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GMS Mitteilungen aus der AWMF

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

ISSN 1860-4269

Prof. Reinauer mit dem Großen Verdienstkreuz ausgezeichnet

Mitteilung

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Mitteilungen aus der AWMF 2004;1:Doc33

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/journals/awmf/2004-1/awmf000033.shtml

Published: November 11, 2004

© 2004 Müller.
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Zusammenfassung

In der Orangerie des Schlosses Charlottenburg in Berlin hat Bundespräsident Horst Köhler jetzt Prof. Dr. med. Hans Reinauer [Abb. 1] (langjähriger Präsident und Past-Präsident der AWMF) mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Prof. Reinauer hatte bereits im März 1999 das Verdienstkreuz 1. Klasse ("Bundesverdienstkreuz") erhalten.

"Seitdem hat er", wie es in der Begründung der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundespräsidialamts heißt, "sein ehrenamtliches Engagement nicht nur fortgesetzt, sondern erheblich gesteigert, sodass eine Auszeichnung mit dem Großen Verdienstkreuz gerechtfertigt ist."


Text

Die ausführliche Begründung der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundespräsidialamtes lautet:

"Sein ärztliches und wissenschaftliches Arbeitsleben nutzte Professor Reinauer dazu, die medizinische Forschung auf dem Gebiet der Laboratoriumsmedizin, des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung voranzubringen.

Er leitete die Abteilung Klinische Biochemie des Deutschen Diabetes Forschungsinstituts in Düsseldorf von 1973 bis 1998 hauptamtlich und anschließend bis 2000 ehrenamtlich und trug dazu bei, dass die Begutachtungen durch den Wissenschaftsrat (zuletzt 1996) und durch den Internationalen wissenschaftlichen Beirat wiederholt (bis 2001) erfolgreich bestanden wurden. Unter seiner kommissarischen Leitung (von 1995 bis 2002) wurde das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf vom Wissenschaftsrat positiv bewertet. Ferner wurde es als erstes Universitätsinstitut Deutschlands für Klinische Chemie vom College of American Pathologists (CAP) akkreditiert, sodass es unter der Aufsicht der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) an internationalen Studien teilnehmen kann. Prof. Reinauer publizierte mehr als 300 Arbeiten über seine vielfältigen Forschungsschwerpunkte Biochemie, Klinische Chemie, Diabetologie, Endokrinologie, Stoffwechselerkrankungen und Qualitätssicherung.

Als ehrenamtlicher Präsident des gemeinnützigen Instituts für Standardisierung und Dokumentation im medizinischen Laboratorium e. V. (INSTAND e.V.), einer wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft, setzt er seit 1979 Maßstäbe für eine zuverlässige und qualitätsgesicherte Laboratoriumsdiagnostik. Unter seiner Präsidentschaft entwickelte sich das Institut in 24 Jahren von einem begrenzten Leistungsträger zu einer der größten Ringversuchsorganisationen im europäischen Raum, das mittlerweile 160 Ringversuchsprogramme in verschiedenen Disziplinen - eine der wichtigsten Grundlagen zur externen Leistungsüberprüfung medizinischer Laboratorien - betreut. Auftretende Probleme können hierbei schnell erkannt und durch Fortbildungsmaßnahmen behoben werden. Waren es zu Anfang fünf Mitarbeiter, so hat INSTAND e.V. heute 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Aufgabe in einem hochmodernen Labor mit einer einzigartigen Logistik bewältigen. In den letzten vier Jahren sind neue Qualitätssicherungsprogramme insbesondere für die molekularbiologische Diagnostik bei angeborenen Stoffwechselerkrankungen, in der Virologie und in der Mikrobiologie hinzugekommen.

Professor Reinauer berät seit 1994 als Mitglied des Expert Advisory Panel for Health Laboratory Services die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Seit 1997 führte INSTAND e.V. in Düsseldorf unter seiner Leitung internationale Fortbildungsveranstaltungen über Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement erfolgreich durch. Die Weltgesundheitsorganisation ernannte daraufhin INSTAND e.V. 1998 erstmals für vier Jahre zum WHO Collaborating Centre for Quality Assurance in Medical Laboratories. 2002 erfolgte die Verlängerung bis zum Jahre 2006. In den Jahren 1998, 1999 und 2001 wurden für Vertreter aus den arabischen Ländern im Rahmen der Eastern Mediterian Regional Office der WHO (EMRO) Fortbildungskurse durchgeführt. 2003 kamen die Teilnehmer aus Indien, Nepal, Thailand, Südafrika, Polen, Slowenien, Rumänien und Kroatien. Professor Reinauer referiert für das WHO Collaborating Centre im Ausland, insbesondere im arabischen Raum (Dubai, Katar und Kairo). Der zuletzt geplante Kurs in Bagdad musste wegen der Kriegsereignisse im Irak vorerst verschoben werden. Die nächste Veranstaltung ist 2005 in Dubai geplant.

