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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2025

07.03. - 08.03.2025, Solingen

Funktionelle Ultraschall-Diagnostik der Stimmgebung: M-Mode- und Duplex-Sonografie der Stimmlippen bei Phonation

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Wolfgang Angerstein - Funktionsbereich Phoniatrie u. Pädaudiologie, Univ.-Klinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Solingen, 07.-08.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc02

doi: 10.3205/25wdhno02, urn:nbn:de:0183-25wdhno020

Veröffentlicht: 6. März 2025

© 2025 Angerstein.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Sonografie spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der laryngealen Tumordiagnostik, sondern auch bei funktionellen und dynamischen Analysen der Glottis während der Phonation (sog. Phono-Sonografie).

Methoden: In einer Pilotstudie wurden die Stimmlippen von 9 stimmgesunden Probanden (6 weibl., 3 männl., 15–65 Jahre alt, im Mittel 36,2 Jahre) sonografisch (B-Mode, M-Mode, Doppler) untersucht. Dabei wurde die Glottis in transversalen und koronaren Scans erfasst, während die Probanden mit leicht gestrecktem Hals sitzend ein /a/ phonierten. Die Schwarz-Weiß-Schnittbilder von M-Mode- und Doppler-Sonografie wurden farbkodiert (Stimmlippenschwingungen vom Schallkopf weg: blau, zum Schallkopf hin: rot). An zuvor im B-Mode mittels Doppler-Gate definierten Arealen der schwingenden Stimmlippen wurden Echo-Doppler-Sonagramme (sog. Doppler-Spektren) abgeleitet.

Zum Einsatz kam ein kommerziell erhältlicher Linearschallkopf mit variablem Frequenzbereich (4–18 MHz). Der zweigeteilte Monitor zeigte rechts das B-Mode- bzw. Duplex-Bild und links das korrespondierende M-Mode-Signal der jeweils schwingenden Stimmlippe.

Ergebnisse: Bei allen 9 Probanden waren Stimmlippenschwingungen in transversalen und koronaren B-Mode-Scans sichtbar. Die Farbduplex-Signale stellten sich als vertikale blau-rote Streifenmuster dar, wobei sich blaue und rote Streifen abwechselten.

Die korrespondierenden M-Mode-Bilder zeigten ebenfalls Längsstreifen, wobei helle und dunkle Streifen (bzw. blaue und rote Streifen bei Farbkodierung) auch hier alternierten. Durch Abzählen der Schwingungsmaxima oder der hellen und dunklen (bzw. blauen und roten) Streifen pro Zeitintervall ließ sich die Grundfrequenz der schwingenden Stimmlippe näherungsweise ermitteln.

Doppler-Spektren bzw. -Sonagramme erlaubten die Identifikation von Grundfrequenz und Harmonischen, insb. von Formanten der Stimme. Auch kleine Schwingungsirregularitäten, die akustisch noch nicht wahrnehmbar waren, wurden sichtbar.

Diskussion: Schon seit 1964 wird über Ultraschall an schwingenden menschlichen Stimmlippen berichtet. Angesichts enormer Fortschritte der digitalen Signalverarbeitung sind die o.g. dynamischen Sonografie-Techniken mittlerweile gut geeignet zur funktionellen Analyse (Grundfrequenz, Obertonspektrum, Schwingungsirregularitäten) der Stimmlippen während der Phonation (Phono-Sonografie).

Zur besseren Identifikation dieser „Feinstrukturen“ hat sich die Farbkodierung der Ultraschallsignale bewährt. Sie erlaubt auch eine Aussage zur Schwingungsrichtung der Stimmlippen (blau vom Schallkopf weg, rot zum Schallkopf hin). Diese direktionale Information verbessert die Erkennbarkeit der o.g. Feinstrukturen.

Fazit: Dynamische Ultraschalltechniken (B-Mode, M-Mode, Doppler) erlauben insb. bei Farbkodierung reproduzierbar, non-invasiv und ohne Strahlenbelastung eine differenzierte Beurteilung der Schwingungseigenschaften menschlicher Stimmlippen. Ihr diagnostischer und therapeutischer (visuelles Biofeedback !) klinischer Einsatz kann daher empfohlen werden.