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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2022

19.08. - 20.08.2022, Münster

Stellenwert von vKIT und Kalorik als Screening-Tool zur Identifikation peripher vestibulärer Schwindelformen

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 19.-20.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc49

doi: 10.3205/22wdhno49, urn:nbn:de:0183-22wdhno490

Veröffentlicht: 17. August 2022

© 2022 Spiekermann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Symptom Schwindel ist ein häufiger Grund für eine ärztliche Konsultation und erfordert, bedingt durch die diversen Ätiologien, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie eine korrekte, zielführende Diagnostik. Entscheidend für den/die HNO-Arzt/Ärztin ist die Identifikation peripher-vestibulärer Ätiologien und die Abgrenzung von zentralen oder sonstigen Schwindel-Ursachen.

Methoden: Bei einem Patientenkollektiv (n=255), das die HNO-Klinik des Universitätsklinikums Münster aufgrund des Symptoms Leitsymptoms „Schwindel“ aufgesucht hat, wurden sowohl ein Video-Kopf-Impulstest (vKIT) als auch eine kalorische Untersuchung mit Warm- und Kalt-Spülung durchgeführt.

Retrospektiv erfolgte eine Klassifizierung der Patient*innen (Pat.) hinsichtlich der Schwindelcharakteristik, der Schwindeldauer, der Begleitsymptome, möglicher Auslöser sowie der Arbeitsdiagnose und eine vergleichende Analyse der vKIT- und Kalorik-Ergebnisse.

Ergebnisse: Das Patientenkollektiv umfasste mit einer male-to-female ratio von 1:1, 127 weibliche und 128 männliche Pat. mit einem medianen Alter von 56 Jahren (min. 7, max. 89). In der vKIT zeigten sich bei 54,5% der Pat. (n=139) pathologische Rückstellsakkaden, eine auffällige Kalorik konnte bei 52,5% der Pat. (n=134) festgestellt werden. Pathologien im vKIT und der Kalorik ergaben sich bei insgesamt 85 Pat. Klassifiziert nach der Schwindelcharakteristik waren bei Pat. mit Drehschwindelbeschwerden pathologische vKIT und Kalorik-Befunde ebenso häufig zu erheben wie bei Schwindel mit schwankender Charakteristik (53% vs. 54%). Bei 80% der Pat. mit peripher vestibulärer Schwindelursache konnten entweder pathologische vKIT oder pathologische Kalorik-Befunde gefunden werden, jedoch auch bei 67% der Pat. mit nicht-peripher vestibulärer Genese.

Diskussion: Mit einer Sensitivität von 80% und einer geringen Spezifität von nur 33% eignen sich der vKIT und die Kalorik in Kombination nicht als Screening-Tool zur Unterscheidung zwischen peripherer und zentraler Ätiologie von Schwindelbeschwerden. Maßgebend ist daher nach wie vor die klinische Untersuchung sowie die gezielte Anamneseerhebung. Als ergänzende Untersuchung zur Sicherung der Differenzialdiagnose haben sowohl der vKIT als auch die Kalorik einen großen Stellenwert in der Routine-Diagnostik beim Leitsymptom „Schwindel“.