Von 1985 bis 2003 war Professor Reinauer Vorsitzender des Arbeitskreises 2 „Laboratoriumsmedizin" des Ausschusses Qualitätssicherung ärztlicher Berufsausübung der Bundesärztekammer. Unter seiner Leitung wurden drei Richtlinien zur Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien (Klinische Chemie, Immunhämatologie, Mikrobiologie) entwickelt und von der Bundesärztekammer eingeführt, die in die Neugestaltung des einschlägigen Regelwerkes „Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung quantitativer laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen" 2001 eingeflossen sind und national und international große Bedeutung erlangt haben. Als Sachverständiger wirkte er an der Novellierung des Medizinproduktegesetztes und damit an der gesetzlichen Grundlage dieser Richtlinie mit, die - von 1999 bis 2004 diskutiert - im Januar 2004 in Kraft getretenen ist und die „In vitro Diagnostika Direktive" der Europäischen Kommission des Europäischen Parlaments berücksichtigt. Seit 2002 ist er Mitglied des zu der Richtlinie gebildeten Beirats, in dem Anwendungsfragen erörtert und die Beschlüsse des Vorstandes vorbereitet werden. Ebenfalls seit 2002 ist er Mitglied des konstituierten Arbeitskreises, der sich mit einem umfassenderen Konzept des Qualitätsmanagements im medizinischen Laboratorien befasst.

Professor Reinauer war von 1991 bis 2000 Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Deutschlands und gehört seither dem Präsidium weiterhin als Past-Präsident an. Er führte den Erfolg der AWMF, der heute 145 wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaften angehören, als Sprachrohr der medizinischen Wissenschaften und als Mittler zwischen Wissenschaft, Politik, Öffentlichkeit und Körperschaften durch seinen Einsatz und seine Ausstrahlung ganz wesentlich herbei. Als Vorsitzender der „Fachkonferenz ‚Qualitätssicherung'" (von 1994 bis 1997) erarbeitete er gemeinsam mit den damaligen Präsidenten der Bundesärztekammer allgemein anerkannte Maßstäbe für eine wissenschaftlich begründete und praktisch anwendbare Qualitätssicherung, die über die Fachgrenzen hinaus gehen, und entwickelte vor allem praktische anwendungsreife Verfahren der Qualitätssicherung, die auf andere Gebiete der Medizin prägenden Einfluss genommen haben. Auf Vorschlag des Sachverständigenrates der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen initiierte er 1994 die Entwicklung von wissenschaftlich begründeten ärztlichen Leitlinien. Darauf aufbauend wurden inzwischen mehr als 1000 ärztliche Leitlinien mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen (S1﷓ S3) von den Mitgliedsgesellschaften der AWMF verfasst, die der Ärzteschaft und den Kostenträgern - auch im Sinne des § 137e Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) - helfen sollen, die Patientenversorgung zu verbessern und Kosten zu sparen. Kritisch begleitete Professor Reinauer die Diskussion zu den wissenschaftlichen Grundlagen der ärztlichen Leitlinien (Evidence-based Medicine). Die in Deutschland entwickelte Methodik, nach der die ärztlichen Leitlinien entstanden sind, wird inzwischen auch international anerkannt. Von 1991 bis 2000 vertrat Professor Reinauer die AWMF im Wissenschaftlichen Beirat des Ausschusses Qualitätssicherung (AQS) und in der Ärztlichen Zentralstelle Qualitätssicherung (ÄZQ) der Bundesärztekammer.

