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Der getäuschte Vestibular-Apparat: Die Schwerefeld-Illusion im Sonnensystem und ihre Folgen
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Published: | April 25, 2007 |
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Zusammenfassung
Bei Besuch der Raumfahrtzentren in den USA und der Sowjetunion, lernte ich alle Trainingsmöglichkeiten der Astronauten und Kosmonauten kennen. Den größten Eindruck machten hierbei die riesigen Wassertanks, welche der Simulierung der Schwerelosigkeit dienen. Die künftigen Weltraumflieger lernten dabei in ihren Raumanzügen unter Wasser die Arbeiten in und an den Raumstationen kennen, die später im Weltall dringend ausgeführt werden.
Als Arzt kam mir dabei der Vergleich, dass jeder Mensch vor seiner Geburt im Mutterleib ähnliche Bedingungen der simulierten Schwerelosigkeit vorfindet. Mit der Geburt erfolgt dann der große Schock: Zum ersten Mal erlebt das Neugeborene die volle Wucht der Schwerkraft, und mit dem ersten Atemzug, die lebenswichtige Bedeutung der Sauerstoffatmosphäre.
2005 haben wir in Erfurt maßstabsmäßig richtig die Schwerefelder der Erde, des Erdmondes und der beiden Nachbarplaneten, Venus und Mars, publiziert. Die Erde kreist mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von zirka 108.000 Stundenkilometer um die Sonne, mit gleicher Geschwindigkeit natürlich auch das Schwerefeld. Nun ist aber die Schwerkraft des Erdmondes und des Planeten Merkur zu gering, um dauerhaft eine Gashülle festzuhalten. Bei Mars und Venus sind die Atmosphären dramatisch anders, als auf der Erde. Die Erde hatte seinerzeit das Glück den richtigen Abstand zur Sonne gefunden zu haben, sodass sich auf ihrer Oberfläche flüssiges Wasser und Luft ansammeln konnte. Die Schwerkraft der Erde ist groß genug, um Luft und Wasser dauernd festzuhalten.
Durch die Raumfahrt kam es aber zu einem zweiten Schock: Dem Raumfahrer wurde eine Schwerefeld-Illusion bewusst, welche den Gelehrten bisher eine Ruheposition vorgegaukelt hatte und eine Lage im Zentrum des Universums vermuten ließ.