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GMS Current Posters in Otorhinolaryngology - Head and Neck Surgery

German Society of Oto-Rhino-Laryngology, Head and Neck Surgery (DGHNOKHC)

ISSN 1865-1038

Akute massive Zungenschwellung durch Einblutung bei relativer Phenprocoumonüberdosierung

Poster Aerodigestivtrakt

  • corresponding author Jan Rudolf - KMG Klinikum Güstrow, HNO-Klinik, Güstrow
  • Irena Ediger - KMG Klinikum Güstrow, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Güstrow
  • Friedemann Schorer - KMG Klinikum Güstrow, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Güstrow
  • Toralf Noky - KMG Klinikum Güstrow, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Güstrow
  • Sylke Graumüller - KMG Klinikum Güstrow, HNO-Klinik, Güstrow

GMS Curr Posters Otorhinolaryngol Head Neck Surg 2014;10:Doc071

doi: 10.3205/cpo000833, urn:nbn:de:0183-cpo0008331

Published: May 19, 2014

© 2014 Rudolf et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Berichtet wird der Fall einer 85 jährigen Patientin. Unter Phenprocoumon (Falithrom®)kam es wahrscheinlich bedingt durch eine Leberdysfunktion im Stadium Child A zu einer relativen Überdosierung. Bei prolongierter hypertensiver Krise wiesen der gesamte Zungenkörper und Mundboden eine ausgeprägte Einblutung auf. Durch die massive Protrusion der Zunge und den Schwellungen waren die Atemwege verlegt.

Verlauf: Nach Einlieferung verschlechterte sich die Atemfunktion zunehmend. Paraklinisch fielen u.a. ein Quickwert von 3% bei einer INR von 21,5 und einer PTT von 111 sec auf. Aufgrund dieser Gerinnungssituation wurde primär die fiberoptische Intubation angestrebt. Parallel erfolgte die Vorbereitung zur Nottracheotomie. Nach dem ersten frustranen Versuch wurde die Patientin in Lokalanästhesie bei Spontanatmung und Sauerstoffgabe über Maske (FiO2 1,0) tracheotomiert. Die Sauerstoffsättigung lag immer über 88%. In Anbetracht des Alters und mehrerer Begleiterkrankungen kam es nur zögerlich zu einer Entwöhnung vom Respirator. Die herausgetretene Zunge wurde zur Vermeidung von Nekrosen lokal gepflegt und der spontane Verlauf unter antibiotischer Abschirmung abgewartet. Nach ca. 8 Tagen befand sich die Zunge wieder in der Mundhöhle und die Patientin wurde am 24 postop. Tag dekanüliert. Es kam im Verlauf zu einer Restitutio ad integrum.

Schlussfolgerung: Eine schnellstmögliche Substitution von PPSB (Prothrombinkonzentrat) bildet die Grundlage einer chirurgischen Intervention im Schockraum bei lebensbedrohlichen Blutungen. Die abrupte Korrektur der Gerinnungsverhälnisse erlaubt das sofortige Operieren und steht damit im erlaubten Verhältnis zur erhöhten Thromboemboliegefahr. Unerlässlich ist eine abgestimmte interdisziplinäre Teamarbeit mit festgelegten Strukturen im Schockraum.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.