Er war als Präsident der AWMF Mitinitiator des "Kuratoriums für Fragen der Klassifikation im Gesundheitswesen" (KKG) des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales und arbeitete bis 2002 aktiv in diesem beratenden Gremium als einer von drei Vertretern der AWMF mit. Im Beirat für Medizinische Messtechnik bei der Physikalisch﷓Technischen Bundesanstalt vertritt er seit 1996 die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften und die Bundesärztekammer und berät bei Fragen der Kalibrierung medizinischer Geräte und der Verbesserung und der Sicherung der Qualität der Messergebnisse klinischer und laboratoriumsmedizinsicher Verfahren. Von 1992 bis zum Jahr 2000 arbeitete er im Gesundheitsforschungsrat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit.

Besonders hervorzuheben ist die Initiative von Professor Reinauer zur Gründung eines elektronischen wissenschaftlichen medizinischen Portals „German Medical Science (GMS)", das unter seiner Führung von der AWMF, gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin, entwickelt wurde und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Seit 1997 stellte er immer wieder die Forderung nach einer besseren internationalen Verbreitung und Anerkennung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Publikationen und kritisierte den so genannten „Journal Impact Factor", der die nationalen wissenschaftlichen Zeitschriften und somit die deutschen Autoren und die deutschen Verlage benachteiligt. Deutschsprachige Publikationen wurden in der Vergangenheit häufig nicht beachtet und in internationalen Literatursystemen nicht erfasst. Diese Diskussionen haben 2002 zur Gründung der Internet-Zeitschrift geführt, und Professor Reinauer wurde zum ersten Editor﷓in﷓Chief des e-Journals German Medical Science (GMS) ernannt. Mit der neuen Internet-Zeitschrift GMS wurde die deutsche medizinische Fachliteratur 2003 unter www.egms.de in die internationalen Publikationssysteme einführt. Sie ist damit für alle Universitätsbibliotheken kostenlos erhältlich und bietet eine schnelle nationale und internationale wissenschaftliche medizinische Kommunikation auf hohem Niveau. Gleichzeitig trägt sie einem weiteren wichtigen Anliegen Rechnung: Sie sichert die Urheberrechte der Autoren, deren Publikationen kostenlos übernommen werden.

Mit großer Energie wirkte Professor Reinauer in den letzten drei Jahren daran mit, auf die Probleme der Drittmittel-Einwerbung aufmerksam zu machen. Drittmittel sind für eine erfolgreiche Durchführung von Forschungsprojekten unerlässlich, sie bergen aber bei Inanspruchnahme der Industrie die Gefahr in sich, in den Verdacht der Korruption zu geraten. Zahlreiche, auch in die Öffentlichkeit getragene Prozesse gegen hochrangige Ärzte und Wissenschaftler haben dies bereits gezeigt. Professor Reinauer weckte in Informationsveranstaltungen der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften das Problembewusstsein und entwickelte zusammen mit dem Deutschen Hochschulverband, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der forschenden Pharmaindustrie eine Leitlinie, die Wissenschaftlern im medizinischen Bereich Verhaltenshinweise gibt, wie dieser Konflikt vermieden werden kann.

Professor Reinauer ist Organisator vieler erfolgreicher nationaler und internationaler Kongresse. Zuletzt leitete er als Kongresspräsident den XXI. World Congress of Pathology and Laboratory Medicine, der parallel zur MEDICA 2001 in Düsseldorf organisiert wurde, an dem Besucher aus 25 Ländern teilnahmen.

Professor Reinauer vertritt die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) beim Council for International Organisations of Medical Sciences (CIOMS) der Weltgesundheitsorganisation. Er übernahm im Jahre 2003 die Aufgabe, die „lnternational Ethical Guidelines for Biomedical Research Involving Human Subjects" der CIOMS für die deutsche Wissenschaft zu übersetzen.

Die ungarische Universität Szeged übertrug Professor Reinauer als hervorragendem Wissenschaftler und ausgezeichnetem Hochschullehrer für die Zeit von 1999 bis 2001 die Albert-Szentgyörgyi-Professur mit der Verpflichtung, mehrere Vorträge in Szeged zu halten und ein Qualitätssicherungssystem für das medizinische Laboratorium in Ungarn aufzubauen. Er ist Ehrenmitglied der Deutschen, der Österreichischen und der Ungarischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin sowie der Rumänischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Seine Verdienste in internationalen Gremien wurden durch Verleihung des „Gold-headed-Cane" der World Association of Societies of Pathology and Laboratory Medicine (WASPaLM) gewürdigt."