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Lernen am Fall – Verdachtsdiagnose Vestibularisschwannom
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Published: | May 19, 2014 |
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Zusammenfassung
Ein 56-jähriger Patient stellte sich mit einer linksseitigen idiopathischen peripheren Facialisparese im September 2011 in unsere Klinik vor. Eine aktuelle MRT des Schädels sowie die weitere Diagnostik einschließlich einer neurologischen Vorstellung ergaben unauffällige Resultate. Es zeigte sich eine Besserung der Symptomatik unter stationärer intravenöser Kortikoidtherapie.
In der Zeit von August 2012 bis Juni 2013 erfolgten mehrere Vorstellungen in verschiedenen Kliniken. Führend war die Symptomatik einer sensorineuralen Schwerhörigkeit, Ausfall des Vestibularorgans und Parese des N. facialis links. Aufgrund der weiter progredienten Hirnnervenausfälle wurden in dieser Zeit mehrere MRT des Schädel angefertigt. Letztendlich deuteten auch die bildgebenden Verfahren mit einer Raumforderung im Bereich des N. vestibulocochlearis auf ein Vestibularisschwannom. Dem Patienten wurde mehrfach zu einer Befundexploration über einen translabyrinthären Zugang geraten, welche er ablehnte. Die Symptomatik war weiterhin progredient mit zuletzt vollständiger Paralyse des N. vestibulocochlearis, N. facialis und Teilparese des N. trigeminus, N. glossopharyngeus und N. vagus links.
Im Juni 2013 erfolgte die translabyrinthäre Gewebegewinnung mit der histologischen Diagnose eines Adenokarzinoms. In der darauffolgenden PET-CT zeigte sich eine Mehranreicherung in der Gl. parotidea links. Nach totaler Parotidektomie und Neck dissection links bestätigte sich der V. a. ein Adenkarzinom der Gl. parotidea mit Metastase im inneren Gehörgang links.
Der Fall verdeutlicht, dass die Einbeziehung seltener Differentialdiagnosen, auch bei vermeintlich eindeutiger Symptomatik, wichtig ist. Es gab hier zu Beginn der Erkrankung (wenige) Hinweise, die untypisch für die Diagnose Vestibularisschwannom waren.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.