Article
Manifestationen selbstverletzenden Verhaltens in der Kopf-Hals-Region
Search Medline for
Authors
Published: | December 6, 2005 |
---|
Outline
Zusammenfassung
Einleitung: Selbstverletzendes Verhalten (SVV) manifestiert sich häufig an den Extremitäten aber selten im Kopf-Halsbereich.
Methoden: Es werden 2 Fälle von SVV im Kopf-Hals-Bereich vorgestellt. Fall 1: Patientin (23 Jahre) mit insgesamt 63 Inkorporationen von Fremdkörpern (Reissnägel, Rasierklingen, Glasscherben, Plastikstücke, Schrauben, Sekundenkleber, Dosenverschlüsse, Antennenteilstücke), welche endoskopisch geborgen werden mussten. Ursächlich ist eine Borderline- Persönlichkeitsstörung nach schwerer kindlicher Traumatisierung bei stattgehabtem Missbrauch. Fall 2: Patientin (31 Jahre) mit nasaler Obstruktion und chronischer Sinusitis, Septumperforation unklarer Genese. Unkomplizierte Infundibulotomie und Nasenmuschelreduktion beidseits. Postoperativ starke Angstreaktion, symptomatische Therapie mit Sedativa. Am 27. postoperativen Tag Wiedervorstellung mit transfusionspflichtiger Anämie (Hämoglobinwert: 50g/l) nach rezidivierender Epistaxis von mehr als 30 Minuten Dauer. Im weiteren Verlauf erneute, zunächst verschwiegene Blutungsepisoden. Im psychiatrischen Konsil äußerte die Patientin, durch Manipulation in der Nase bewusst Blutungen zu provozieren und zu selbstverletzendem Verhalten zu neigen. Ursächlich ist ebenfalls eine Missbrauchs- und Mißhandlungssymptomatik in der Kindheit.
Schlussfolgerung: Auffällig für SVV im Kopf-Halsbereich sind vor allem Inkorporationen und Manipulationen an Nase und Ohren. Durch heimliche selbstmanipulierte Krankheitssymptome sollen Untersuchungen und Behandlungen bis hin zu iatrogenen Schädigungen provoziert werden, letzteres dann unter dem Bild der artifiziellen Störung.Eine offensichtliche Gefahr ist der Progress von selbstschädigendem Verhalten bis zur Suizidalität.