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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2024

08.03. - 09.03.2024, Köln

Zungenkarzinom im jungen Erwachsenenalter: Ein Fallbericht einer 18-jährigen Patientin und Review der Literatur

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Köln, 08.-09.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc51

doi: 10.3205/24wdhno51, urn:nbn:de:0183-24wdhno512

Veröffentlicht: 9. Februar 2024

© 2024 Lakomek et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Plattenepithelkarzinom der Zunge ist der häufigste maligne Tumor der Mundhöhle. Das Erkrankungsalter liegt meist jenseits der 50. Lebensdekade und ist häufig mit Noxenkonsum assoziiert. Aktuelle Literatur hebt die Relevanz des Zungenkarzinoms im jungen Erwachsenenalter hervor und beschreibt eine Zunahme der Inzidenz in dieser Altersgruppe.

Methoden: Wir berichten über eine 18-jährige Patientin. Zusätzlich wurde eine PubMed-Recherche für die Begriffe „carcinoma of tongue in young adults“ (Veröffentlichung 2000 bis 2023, englische Sprache) durchgeführt. Fallberichte über Zungenkarzinom bei Erwachsenen ≤35 Jahre wurden eingeschlossen. Weiterhin wurden alle zwischen 2010 und 2020 in der HNO der Uniklinik Essen behandelten Fälle mit Diagnose eines Zungenkarzinoms auf Alter, Tumorstadium, Geschlecht usw. ausgewertet.

Fallbericht: Eine 18-jährige Frau stellte sich mit anamnestisch seit drei Wochen bestehender Läsion der linken Zungenseite vor. Die Patientin berichtete von Zungenbrennen und erschwerter Nahrungsaufnahme (Gewichtsverlust 4kg). Vorerkrankungen, Voroperationen, positive Familienanamnese oder Noxen wurden verneint. Klinisch zeigte sich ein verhärtetes, fibrinbelegtes Ulkus vom linken Zungenrand ausgehend. Testungen auf lymphotrope Erreger wie u.a. Lues waren negativ. Die Computertomographie und Magnetresonanztomographie des Kopfes und Halses zeigten einen zentral nekrotisierenden Zungentumor mit anteiliger Infiltration der Mundbodenmuskulatur und linksseitige Lymphknotenmetastasen.

Das Staging ergab keine Fernmetastasierung. Es erfolgte eine Panendoskopie und Probenentnahme in Allgemeinanästhesie. Histologisch ergab sich ein Plattenepithelkarzinom, negativ auf humanes Papillomavirus. Gemäß Tumorkonferenzbeschluss erfolgte eine Hemiglossektomie links, Defektdeckung mittels Radialislappen von links, Neck dissection beidseits und eine temporäre Tracheotomie. Es ergab sich gemäß TNM-Klassifikation ein pT4a pN2b(3/98) G2 L0 V0 Pn0 R0 Tumorstadium.

Die Therapie wurde mit einer adjuvanten Radiochemotherapie vervollständigt.

Ergebnisse: Es wurden elf Literaturfälle eines Zungenkarzinoms mit Erstdiagnose zwischen dem 19. und 29. Lebensjahr ausgewertet (9/11 weiblich; 5/11 positive Noxenanamnese; 3/11 andere Risikofaktoren; 3/11 keine Risikofaktoren). Unser Fallbericht ist mit 18 Jahren besonders jung und weist keine Risikofaktoren auf. Zwischen 2010 und 2020 wurden 73 Patient/innen mit Zungenkarzinom in der HNO der Uniklinik Essen behandelt. Hiervon waren sechs Patient/innen <35 Jahre alt, eine Patientin weiblich.

Diskussion: In der Literatur wird eine Zunahme der Zungenkarzinom Erstdiagnosen im jungen Erwachsenenalter, insbesondere bei Frauen, beschrieben. Auch wenn diese Diagnose in jüngeren Altersgruppen sehr selten ist, sollte bei nicht abheilender Zungenläsion eine Diagnostik inklusive Probenentnahme dringend erfolgen.