, welche:r sich um die technische Leitung kümmert und bei technischen Problemen agieren kann [13]. Somit kann sich der/die Therapeut:in gezielt auf die Bedürfnisse der Klient:innen fokussieren und einen geschützten Rahmen gewährleisten. Im Falle von technischen Problemen oder Unterbrechungen der Sitzung können dadurch Gefühle von Stress, Unruhe und Unsicherheiten auf beiden Seiten vermieden werden [22], [55]. Diese Anforderungen implizieren ein hohes Maß an Flexibilität. In der aktuellen Situation des digitalen Umbruchs kann die Sichtweise „Niemand ist Expert:in“ zur Stressreduktion der Therapeut:innen und Teilnehmenden beitragen [21].


Limitationen

Die primäre Limitation dieses Manuskripts besteht darin, dass es für die Autor:innenschaft von besonderer Relevanz war, die Ergebnisse möglichst schnell zu veröffentlichen, um dem dringenden Bedarf an Kenntnissen zur Unterstützung der digitalen kunsttherapeutischen Praxis, während der aktuellen COVID-19-Krise, gerecht zu werden. Seit Anfang des Jahres 2021 ist der Bedarf und das Interesse im Bereich der digitalen künstlerischen Therapien besonders rasant gestiegen. Vor diesem Hintergrund und durch die zeitliche Verzögerung seit der Einreichung des Artikels im Februar 2021 wurde das Manuskript während des Reviewprozesses an die aktuelle Literatur angepasst. Die Inhalte und Praxisempfehlungen entsprechen dem Einreichungszeitpunkt des Artikels.


Fazit

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem neuen und rasant wachsenden digitalen Arbeitsumfeld im Bereich Künstlerischer Therapien am Beispiel Spaniens. Hierbei werden mögliche Setting- und Rahmenbedingungen zusammenfassend dargestellt und Herausforderungen sowie Potenziale dieses neuen digitalen Arbeitsfeldes benannt. In Anbetracht der unbekannten Dauer der aktuellen Situation und in Hinblick auf eine zunehmende Digitalisierung, sollte digitale Kunsttherapie zur Förderung der Gesundheit als fester Bestandteil in die kunsttherapeutische Ausbildung wie auch in die Grundlagenforschung im Bereich Künstlerischer Therapien integriert werden [23], [24]. Hierfür ist eine weiterführende Beobachtung innovativer Ansätze und zukünftiger Studienergebnisse von Bedeutung. Gleichzeitig kann durch die Vielseitigkeit individueller digitaler Angebote eine positive Grundhaltung gegenüber Online-Kunsttherapie geschaffen werden [13], [22]. Eine fundierte und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik sowie die Erarbeitung von Standards digitaler Studienansätze im Bereich Künstlerischer Therapien ist zukünftig unumgänglich.


Anmerkung

Interessenkonflikt

Die Autor:innenschaft erklärt, dass kein Interessenkonflikt in Zusammenhang mit diesem Artikel besteht.


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