gms | German Medical Science

Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2024

08.03. - 09.03.2024, Köln

Vorläufige Schätzung der Cochlea Implantat (CI) Versorgungen in Deutschland und in Nordrhein-Westphalen (NRW)

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author presenting/speaker Andre Morsnowski - HNO-Klinik, Krankenhaus Holweide, Köln, Deutschland
  • Nicola Gerrich - HNO-Klinik, Krankenhaus Holweide, Köln, Deutschland
  • Steffen Maune - HNO-Klinik, Krankenhaus Holweide, Köln, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Köln, 08.-09.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc27

doi: 10.3205/24wdhno27, urn:nbn:de:0183-24wdhno276

Veröffentlicht: 9. Februar 2024

© 2024 Morsnowski et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Die Krankenhaus(KH)reform soll eine „qualitativ hochwertige, flächendeckende und bedarfsgerechte KH-versorgung sicherstellen“. Die KH erhalten eine Vorhaltevergütung für Leistungsgruppen ausgehend von Vorarbeiten in NRW (Eckpunktepapier – Krankenhausreform, 10.07.23). Hierzu hat das MAGS NRW den Bedarf auf die Planungsebene von 16 Versorgungsgebieten heruntergebrochen und die Verhandlungsergebnisse (VE) der Verbände der Krankenkassen (KK) und der KH veröffentlicht.

Der von den KK ermittelte Bedarf von 869 CI für NRW in 2024 erscheint zu gering.

Daher schätzen wir zum Vergleich die tatsächlich durchgeführten CIOPs für Deutschland (D) und NRW in den Jahren 2019 bis 21 und den Bedarf aus öffentlich zugänglichen Quellen ab.

Methoden: Webseiten (https://klinikradar.de/, https://www.weisse-liste.de/) werten bzgl. CI die OPS Ziffern 5-209.2? aus. Die Qualitätsberichte der KH sowie stichprobenartig die der zertifizierten CI versorgenden Einrichtungen (CIVE, https://www.clarcert.de/) werden ausgewertet. Für NRW liegen die VE und anonymisierte Hinweise einzelner in der CI-Versorgung Beteiligter vor.

Ergebnisse: Die Webseiten werten nur OPS Ziffern zu Insertionen aus. Wechsel (.7) und Explantationen (.8) berücksichtigen nur CIVE- und KH-Qualitätsberichte. Letztere enthalten Einträge [Datenschutz] (DS), um bei zu geringer Fallzahl (<4) die Nachverfolgbarkeit von einzelnen Patienten zu unterbinden. Für DS =1 ergibt sich ein unterer Schätzwert. Stichprobenartig erhobene Differenzen zwischen den Qualitätsberichten passen oft zur Zahl der bilateral simultanen CIs. Unter Annahme eines stabilen CI-Bedarfs wird die Summe des Maximums der CIOPs per Klinik 2019 bis 21 mit DS =1 genutzt.

In NRW wollen 21 KH an der CI-Versorgung teilnehmen. Die KK wollten nur 11 KH berücksichtigen. Nach Verhandlungen haben 4 KH auf CI verzichtet. 7 KH für 653 CI einen Konsens erzielt. Unter den offenen 10 Fällen sind 5 KH, denen die KK eine CI-Versorgung absprechen.

Diskussion: Die Webseiten unterschätzen systematisch. Da stets die Kompetenz einer qualifizierten CI-Einrichtung nötig ist, sollten Kodes 5-209.2?, .7 und .8 berücksichtigt werden. Bilateral simultane CI sollten doppelt zählen. Abgebrochene CIOPs und nur DS>1 sind unberücksichtigt.

Die CI Zahlen der KH haben unterschiedliche Trends. Negativ könnten Corona und Flutkatastrophe 2020 im Ahrtal NRW, positiv das Beschränkungsende, CI-Weissbuch-Einführung und CI Indikationsgrenzenerweiterung gewirkt haben.

Fazit: Für die Jahre 2019 bis 2022 ergeben sich 775, 720 und 861 als untere Schätzer für NRW sowie 4249, 3978 und 4113 für D. Unsere dargelegte Schätzung ergibt 4809 realisierbare CI in D bzw. 945 CI in NRW. Jeweils plus die zweiten CIs simultan bilateraler CIOPs. Dies passt zu Schätzungen von 974 CI in NRW. Die deutliche Differenz zur Vorgabe der Krankenkassen stellt eine bedarfsgerechte Planung in Frage und lässt eine spätere Unterversorgung der Bevölkerung befürchten. Diese Diskrepanz könnte sich weiter erhöhen (rückgemeldete starke Zunahme der CIOP in 2023, demographischer Faktor).