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Wirksamkeit und Sicherheit der adjuvanten Androgendeprivationstherapie mit Radiatio beim Androgenrezeptor-positiven Speicheldrüsenkarzinom – eine prospektive einarmige multizentrische Phase-II-Studie
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Veröffentlicht: | 9. Februar 2024 |
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Einleitung: Das Speichelgangkarzinom (SDC) ist mit einer 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate von etwa 40% das Speicheldrüsenkarzinom (SGC) mit der schlechtesten Prognose. 70-100% der SDC und 21-33% der high-grade Speicheldrüsenkarzinome NOS (SCNOS) (= früher Adenokarzinom NOS) sind Androgenrezeptor-positiv (AR+). Leuprorelin (GnRH-Agonist) und Enzalutamid (Antiandrogen) sind als adjuvante Therapie des Hochrisiko-Prostatakarzinoms zugelassen. Die ESMO-Leitlinien empfehlen eine kombinierte Androgendeprivationstherapie beim rezidivierten/metastasierten AR+ (>70% nukleäre Expression in der Immunhistochemie (IHC)) SDC. Da die Radiochemotherapie im Vergleich zur alleinigen Strahlentherapie bei SGC in der adjuvanten Situation keine Überlebensvorteile zeigt, ist der Goldstandard für die adjuvante Behandlung von SDC/SCNOS die alleinige Strahlentherapie. Eine retrospektive Studie bei AR+ SDC zeigte kürzlich einen signifikanten Vorteil für das krankheitsfreie 3-Jahres-Überleben (DFS) bei Patienten, die mit adjuvanter Strahlentherapie zusammen mit einer Androgendeprivationstherapie behandelt wurden (48,2 %), im Vergleich zur alleinigen adjuvanten Strahlentherapie (27,7 %).
Methoden: Geplant ist die Durchführung einer prospektiven einarmigen multizentrischen (11 Zentren deutschlandweit) Phase-II-Studie zur Evaluation der Wirksamkeit und Sicherheit einer adjuvanten kombinierten Androgendeprivationstherapie (Leuprorelin 3,6 mg s.c. einmal monatlich und Bicalutamid 50 mg p.o. täglich über 18 Monate) zusammen mit einer Strahlentherapie bei Patienten mit AR+ (>70% nukleäre Expression in der IHC) SDC/SCNOS nach primärer chirurgischer Resektion mit kurativer Intention. Der primäre Endpunkt DFS soll mit der oben genannten historischen Kontrollgruppe von Patienten verglichen werden, die mit einer alleinigen adjuvanten Strahlentherapie behandelt wurden. Sekundäre Endpunkte sind Gesamtüberleben, lokoregionäre Kontrolle, Fernmetastasen, Lebensqualität (EORTC QLQ C30), Akut- und Spättoxizität (nach CTCAE Version 6.0).
Ergebnisse: Die Poweranalyse für den primären Endpunkt DFS mit den Parametern Nullüberlebenswahrscheinlichkeit (historische Kontrollgruppe) = 0,277, alternative Überlebenswahrscheinlichkeit = 0,482, alpha = 0,05, power = 0,80, einseitig, Rekrutierung = 24 Monate, Follow-up = 24 Monate nach der Arkussinus-Transformation ergab eine zu erreichende Gesamtstichprobengröße von n = 40 Patienten.
Diskussion: Die geplante Studie ist die weltweit erste klinische Studie zur adjuvanten Therapie des SGC. Ein positives Ergebnis könnte zur Änderung des Goldstandards in der adjuvanten Therapie von AR+ high-grade SGC führen.