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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2024

08.03. - 09.03.2024, Köln

Das Oberlippenbändchen als Ursache für Frontzahnschaden

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Köln, 08.-09.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc34

doi: 10.3205/24wdhno34, urn:nbn:de:0183-24wdhno345

Veröffentlicht: 9. Februar 2024

© 2024 Konen et al.
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Gliederung

Text

Das Oberlippenbändchen besteht aus mit Mundschleimhaut bedeckten Bindegewebsfalten, welche in den Mundvorhof hineinragen. Dieses ist angeboren und zieht meist in der Medianebene von der Lippeninnenseite zur Gingiva des Alveolarfortsatzes. Vor allem bei Kindern kann die Anatomie des oberen Lippenbändchens variieren. Je nach Ausmaß kann es zu ästhetischen Beeinträchtigungen, Bewegungseinschränkungen der Lippe sowie zu Zahnfehlstellungen, beispielsweise einer Frontzahnlücke (Diastema mediale) kommen.

Ein 10-jähriges Mädchen stellte sich im Beisein der Eltern mit kindlichem OSAS zur Adenotomie und Tonsillotomie vor. In der klinischen Untersuchung imponierte zusätzlich zur adenotonsillären Hyperplasie ein kariöser Oberkieferschneidezahn (21). Zudem fand sich ein atypisch verlaufendes Oberlippenbändchen, welches den Zahn 21 umschloss. Anamnestisch sei nach Frontzahntrauma im Alter von 2 Jahren der linke obere Milchschneidezahn (61) abgestorben und im sechsten Lebensjahr ausgefallen. Eine Verletzung der Oberlippe und des oberen Lippenbändchens hierbei wurden verneint. Im Alter von 8 Jahren sei der bleibende linke Schneidezahn verspätet durchgebrochen und habe das Oberlippenbändchen aufgeladen.

In Absprache mit den Eltern führten wir eine Adenotomie und Tonsillotomie sowie die Resektion des Oberlippenbändchens durch.

Wahrscheinlich ist das Frontzahntrauma ursächlich für die anatomische Anomalie des Oberlippenbändchens. Der kariöse Abbau des Zahnes 21 ist am ehesten auf die permanente mechanische Irritation sowie die Behinderung einer regelrechten täglichen Zahnreinigung durch das Oberlippenbändchen zurückzuführen.

Nach Abheilung des Situs wurde eine dringende zahnärztliche Vorstellung empfohlen mit der Fragestellung, ob eine konservierende Versorgung des Schneidezahnes noch möglich sei.

Ein Verlust des Frontzahnes ist per se eine große Herausforderung, im Falle eines Kindes umso mehr. Einerseits stehen in der psychischen Entwicklung ästhetische Aspekte im Vordergrund, andererseits sind die Möglichkeiten einer langfristigen Versorgung begrenzt. Eine enossale Implantation vor Abschluss der Wachstumsphase ist deutlich erschwert, da im Bereich der Insertionsstelle der Knochen und die Krone nicht mitwachsen und es somit zur Intrusion kommt.

Die Korrektur des Oberlippenbändchens ist grundsätzlich angezeigt, wenn funktionelle oder ästhetische Mängel nach Ausbildung des bleibenden Gebisses bestehen. Bei Kindern mit bleibenden Frontzähnen wird vorwiegend die Indikation zur Frenektomie im Vorfeld einer kieferorthopädischen Behandlung gestellt. Ein zu tief inserierendes Oberlippenbändchen im Milchzahngebiss wird in der Regel nicht behandelt, da es oft durch das Wachstum der bleibenden Zähne zu einem spontanen Verschluss des Diastema mediale kommt.