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Tissue Factor Expression im Speicheldrüsenkarzinom: Ein potenzielles neues therapeutisches Ziel im rezidivierten oder metastasierten Speicheldrüsenkarzinom
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Veröffentlicht: | 6. März 2025 |
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Einleitung: Speicheldrüsenkarzinome (SGCs) umfassen eine Gruppe von Tumoren, die 3–6 % aller Kopf-Hals-Malignome ausmachen und aufgrund ihrer molekularen Vielfalt diagnostische und therapeutische Herausforderungen darstellen. Frühstadien werden primär chirurgisch behandelt, während bei rezidivierenden, metastasierten (r/m) oder inoperablen Fällen systemische Therapien wie Chemotherapien und zielgerichtete Therapien zum Einsatz kommen 1. Ziel dieser Studie war es, die Tissue Factor (TF) Expression in einer großen Kohorte von SGC unterschiedlicher Entitäten zu untersuchen und deren Zusammenhang mit klinisch-pathologischen Daten zu analysieren. Heute existiert bereits ein für das r/m Zervixkarzinom zugelassenes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, Tisotumab Vedotin (TV), mit TF als therapeutischem Target 2.
Methoden: In dieser Studie wurden formalinfixierte, paraffineingebettete Tumorproben von primären SGC und Lymphknotenmetastasen, die zwischen 1990 und 2023 chirurgisch behandelt wurden, als Tissue-Microarrays (TMA) mittels Immunhistochemie (IHC) analysiert, um die TF-Expression zu bewerten. Die TF-Expression wurde anhand des Histo-Scores (H-Score) klassifiziert und mit klinisch-pathologischen sowie Überlebensdaten korreliert.
Ergebnisse: Die Studie enthielt 109 Primarien, die überwiegend in der Glandula (Gl.) parotis (84,4%), seltener in der Gl. submandibularis (6,4%), Gl. sublingualis (0,9%) und den kleinen Speicheldrüsen (8,3%) lokalisiert waren. Zudem enthielt der TMA 10 Lymphknotenmetastasen. Die häufigsten Entitäten waren das Speichelgangkarzinom (SDC; 24,8 %), das adenoidzystische Karzinom (ACC; 22,0 %) und das Mukoepidermoidkarzinom (MEC; 20,2 %), wobei die TF-Expression signifikante Unterschiede zwischen den Tumorarten zeigte (p < 0,001). SDC, MEC und das sekretorische Karzinom (Sec) zeigten die höchsten H-Scores, während ACC und Azinuszellkarzinom (Acin) die niedrigsten H-Scores aufwiesen.
Die untersuchten Lymphknotenmetastasen waren ungleichmäßig verteilt, wobei SDC-Metastasen die höchste TF-Expression zeigten. Diese war im Vergleich zu SDC-Primarien signifikant erhöht. Die Überlebensanalyse deutete darauf hin, dass eine höhere TF-Expression mit einer schlechteren Prognose assoziiert war, dies erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Tumorassoziierte Charakteristika wie TNM-Stadien und Grading wurden mit den entitätsspezifischen H-Scores korreliert, zeigten jedoch keine signifikanten Ergebnisse.
Diskussion: Diese Studie zeigt, dass TF über alle untersuchten SGC Entitäten exprimiert war. Die höchste Expression zeigten das MEC, Sec und SDC. Zudem zeigte sich eine signifikant erhöhte TF-Expression in SDC Lymphknotenmetastasen, was insbesondere im r/m Setting von therapeutisch-prognostischem Wert sein kann. Es zeigte sich ein Trend zu niedrigerem Gesamtüberleben bei erhöhter TF-Expression über alle Entitäten hinweg. Zukünftige Studien sollten sich daher auf die Wirksamkeit von TV im SGC, insbesondere im MEC und SDC, konzentrieren.