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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2024

08.03. - 09.03.2024, Köln

Leitlinien zum Vestibularisschwannom

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Naomi Pollet - UK Köln, Köln, Deutschland
  • Julia Eßer - UK Köln, Köln, Deutschland
  • Jens Peter Klußmann - UK Köln, Köln, Deutschland
  • Jan-Christoffer Lüers - UK Köln, Köln, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Köln, 08.-09.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc14

doi: 10.3205/24wdhno14, urn:nbn:de:0183-24wdhno149

Veröffentlicht: 9. Februar 2024

© 2024 Pollet et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Vestibuläre Schwannome (VS) belegen den dritten Platz unter den häufigsten gutartigen intrakraniellen Tumoren und stellen 8% aller intrakraniellen Tumore dar. In 80-98% der Fälle ist der vestibuläre Teil des Nervus vestibulocochlearis betroffen. Das Management von VS stellt aufgrund des begrenzten Evidenzniveaus eine Herausforderung für medizinisches Fachpersonal dar. Um diesem Umstand zu begegnen, formulierte eine Task Force der Europäischen Gesellschaft für Neuro-Onkologie (EANO) eine Leitlinie. Dieser Vortrag bietet einen Überblick über interdisziplinäre Behandlungsoptionen einer VS und diskutiert relevante Faktoren bei therapeutischen Entscheidungen im Bereich der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Zusätzlich werden wir die europäischen Empfehlungen mit den amerikanischen vergleichen.

Methoden: : Es wurde eine Literaturrecherche unter Verwendung von PubMed durchgeführt, wobei der Fokus auf Studien zu VS lag und Schlüsselwörter wie Behandlung, Diagnostik, Bildgebung, Chirurgie, Radiochirurgie, Strahlentherapie, Beobachtung, Hörverlust, Gesichtsnerv und Hörnerv einbezogen wurden. Ein sorgfältiger Auswahlprozess führte zur Einbeziehung von insgesamt 130 Artikeln.. Beachtenswerte Ergänzungen zu dieser umfassenden Überprüfung waren die Erkenntnisse aus der EANO-Leitlinie von 2019 zu VS sowie die formulierte Empfehlungen des Neurochirurgenkongresses von 2018.

Ergebnisse: Die Beobachtung wird als angemessen für zufällige, asymptomatische VS betrachtet. Alternativ kann bei kleineren VS, bei denen die Erhaltung der Gesichtsnerven- und Hörvermögensfunktion vorrangiges Ziel ist, die stereotaktische Radiochirurgie (SRS) der Mikrochirurgie vorgezogen werden. Bei großen VS gilt die Operation als primäre Behandlung zur Verringerung des Masseneffekts, wobei die Wahl des chirurgischen Ansatzes von den Tumorcharakteristika und der Expertise des Chirurgen abhängt und die intraoperative neurophysiologische Überwachung obligatorisch ist. Zusätzlich ist für große VS die Reduzierung des Tumorvolumens gefolgt von SRS oder Beobachtung eine valide Option. Beachtenswert ist, dass die EANO-Richtlinie und die amerikanischen Empfehlungen Ähnlichkeiten aufweisen und einen Konsens in der diagnostischen und therapeutischen Vorgehensweise etablieren.

Diskussion: Die Therapieentscheidung für ein VS ist eine individuelle Abwägung, bei der die morphologischen Eigenschaften des Tumors, die Ergebnisse der Funktionsdiagnostik und die persönlichen Prioritäten des Patienten berücksichtigt werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die zu erwartende Hörsituation nach dem Eingriff und die Möglichkeiten der Hörrehabilitation gelegt werden, und diese Aspekte sollten frühzeitig besprochen werden. In vielen Situationen ist es ratsam, die Erhaltung von Funktionen und die Lebensqualität des Patienten höher zu priorisieren als eine vollständige Entfernung des Tumors. Daher wird betont, dass eine interdisziplinäre Tumorkonferenz vor der Therapie für jeden Patienten mit VS empfohlen wird.