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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2022

19.08. - 20.08.2022, Münster

Personalisierte Chirurgie in der HNO: Grundlagen des Reboot-Konzeptes

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 19.-20.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc37

doi: 10.3205/22wdhno37, urn:nbn:de:0183-22wdhno374

Veröffentlicht: 17. August 2022

© 2022 Bogaert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) ist eine rezidivierende entzündliche Erkrankung der oberen Atemwege. Das derzeitige chirurgische Standardkonzept besteht vor allem in der Entfernung der Nasenpolypen und der deutlich geschwollenen Schleimhautareale. In den letzten Jahren wird jedoch auch ein ausgedehntes chirurgisches Konzept, die sogenannte Reboot-Technik, diskutiert. Diese basiert auf der Erkenntnis, dass die gesamte NNH-Schleimhaut im Sinne einer Typ-2-Entzündung verändert ist und entfernt werden sollte, um die Erkrankung zu beherrschen und damit Rezidive zu vermeiden.

In dieser Studie wollten wir die Grundlagen für die Notwendigkeit der Reboot-Technik überprüfen. Unser Ziel war es hier, auf lokaler Schleimhautebene zu untersuchen, wie ausgedehnt das Krankheitsgeschehen bei der CRSwNP ist, und ob auch die nicht-polypös veränderte Schleimhaut betroffen ist.

Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten mit (mittel)schwerer chronisch-polypöser Pansinusitis beidseits. Proben mit Polypen, nicht-polypöser Nasennebenhöhlenschleimhaut, Nasenmuschelschleimhaut und Schleimhaut des Processus uncinatus wurden separat entnommen. Als Kontrolle wurde eine Probe der Nasenmuschelschleimhaut bei gesunden Patienten entnommen. Im Gewebe wurde die Konzentration von ECP, IgE, SE-IgE, IL-4, IL-5, IL-17 und TNF-α analysiert.

Ergebnisse: Wir haben 12 betroffene und 16 gesunde Patienten eingeschlossen. Bei den Patienten mit CRSwNP waren die Konzentrationen der Typ-2 Marker IgE, ECP und IL-5 im Vergleich zu den Kontrollen in allen Nebenhöhlen erhöht. Die nicht-polypöse Nasennebenhöhlenschleimhaut zeigte das gleiche Muster und Ausmaß an Entzündung wie die Polypen selbst. Es gab auch keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Nasennebenhöhlen. Alle entzündlichen Zytokine waren zudem bei Patienten mit Revisionsoperation signifikant höher als bei Patienten mit Erstintervention.

Diskussion: Diese Studie zeigt erstmalig, dass sich bei Patienten mit einer chronisch-polypösen Rhinosinusitis der immunologische Krankheitsherd über die gesamte sinunasale Region erstreckt, inklusive nicht-polypöser Schleimhaut. Unsere Ergebnisse unterstützen das chirurgische Reboot-Konzept, das neben Typ-2 Biologika eine Rolle in der Therapie von unkontrollierter schwerer chronisch-polypöser Rhinosinusitis spielen kann.